

Qualifizierung von Lehrkräften
Die Digitalisierung schafft eine verkehrte Situation in der Schule: Die meisten Schüler/innen sind im Umgang mit ihren digitalen Endgeräten bewanderter als ihre Lehrer/innen, die ihnen jedoch digitale bzw. mediale Kompetenzen vermitteln sollen. Ein defizitärer Umstand, dem die Veranstaltung „Mobiles Lernen Abhilfe leisten soll. Nicht wenige Lehrer/innen seien unsicher im Umgang mit digitalen Medien oder frustriert, weil sie die unzähligen Möglichkeiten digitaler Nutzanwendungen nicht überblicken, so Karsten Machinek vom Niedersächsisichen Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung Hildesheim (NLQ). Machinek ist einer von 80 Medienberatern in Niedersachsen, die pädagogisches Personal beraten. Sein Kollege Martin Janik, Lehrer an der BBS Osterholz-Scharmbeck, ergänzt: „Wir erleben derzeit ein Leitmedienwechsel vom geschriebenen Wort im Buch hin zum gesprochenen Wort im Film. Dementsprechend müssen wir unter den Lehrer/innen ein Medialitätsbewusstsein und ein Vertrauen in die Neuen Medien schaffen, damit Lehrer/innen ihre heutige Bildungsaufgabe adäquat erfüllen können.“ Das Hauptziel des Netzwerkes sei die Qualifizierung von Lehrkräften, damit sie auch zukünftig in der Lage sind, ihre Schüler/innen für die digitalisierte Arbeitswelt zu qualifizieren.
Einen Überblick schaffen
In der Veranstaltung am 23. Oktober hält zunächst Jörg Steinemann vom NLQ einen Impulsvortrag über die Mythen des Digitalpaktes bevor in drei Workshops bis zu 50 Themen rund um den Einsatz von digitalen Geräten wie dem Tablet oder dem Smartphone im Unterricht verhandelt werden sollen. Die Themen reichen von der basalen „Knöpfchenkunde“ über Filmdreh bis hin zur Verhandlung der Bedeutung von Fake New und Social Bots im digitalen Zeitalter.
Zudem wird eine Ausstellung „das Neuste vom Neusten präsentieren“, so Machinek. Ein Wissen über die Bandbreite der technologischen Gerätschaften sei unerlässlich für die Antragsstellung zur Förderung von deren Anschaffung. Erst ein umfangreiches Wissen über die zahlreichen Nutzanwendungen und vielfältigen Gerätschaften ermöglicht die Erststellung eines Konzepts für die schulische Digitalisierung. Auch hierbei leisten die Medienberater/innen der NLQ den Schulen und Lehrkräften Hilfestellung. Entscheidend sei die Frage, welches Leitbild eine Schule vertreten will. Schulleiter Windmann betont, dass die Digitalisierung auch eine Entscheidung über den Charakter einer Schule verlangt: „Ist sie eine Institution der Bildung oder der Selektion aufgrund von Noten?“ Es sei doch sehr widersprüchlich, Schüler/innen zu mündigen Usern zu erziehen und ihnen andrerseits in den Prüfungen die Nutzung ihrer Endgeräte zu verwehren. Fraglich wird, ob oder wie benotet werden kann bzw. soll.
Medialitätsbewusstsein
Medialitätsbewusstsein erschöpft sich jedoch nicht in einem Geräte- und Anwendungswissen bzw. in Medienkompetenz. Letztere beschreibt die Summe der anwendungsbereiten Kenntnisse, Medien für die eigene Lebensgestaltung selbstbestimmt zu nutzen sowie auf diese Welt aktiv handelnd Einfluss zu nehmen. Medialitätsbewusstsein ist die Bedingung von Medienkompetenz und besteht im reflektierten Umgang mit Medien, der auf der Einsicht gründet, dass Medien nie Wirklichkeit, sondern nur medienspezifisch konstruierte Wirklichkeitsausschnitte liefern. Dieser Charakter der Medien begründet die Forderung, Medienbildung in die Allgemeinbildung zu integrieren.