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Joerg Monsees

Rosa Luxemburg - Szenische Lesungen mit M. Pört im MöbelMarkt

Das KünstlerInnenkollektiv M.Pört Kristin Kehr und Tristan Jorde stellten eine sensible Rosa Luxemburg der deutschen Realität von 1914 bis 1918 gegenüber.  Foto: ls

Das KünstlerInnenkollektiv M.Pört Kristin Kehr und Tristan Jorde stellten eine sensible Rosa Luxemburg der deutschen Realität von 1914 bis 1918 gegenüber. Foto: ls

Bremervörde (ls). Die Kulturbühne im MöbelMarkt Bremervörde ist immer wieder für eine Überraschung gut. Zum Jahresauftakt stellte das Künstlerduo M.Pört eine vielleicht unbekannte Rosa Luxemburg vor. Wer in der vom Rosa Luxemburg Club Vörder Land organisierten gut besuchten Veranstaltung mehr von der kämpferischen Kommunistin zu erfahren hoffte, sah sich enttäuscht. Rosa Luxemburg, die sich gegen Nationalismus, Opportunismus und Revisionismus stellte, die sich für die Kriegsverhinderung engagierte, war nicht das Thema dieses Abends. Vielmehr haben sich Kristin Kehr und Tristan Jorde mit der anderen, poetisch und sensiblen Rosa Luxemburg beschäftigt. Die unter diesem Gesichtspunkt ausgesuchten Briefe, die die „rote Rosa“ aus ihrer politisch begründeten Haft schrieb, wurden der deutschen Wirklichkeit in der jeweiligen Zeit gegenüber gestellt. So prallten zwei Welten an diesem Abend aufeinander. Auf der einen Seite verkörperte Tristan Jorde die damalige deutsche „Realität“. Der anfängliche „Hurra-Patriotismus“ im Jahr 1914 steigerte sich in den Kriegsberichten der Heeresleitungen von Siegen an den jeweiligen Fronten. Das sich im Laufe der Jahre wandelnde Bild durch Frontberichte von Soldaten, die vom Elend in den Schützengräben berichteten, wurde durch absurde Fehleinschätzungen des Kaisers konterkariert. Dem gegenüber gestellt wurde, mit sehr viel Gefühl durch Kristin Kehr inszeniert, die inhaftierte Rosa Luxemburg. Ihre mutmachende Aufmunterung der Freunde, die in dieser Situation schon fast naiv wirkende Liebe zur Natur in ihren Briefen aus dem Gefängnis schien absurd. „Es quält mich, allein so viel Schönes zu erleben,“ schreibt sie aus dem Gefängnis mit Bezug auf ihren „Garten“ im Gefängnishof. Die poetische Form ihrer Briefe beeindruckte. Ein Schreibstil, der heutigen Briefen nicht mehr innewohnt. Und doch wurde auch in diesen Briefen ihre innere Haltung deutlich. „Gegen eine ganze Menschheit sich zu empören ist sinnlos,“ schrieb sie an Sophie Liebknecht. „Mensch sein ist vor allem die Hauptsache.“ Die beiden Schauspieler des KünstlerInnenkollektivs von M.Pört Kristin Kehr und Tristan Jorde beeindruckten durch ihre intensive Darstellung und wurden zum Schluss mit starkem Applaus verabschiedet. Eine auch für die jetzige Zeit von Rosa Luxemburg getroffene Aussage blieb im Gedächtnis: „Freiheit ist immer auch die Freiheit des anders Denkenden.“ Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht wurden wenige Monate nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis von Angehörigen der Garde-Kavallerie-Schützen-Division ermordet. Deutsche Realität vor 100 Jahren.


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