Dank Corona auf den Hund gekommen
Nach Angaben des Verbands für das deutsche Hundewesen (VDH) sind im Pandemie-Jahr 2020 rund 20 Prozent mehr Hunde gekauft worden als in den Jahren davor.
Wenn Menschen einen Hund aufnehmen möchten, was sollten sie beachten?
„Einen Hund anzuschaffen, bedeutet immer, dass ein künstlich zusammengesetzter Familienverbund entsteht. Die Verbindung entsteht nicht durch Zufall oder einer Wahl beider Seiten, sondern durch die zukünftigen Besitzer:innen. Vorplanung und Informationen über Hunderassen zu sammeln ist wichtig. Welcher Hund passt zur Familie, was soll er leisten und welche Charaktereigenschaften passen? So hat jede Hunderasse spezifische Eigenschaften, die mehr oder minder gut zum formulierten Ziel passen können. Wichtig ist bei der Vorüberlegung zu klären, ob eine Betreuung auch gewährleistet ist, wenn es mal zeitlich eng wird. Ein Hund sollte nicht länger als sechs Stunden alleine bleiben und dies sollte kein Dauerzustand sein.“
Wo sollte man den Hund kaufen?
„Hunde von Züchtern sind immer die sichere Wahl, denn sie stehen auch nach dem Kauf bei Fragen und Problemen zur Verfügung und man kann sich vor Ort vergewissern, dass Haltung und Sozialisation stimmen. Der Kauf eines Hundes vom Tierschutzbund bedeutet, dass bereits einiges in seiner Vergangenheit nicht mehr nachvollziehbar ist. Im Moment dauert es länger, einen Wunschhund zu bekommen, denn die Nachfrage ist hoch. Dennoch kann ein übereilter Kauf über undurchsichtige Verkäufer:innen zu Problemen führen. Es gibt gerade viele osteuropäische Hundehändler:innen, die Welpen billiger anbieten. Diese sind weder tierärztlich gecheckt noch geimpft/gechipt. Oft erkranken die Welpen aufgrund der schlechten Bedingungen in den Massenzuchten, aus denen sie stammen.“
Was sind die wichtigsten Punkte in der Hundeerziehung?
„Ein Hund braucht eine klare Linie, Regeln und Grenzen. Innerhalb der Familie ist es wichtig, dass Zeichen und Signale für den Hund gleich genutzt werden, denn was er braucht, ist Kontinuität und Sicherheit. Es ist schwierig, die Hundeerziehung nur aus Büchern zu erlernen. Es braucht eine zweite Person die von außen das Hund-Mensch Zusammenspiel beobachtet und gegebenenfalls korrigiert.
Darum ist es im Lockdown, gerade für neue Hundebesitzer:innen, schwierig gewesen, in das Zusammenspiel mit seinem/ihrem Hund hineinzukommen.“
Wie viel kostet ein Hund?
„Die reinen Anschaffungskosten für einen Hund sind deutlich gestiegen. Für einen Mischling bezahlt man im Schnitt 600 bis 700 Euro. Für einen Rassehund mit Stammbaum 1.500 bis 2.000 Euro. Anfangs kommen außerdem noch Kosten, für Erstausstattung, Identifikationschip, eventuelle Impfungen, Anmeldung bei der Stadt und im Hunderegister sowie dem Sachkundenachweis, hinzu.
Laufende Kosten betragen etwa 200 bis 300 Euro im Monat. Die Zeit, die ein Hund täglich beansprucht, ist ein weiterer sehr wichtiger Faktor. Mehrmals täglich brauchen sie Auslauf, Beschäftigung und sozialen Kontakt zu Menschen und anderen Tieren sowie Fell- und Körperpflege.“
Haben die Kontaktbeschränkungen durch Corona Auswirkungen auf Hunde?
„Die Kontaktbeschränkungen des vergangenen Jahres waren gerade für Welpen und Junghunde sehr schwierig, denn ihnen fehlte die elementare Anfangssozialisation. Freilaufflächen für Hunde, die während der Pandemie genutzt werden konnten, waren da kein Ersatz, denn dort mussten hundeunerfahrene Besitzer:innen dann selbst zurechtkommen.“
Im Moment haben viele Menschen viel Zeit für ihre Hunde. Wie gelingt die Zeit nach Corona?
„Der Rhythmus und die Lebensumstände innerhalb der Familien haben einen sehr großen Einfluss auf den Hund. Coronabedingt hat sich viel verändert. Konnte der Hund früher sechs Stunden alleine bleiben, weil die Besitzer:innen arbeiten waren, kann es durchaus sein, dass das nun nicht mehr funktioniert. Daher ist es ratsam, sich schon innerhalb der Pandemie, Gedanken darüber zu machen, was nachher sein wird und den Hund frühzeitig darauf vorzubereiten.“
Welche Angebote können Hundeschulen aktuell anbieten?
„Welpen- und Junghund-Gruppen, die Abnahme von Sachkundeprüfungen (theoretisch und praktisch) sowie eine verhaltenstherapeutische Beratung, sind erlaubt. Auch Einzeltraining ist jederzeit möglich. Ebenso die Jagdhund- und Rettungshund Ausbildung. Alles natürlich unter Einhaltung der Corona Schutzauflagen und in vorgeschriebenen Gruppengrößen. Bei Hundesportvereinen kann man nachfragen, was aktuell möglich ist. Eventuell gibt es hier Wartezeiten, da teils noch ausgefallene Trainingseinheiten nachgeholt werden müssen.“

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