Monika Hahn

Die Transformation der Moore

Gnarrenburg. „Runder Tisch“ zur Zukunft des Moores in Gnarrenburg

Marc Breitenfeld begrüßte rund 40 Gäste zum „runden Tisch“.

Marc Breitenfeld begrüßte rund 40 Gäste zum „runden Tisch“.

Bild: Monika Hahn

Unterschiedliche Akteurinnen kamen jetzt auf Einladung von Bürgermeister Marc Breitenfeld zusammen, um über die weitere Nutzung der Moore in Bezug auf den Klimaschutz zu sprechen.

Mit dem verschärften Klimaschutzgesetz und EU-Vorgaben zur Reduktion der Treibhausgasemission geraten die Kommunen unter Druck. Eine möglichst großflächige Wiedervernässung von Moorflächen ist seit Längerem Hauptbestandteil der Diskussion. In der Moorgemeinde Gnarrenburg werden 4.000 Hektar Moor bewirtschaftet. Um die Klimaschutzziele erreichen zu können, müssen die wertvollen Kohlenstoffspeicher einem Transformationsprozess hin zu einer anderen Bewirtschaftung unterzogen werden. Geeignete Maßnahmen zur deutlichen Reduzierung von Treibhausgasemissionen müssen geplant und zügig umgesetzt werden. Darüber, welche dieser Maßnahmen geeignet und realistisch sind, informierte jetzt der von Bürgermeister Marc Breitenfeld anberaumte „Runde Tisch“.

 

Auf einen Stand bringen

 

Der Verwaltungschef hatte Vertreter:innen verschiedenster Gruppen eingeladen: Die Torfwerke waren vertreten, ebenso wie der Gewässer- und Landschaftspflegeverband, die Wasserwirtschaft, das Landvolk, die Landwirtschaftskammer, der Landkreis, Vertreter:innen aus Politik und Verwaltung sowie der NABU. Ziel der Veranstaltung war laut Bürgermeister Breitenfeld, alle auf einen gemeinsamen Wissensstand zu bringen und sie ins Gespräch zu kommen. Eine umfassende Betrachtung und solide Konzepte auf Basis von Expert:innenwissen seinen schließlich die Grundlage für politische Entscheidungen. In den Vorträgen wurden Zwischenergebnisse verschiedener Projekte und Untersuchungen vorgestellt.

Gnarrenburgs stellvertretender Bürgermeister Johann Steffens betonte, dass es einst Ziel gewesen sei, die Moorlandschaft zu kultivieren, um ausreichend Lebensmittel für die wachsende Bevölkerung anbauen zu können. In der aktuellen Diskussion fehle ihm die Würdigung der Kulturlandschaft und die Bedeutung der Nahrungsmittelproduktion. Heute seien die Besitzverhältnisse kompliziert. Die Transformation zu einer andersartigen Nutzung könne nur gelingen, wenn alle Beteiligten „mitziehen“.

Sechs weitere Fachvorträge stellten nur einen Ausschnitt der Problematik dar und verdeutlichten deren Komplexität. Auf hohem fachlichen Niveau referierten Vertreter der Landwirtschaftskammer, der Ostfalia Hochschule sowie der Firmen Elbberg und Enerparc AG.

Die Zwischenergebnisse aus dem Modellprojekt – vorgestellt von Dr. Knut Meyer - lassen sich wie folgt zusammenfassen: Als wichtigste Maßnahme zur Reduzierung von CO2-Emissionen gelte bisher die Anhebung der Wasserstände bestenfalls auf 5-15 cm unter Flur. Das Moor sei dann allerdings nicht mehr befahr- und somit nicht mehr bewirtschaftbar. Die Grabenanstauung sowie die Unterflurbewässerung stünden prinzipiell zur Moorbewässerung zur Verfügung. Durch hohe Verdunstung in trockenen Sommern zeige die alleinige Grabenanstauung keine nennenswerten Effekte.

Die Unterflurbewässerung hebe die Sommerwasserstände zwar an, benötige aber enorme zusätzliche Wassermengen. Die CO2-Bilanz könne zusätzlich durch eine Veränderung der Nährstoffzufuhr günstig beeinflusst werden. Dazu seien jedoch weitere Tests notwendig, da das bisher existierende Modellprojekt nur den Wasserhaushalt betrachtet hatte.

Konzepte des Wassermanagements, Auswirkungen einer transformierten Landwirtschaft auf die Betriebe, Standortkriterien für und technische Umsetzung von Freiflächenphotovoltaikanlagen waren Gegenstand weiterer Vorträge.

Die Gemeinde Gnarrenburg habe diese Erkenntnisse genutzt und laut ihrem Verwaltungschef Marc Breitenfeld einen Kriterienkatalog für die Ausweisung geeigneter Photovoltaikstandorte entwickelt und ihn zur Weiterbearbeitung an den Fachausschuss übermittelt.

 

Kritik am „runden Tisch“

 

Abschließend fand eine kurze Diskussion statt, in der auch Kritik geäußert wurde. So waren nämlich in den Kurzvorträgen vor allem Vertretende der Landwirtschaft sowie Beteiligte mit wirtschaftlichen Interessen zu Wort gekommen. Der Kreistagsabgeordneter Volker Kulik (SPD) vermisste die ganzheitliche Betrachtung aller geeigneten Photovoltaik-Standorte unter Einbeziehung der bebauten Flächen und eine echte Prüfung der Alternativen: „Ich möchte keinen Wettstreit der Gemeinden um Photovoltaik“ und „Ich möchte mit unserem Moor nicht die Versuchsfläche sein“.

Auch Walter Lemmermann, Vorsitzender des NABU-Kreisverbandes Bremervörde-Zeven äußerte Kritik. Seiner Wahrnehmung nach herrschte ein falsches Bild von Natur- und Artenschutz. Er warb darum, an den künftigen „runden Tischen“ aktiv mitarbeiten zu dürfen.

Marc Breitenfeld kündigte weitere „runde Tische“ zu diesem Thema an, an dem selbstverständlich auch der Naturschutz seinen Platz haben werde. Es gelte nun, den Transformationsprozess der Gnarrenburger Moorflächen anzugehen und alle Beteiligten mitzunehmen.


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