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Das Böse im Heute

Antisemitismusbeauftragter Prof. Dr. Gerhard Wegner erklärt auf Gedenkveranstaltung in Bergen-Belsen wozu Erinnerungskultur heute unbedingt gebraucht wird.

Niedersachsen (eb). Anlässlich des 79. Jahrestags der Befreiung des ehemaligen KZ Bergen-Belsen am Sonntag, 5. Mai, spricht der Niedersächsische Landesbeauftragte gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens, Prof. Dr. Gerhard Wegner, über die Bedeutung von Erinnerungskultur. Hierbei betont der Landesbeauftragte, dass es insbesondere vor dem Hintergrund des Wachens eines immer aggressiver werdenden neuen Rechtsradikalismus sowie eines offenen zu Tage tretenden israelbezogenen Antisemitismus keine Abkehr von erinnerungskultureller Arbeit geben darf.

„Natürlich steht die Erinnerungskultur vor großen Herausforderungen und natürlich müssen wir die Verluste von Zeitzeug:innen und ihre eindrucksvollen, leidvollen Berichte von damals schmerzlich hinnehmen. Jedoch stehen uns auch neue Wege zur Verfügung: allein technische Möglichkeiten eröffnen uns eine Vielzahl an neuen Ansätzen und Vermittlungsmethoden. Und damit geht es darum zu zeigen, wie so ein Zivilisationsbruch von damals heute wieder geschehen kann - nicht so sehr, wie es geschehen ist“, so der Landesbeauftragte. Wegner führt fort: „Die Agitationen der Nazis gegen die angebliche Ortlosigkeit der Liberalen und für die Bewahrung einer angeblich idyllischen Heimat, die Renaturalisierung der Familie und einer entsprechenden Zuweisung der Rolle der Frau und der angeblichen Kriegernatur der Männer: All das ist wieder da. Und kann heute, wie damals, nur mit Gewalt durchgesetzt werden. Das kann man bei Björn Höcke nachlesen. Daran gilt es nichts zu relativieren. ‚Nie wieder ist jetzt‘ bedeutet auch: Damals ist heute!“

Vor diesem Hintergrund müsse man Impulse für eine moderne Erinnerungskultur von jungen, insbesondere auch jüdischen, Stimmen unbedingt hören, resümiert der Antisemitismusbeauftragte. „Sie stehen neben der Erinnerung an Geschehenes für das aktuelle jüdische Leben ein und können so neue persönliche Bezugspunkte für das Hier und Jetzt schaffen. Es geht nicht um ein Zurück zu dem, was damals geschehen ist, sondern um die Vergegenwärtigung des Bösen im Heute - um es heute zu erkennen und entschlossen bekämpfen zu können“, so Wegner.


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