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Sabine Steinhoff

Diskussion über erneuerbare Energien in Kuhstedt

Gnarrenburg/Kuhstedt. Auf Einladung des CDU-Gemeindeverbands kamen kürzlich interessierte Bürger:innen in den Gasthof Ahrens, um die Inbetriebnahme von Photovoltaik-Flächen und Windkraftanlagen im Gemeindegebiet zu erörtern.

Jann Uphoff vom Ingenieurbüro „SolarWind Projekt GmbH (SWP)“ mit seinen Büros in Ostfriesland und Hamburg wies in seinem Vortrag darauf hin, dass durch die Energiewende bis heute etwa 50% der fossilen Energiegewinnung (Atomenergie, Kohle, Gas, Mineralöl) durch erneuerbare Energien (Solar-, Wind-, Biogas, Wasserstoff) ersetzt werden konnten. Doch müsse dieser Prozess weiter vorangetrieben werden, um das Klimaabkommen bis 2050 erfüllen zu können.
Ein effektiver Zweig der erneuerbaren Energien stelle dabei die Solarenergie dar, insbesondere die Ausnutzung von Flächen für Photovoltaik (PV)-Anlagen. So könnten auf einem Hektar PV-Fläche mit neuester Modultechnik eine Million kWh erzeugt werden. Eine Kopplung von Windkraft und Solaranlagen sei dabei ein Zugewinn, denn während die Windkraftanlagen in windstarken Monaten die höchste Stromerzeugung schafften, seien es bei Solarmodulen die sonnenstarken Monate.
 
Potenzial im Torfabbaugebiet
 
Allein die Gewinnung von Solarenergie über Gebäudeflächen bringe dabei nicht die gleiche Stromgewinnung wie PV-Flächen im Freiland. Auch Moore seien gut geeignet, denn die Module ließen sich durch Einrammen von Metallträgern dort gut verbauen, Betonfundamente seien nicht notwendig. Die Biodiversität könne dadurch gut gewahrt werden.
Im Torfabbaugebiet Gnarrenburgs gäbe es dafür viel Potenzial, eine Bewässerung der Flächen unterhalb der Module wäre problemlos möglich, würde dies von Projektbeginn an so geplant. Klima- und Moorschutz, Landschafts- und Naturschutz ließen sich durch PV-Flächen gut verbinden.
Uphoff hoffe, dass nun schnelle Lösungen zur Umsetzbarkeit gesetzlich geregelt würden, denn viele Bereiche müssten zukünftig aus der Stromgewinnung betrieben werden, wie bspw. die E-Mobilität oder der Breitbandausbau.
 
Windkraft in Kuhstedt
 
Im zweiten Teil ging es um die vier in Planung befindlichen Windkraftanlagen in Kuhstedt. Bernd Schröder, 1. Vorsitzender der Interessensgemeinschaft Windkraft Kuhstedt, gab einen Überblick über den momentanen Stand des Projektes. Die naturschutzfachliche Untersuchung, bei der es um Ausgleichsflächen ging, konnte abgeschlossen werden. Fünf Ausgleichsflächen-Grünlandstreifen für den Mäusebussard, ein Streifen Brachland für Bodenbrüter, eine Streuobstwiese, eine Strauch-Baumhecke und Grünland für Kiebitze seien geplant, um der Natur die verbauten Betonflächen wiederzugeben.
 
Förderverein für alle Bürger:innen
 
Die vier Windkrafträder sollen bis Juli 2022 in Betrieb gehen, die Ausgleichsflächen werden bis April 2022 geschaffen. Da der Verein in einem früheren Anlauf Windkraftanlagen in Kuhstedt zu errichten viele Fehler im Umgang mit den Mitbürger:innen gemacht habe, wollen die Besitzer:innen der Flächen, auf denen die Windkrafträder genehmigt wurden, nun einen Teil der Pacht für die Bürger:innen Kuhstedts in Form eines Fördervereins zur Verfügung stellen.
„Es wäre ungerecht, wenn nur diejenigen von den Windkrafträdern profitieren würden, die zufällig ein geeignetes Grundstück besitzen“, so Bernd Schröder. Im Moment würden alle rechtlichen Formalitäten für den Förderverein geprüft. So könnten in Zukunft Vereine und Projekte Kuhstedts finanziell unterstützt werden. Außerdem dürfe sich die Gemeinde Gnarrenburg durch die Abgabe von 0,2 Cent/kWh Windenergie auf 60.000 Euro Zusatzeinnahmen im Jahr freuen.
 
Anmerkung der Redaktion
 
Es gibt gerade im Bereich PV-Flächen unterschiedliche Positionierungen in Bezug auf geeignete Flächen. Während das geltende RROP landwirtschaftliche Flächen zur Nutzung erschwert, tut dies ein gemeinsamer Standard zwischen NABU und BSW (Bundesverband Solar und Windtechnik) für Moorflächen.
Ein ThinkTank von 30 Expert:innen im Bereich Solarenergie stellt dazu fest, dass eine Steigerung von 10 Gigawatt im Bereich Solarenergie durch PV-Flächennutzungen möglich wäre, jedoch käme es im Endeffekt darauf an, wie die nächste Bundesregierung handele. Auch wenn die Bereitschaft seitens der Politik da ist, bleibt es abzuwarten, welche Flächen in Gnarrenburg zukünftig überhaupt zur Verfügung stehen werden.


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