Streuobstwiesen in Gefahr
Sie heißen Krügers Dickstiel, Gräfin von Paris oder Dönisens Gelbe Knorpel. Hinter diesen klangvollen Namen stecken alte Obstsorten: Apfel, Birne und Süßkirsche.
Typischerweise sind seltene Früchte wie diese auf sogenannten Streuobstwiesen zu finden. Diese Landstücke, bepflanzt mit verschiedenen Obstbäumen, sind wahre Oasen für Pflanzen und Tiere. Auf einer einzigen Streuobstwiese können bis zu 5.000 Tier- und Pflanzenarten leben, die anderswo durch intensive Bebauung oder durch landwirtschaftlich genutzte Flächen immer mehr zurückgedrängt werden. Dazu zählen etwa Insekten, kleine Säugetiere, Amphibien und Reptilien.
Die "obere Etage", also die Kronen der Obstbäume, bietet zudem verschiedenen Vogelarten Unterschlupf. Typische Vertreter sind etwa der Steinkauz, der Wendehals sowie Grün- und Buntspechte. Und im knorrigen Obstbaumgehölz sind oft Hornissen oder sogar Fledermäuse zu Hause.
Doch die Streuobstwiesen in Deutschland sind zunehmend in Gefahr. Altes Kulturgut erhalten Derzeit gibt es in Deutschland noch 300.000 Hektar dieser Flächen, auf denen 3.000 Obstsorten kultiviert werden. Früher prägten Streuobstwiesen ganze Landstriche, heute sind viele in einem kritischen Zustand. Darauf weist die renommierte Heinz Sielmann Stiftung hin, die es sich zusammen mit anderen Förderern zur Aufgabe gemacht hat, Streuobstwiesen zu erhalten.
So werden beispielsweise - gefördert durch ein gemeinsames Projekt mit Aeroxon - in der Nähe von Duderstadt am Grünen Band entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze auf einer Fläche von drei Hektar zukünftig wieder traditionelle Obstsorten angebaut. Jetzt, im Herbst 2019, pflanzt man hier die ersten von 200 Obstbäumen neu.
"Streuobstwiesen sind vergessene Naturschätze", sagt Thomas Updike, Mitstreiter der Initiative und Geschäftsführer von Aeroxon. "Wir wollen - als Unternehmen im Remstal bei Stuttgart beheimatet, wo es viele Streuobstwiesen gibt - einen Beitrag zum Schutz der Artenvielfalt leisten."
Seltene Obstsorten erhalten
In einem neuen Projekt am Bodensee werden einzeln stehende, alte und seltene Streuobstbäume wissenschaftlich untersucht, um geeignete Maßnahmen zur Stabilisierung und Revitalisierung finden zu können. Weiter unterstützt Aeroxon das Streuobstinformationszentrum Mössingen und den Verein Hochstamm e.V., der im Remstal mit umfangreichen Maßnahmen alte Streuobstwiesen rettet und erhält. Unter www.zukunftwirksamgestalten.de gibt es Informationen zu diesen Aktionen.