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Nadine Schilling

„Trübe Brühe“ in der Region Weser-Elbe, BUND-Wasseruntersuchungen bestätigen schlechten Wasserzustand

Die Messergebnisse sind besorgniserregend: nur zwei Prozent der untersuchten Proben befanden sich in einem guten Zustand.
 Foto: Adobe Stock

Die Messergebnisse sind besorgniserregend: nur zwei Prozent der untersuchten Proben befanden sich in einem guten Zustand. Foto: Adobe Stock

Niedersachsen (eb). Im Rahmen seines Projekts „Aktion Wasser - für lebendige Gewässer und sauberes Grundwasser“ konnte der BUND in diesem Jahr den oft auch amtlich festgestellten schlechten Zustand vieler Gewässer und des Grundwassers in der Region Weser-Elbe bestätigen. Zahlreiche ehrenamtlich Aktive engagierten sich als Bürgerwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in dem Projekt.
Besorgniserregende Messergebnisse
„Bei unseren Untersuchungen an Gewässern nahmen wir vor allem die Nährstoffe wie Nitrat, Ammonium und andere unter die Lupe und bestimmten, so weit es ging, auch Wassertiere vom Gewässergrund“, erläutert Bernd Quellmalz, BUND-Regionalgeschäftsführer Weser-Elbe die Vorgehensweise. „Die Ergebnisse sind besorgniserregend: Nur zwei Prozent der untersuchten 62 Gewässer-Proben befanden sich in einem guten Zustand, 88 Prozent aber nicht.“ Zehn Prozent der Proben ließen sich mangels Daten nicht ausreichend bewerten.
Neben den Gewässern hatten die ehrenamtlichen Wasserschützerinnen und Wasserschützer des BUND auch die Nitrat-Werte im Grundwasser der Region im Visier. Bei vier Veranstaltungen in Hechthausen, Wanna, Worpswede und Osterholz-Scharmbeck riefen sie Bürgerinnen und Bürger auf, Wasserproben aus ihren Hausbrunnen auf Nitrat untersuchen zu lassen. Quellmalz: „Die Ergebnisse waren nicht überraschend, aber nicht minder besorgniserregend: Von den 110 untersuchten Wasserproben wiesen 59 Prozent Nitrat-Werte von 10 bis 80 mg/l auf. Neun Prozent der Werte lagen sogar bei 50 mg/l oder mehr, also jenseits des offiziellen Grenzwertes für Trinkwasser Diese Ergebnisse deuten auf menschengemachte Ursachen hin und sind als mäßig bis sehr kritisch belastet einzustufen.
Das Wasser aus diesen Proben sollte nach Ansicht des BUND keinesfalls getrunken oder bei den höheren Werten für das Planschbecken genutzt werden. Ursache für die Belastung der Gewässer und des Grundwassers ist vor allem die aktuell intensive Form der Landwirtschaft, aus der allein in Niedersachsen jährlich rund 50.000 Tonnen Stickstoff und 30.000 Tonnen Phosphat zu viel in Böden und auch in die Gewässer gelangt. Nitrat ist für Menschen zwar erst einmal nicht giftig“, warnt der Biologe. „Im Magen und Darm, aber auch beim Stehenlassen von Nahrung unter Luftabschluss wird es durch Bakterien jedoch zum giftigen Nitrit umgebaut, welches als krebserregend gilt und bei Kleinkindern und Säuglingen zur Blausucht führen kann.
Für die Natur mit ihrer Artenvielfalt stelle die zu hohe Nährstofffracht ebenfalls ein großes Problem dar. „Daher muss sich der Zustand von Gewässern und Grundwasser dringend und schnellstens verbessern.
Die Politik muss endlich auf allen Ebenen handeln“, fordert der BUND-Sprecher. „Wir werden auf jeden Fall weitermachen und suchen für weitere Wasseruntersuchungen noch Unterstützung. Interessierte sind herzlich willkommen und werden entsprechend geschult.“
Hohes ehrenamtliches Engagement
Mit ihrer „Aktion Wasser“ möchten die BUND-Gruppen Cuxhaven, Osterholz, Unterweser und Wesermarsch die Belastung von Gewässern und Grundwasser sichtbar machen, um öffentlichen Druck auf die Entscheidungsträger auszuüben, aber auch um für den Gewässer- und Wasserschutz zu sensibilisieren. Über den Weg der Bürgerwissenschaft (Citizen Science) und bei Info-Veranstaltungen erklären die Wasserexperten den Zusammenhang zwischen Landnutzung und Wassergüte und versuchen Menschen zu motivieren, selbst aktiv zu werden. Quellmalz: „Die Resonanz im ersten Projektjahr zeigt, dass vielen Bürgerinnen und Bürgern das Thema am Herzen liegt. An den drei Schulungen nahmen insgesamt 58 Interessierte aus der gesamten Region teil.
Über Vorträge, Führungen, Infostände und Kinderaktionen erreichte der BUND zusätzlich insgesamt weit mehr als 150 Menschen aus der Region Weser-Elbe. 13 von ihnen entschieden sich anschließend, entweder mithilfe von erfahrenen BUND-Experten oder selbstständig weitere Daten zu erheben. Eine davon ist Katja Seedorf aus Beverstedt im Landkreis Cuxhaven. Sie beschreibt ihre Motivation wie folgt: „ Ich bin schon seit Jahren als Otter-Spotterin aktiv. Der Otter benötigt intakte Gewässer. Da war der Schritt nur noch ein kleiner, mich auch im Gewässerschutz zu engagieren. Die Datenerhebung sehe ich dabei nur als Anfang, um einen besseren Gewässerzustand zu erreichen.“ Annette Chapligin möchte in der Umweltstation Iffens in Butjadingen im Landkreis Wesermarsch vor allem junge Menschen für den Gewässerschutz begeistern: „Wir müssen früh mit der Umweltbildung anfangen und gerade Jugendlichen die Zusammenhänge zwischen Landnutzung und Wasserqualität erklären. Die Wasseruntersuchungen mit ihren chemisch-physikalischen und biologischen Aspekten sind hier ein guter Anreiz.“
Im Landkreis Osterholz hat sich Lars Bertram mit seinem Sohn aufgemacht, des Geestbach „Schwaneweder Beeke“ langfristig im Blick zu behalten: „Mich interessiert zum Beispiel, wie sich der Gewässerzustand infolge der teilweisen Renaturierung im Jahresverlauf verändert, und ich möchte die Ergebnisse mit naturfernen Abschnitten vergleichen. Mein Sohn ist ganz begeistert von den Tieren im Wasser.“ Insgesamt leisteten alle Ehrenamtlichen bei der Planung, Vorbereitung und bei den Wasseruntersuchungen rund 1.000 Stunden für den Schutz unserer Gewässer und unseres Grundwassers. Das Engagement aller Beteiligten war und ist spitze“, ist Bernd Quellmalz begeistert. „Hierfür recht herzlichen Dank.“
Wer beim Projekt „Aktion Wasser“ mitmachen möchte, wendet sich bitte an Bernd Quellmalz, Tel.: 0176 / 51 63 80 85, bernd.quellmalz@nds.bund.net. Weitere Infos und die detaillierten Messergebnisse gibt es unter www.BUNDWeser-Elbe.de/aktionwasser. Das Projekt „Aktion Wasser“ wird getragen von den BUND-Gruppen Cuxhaven, Osterholz, Unterweser und Wesermarsch und gefördert von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung.


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