

Landaus landein verzeichnen Vereine einen Mitgliederschwund, der sich durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie weiter erhöht hat. Die Zahl derer, die sich regelmäßig ehrenamtlich für ihre Mitmenschen einsetzen, ist bundesweit gesunken. Die Kirchengemeinden erleben Ähnliches. Das Potenzial an ehrenamtlichem Engagement all dieser Aktiven in den Vereinen, der Kirche oder auch bei anderen Interessierten voll auszuschöpfen ist nun Ziel des Pilotprojekts.
In Bevern und Plönjeshausen hat eine Projektgruppe aus den beteiligten Ortschaften den Slogan „Gemeinsam an der Bever“ erdacht und nun die gelungene Auftaktveranstaltung organisiert. Das Projekt ist eine Entwicklungspartnerschaft mit dem Landesverband EngagementModeration Niedersachsen e.V. (LEM) und wird gefördert vom Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (ML). Gemeindepastor Kristian Goletz hatte von dem Projekt erfahren und seine Gemeinde erfolgreich bei der Landeskirche empfohlen.
Zur Auftaktveranstaltung waren rund 45 neugierige und interessierte Bürger:innen beider Ortschaften ins Haus der Gemeinde gekommen, um zu erfahren, was es denn nun mit „Kirche und Kommune“ und „Gemeinsam an der Bever“ auf sich hat.
Mitentscheiden, mitbestimmen, mitgestalten
Projektkoordinatorin und Referentin Sabine Runkel vom Haus kirchlicher Dienste erläuterte den Anwesenden die Projektidee: „Heute geht es hier um Mitbestimmung, Mitentscheidung und Mitgestaltung. Wir möchten alle Ehrenamtlichen an einen Tisch bringen.“ Die Referentin hatte vier Pinnwände vorbereitet, auf denen sie die Ideen der Bürger:innen in verschiedenen Kategorien sammeln wollte. Sie motivierte mit sprachlichen Bildern die Anwesenden dazu, über ihre Dörfer nachzudenken und in Austausch zu kommen. „Was ist neben dem Offensichtlichen noch in ihrem Dorf? Was fehlt Ihnen? Seien Sie mutig und schreiben Sie auch verrückte Ideen auf“, so ihr Auftrag.
Sofort startete ein lebhafter Austausch. Nach rund 30 Minuten verriet ein Blick auf die Pinnwände: Vieles gefällt den Menschen an ihren Dörfern - Einzelhandel, die Ziegelei, Wald und Natur, das aktive Vereinsleben, die Gemeindearbeit. Zusätzlich äußerten die Anwesenden auch verschiedene Wünsche. Treffpunkte und Feste für Jugendliche, ein weiterer öffentlicher Spielplatz, die Auszeichnung von Wander- oder Radwegen oder das Fehlen von Arzt und Schule wurden angesprochen.
Es engagieren sich (fast) immer die Gleichen
Auf einer der Stellwände wurde wie in einem Brennglas das Problem mit freiwilligem Engagement deutlich. Jene Pinnwand trug die Überschrift: Was kann ich tun? Woran würde ich mich beteiligen? „Dass immer (fast) die gleichen sich engagieren und andere diese Angebote nur nutzen“, stand da. Nur vier Personen hatten den Mut, namentlich konkrete Hilfe anzubieten, bei der Organisation von Festen, dem Auszeichnen von Wanderwegen, Fahrdienste zu leisten und Verköstigung bereitzustellen. Ein für alle offensichtliches Ungleichgewicht zwischen Wünschen und konkretem Angebot der Umsetzung.
Allen Anwesenden wurde aber zumindest klar, wie sich auch andere viele Gedanken zum Dorf machen, dass es einige gibt, mit den gleichen Ideen und dass es als nötigen Schritt nun den Mut braucht, konkret zu werden. Gleich auf mehreren Schildern waren die Themen: Einbindung der Jugend, Spielplatz oder Wanderweg zu lesen. „Und wenn am Ende ein Ergebnis ist, dass wenig davon konkret umgesetzt wird, so waren wir doch alle im Gespräch miteinander und haben uns über unsere Ideen ausgetauscht. Ich freue mich, dass heute so viele Interessierte hier zusammengekommen sind und mit ihren Ideen die Dorfgemeinschaft bereichern“, fasst Niklas Brockmann, stellvertretender Ortsbürgermeister von Bevern seine Eindrücke zusammen.
Ehrenamtliche werden bei der Vernetzung begleitet
Sabine Runkel wird in den nächsten eineinhalb Jahren die Ortschaften wiederholt besuchen, die Ehrenamtlichen begleiten und gemeinschaftsfördernde Impulse setzen. Als nächstes wird sie die Ergebnisse der Auftaktveranstaltung kategorisieren und zusammenfassen. Bei einer weiteren öffentlichen Veranstaltung wird sie die Ergebnisse den Bürger:innen präsentieren, um sie zu ermutigen dabei zu bleiben und einige Ideen vom runden Tisch zur Umsetzung zu bringen. Finanzielle Mittel zur Umsetzung von Projekten stehen übrigens im Rahmen des Projekts „Kirche und Kommune“ nicht zur Verfügung.
Alle Bürgerinnen und Bürger der Ortschaften Bevern und Plönjeshausen sind aufgerufen sich mit Anregungen, Ideen und auch Kritik einzubringen, Arbeitsgruppen zu bilden und gemeinsam anzupacken, für noch mehr Lebensqualität und die wertvolle Erfahrung eines gelebten Miteinanders.