VHS-Semestereröffnung
Am 22. Dezember 1866 brach der Matrose Tjark Evers von dem Ort Timmel aus zu seiner Familie auf, die auf Baltrum lebte. Doch er kam dort nie an. Dichter Nebel ließ ihn, der düsteren Legende nach, auf einer Sandbank inmitten des Wattenmeers landen, die einige Zeit später im Meer verschwand. Tjark Evers ertrank. Zur Semestereröffnung der VHS Lilienthal stellte Achim Engstler sein Buch vor, das er gemeinsam mit der Autorin Astrid Dehe schrieb.
Im Jahre 2015 erschien die Novelle „Auflaufend Wasser“ der beiden Autoren, die sich zuvor intensiv mit der Tragödie um Tjark Evers auseinandergesetzt und über die Vorkommnisse recherchiert hatten. Ob sich das düstere Drama tatsächlich so zugetragen hat, wie die Autoren sie schildern, kann wohl niemand genau sagen.
Thema „Wasser“
Das Thema der Novelle ist „Wasser“ und genau mit diesem Schwerpunktthema beschäftigen sich auch zahlreiche Kurse und Veranstaltungen der VHS Lilienthal, Grasberg, Ritterhude, Worpswede. Die Einführung der Schwerpunktthemen in der VHS haben sich bewährt, bestätigte nicht nur VHS Leiterin Martina Michelsens. Auch Bürgermeister Kristian Tangermann begrüßte diese Weiterentwicklung der VHS-Angebote. Er bedankte sich bei allen Dozierenden, die mit ihren Lehrangeboten die Volkshochschule mit Leben erfüllen würden.
Doch zurück zur Novelle „Auflaufend Wasser“. Tjark Evers lebte damals im Jahre 1866 auf der ostfriesischen Insel Baltrum. Weil er, wie die meisten jungen Männer der Insel, eine Ausbildung an der Navigationsschule in Timmel absolvierte, wohnte er in den Wintermonaten in Timmel. Eigentlich habe Tjark über Weihnachten nicht nach Hause fahren wollen. So soll er es seinen Eltern vorher per Postkarte mitgeteilt haben. Doch dann habe er sich anders entschieden, wird aus der Überlieferung berichtet. Tjark Evers war damals 21 Jahre alt. Am 22. Dezember 1866 soll er Timmel verlassen haben, möglicherweise mit einer Kutsche, die ihn über Aurich nach Westeraccumersiel gebracht hatte. Dort angekommen, soll abends im Dunkeln kein Schiff mehr zu den Inseln hinübergefahren sein. Erst am 23. Dezember sollen demnach Zollbeamte den jungen Tjarks und einen weiteren Reisenden mit einem Ruderboot nach Baltrum und Langeoog gebracht haben.
Das Problem sei der See-Nebel gewesen, erzählte Achim Engstler, der gemeinsam mit Astrid Dehe intensiv rekonstruierte, wie sich die Geschichte zugetragen haben könnte. Die Zollbeamten sollen Tjark Evers am östlichen Inselrand von Borkum aus dem Boot haben steigen lassen. In dem Nebel sollen die Zollbeamten nicht gesehen haben, dass sie eine Sandbank angesteuert hatten, die bei auflaufendem Wasser im Meer versinken würde.
Letzte Nachricht im Schulheft
Tjark Evers jedenfalls habe im Nebel keinerlei Orientierung gehabt. Er habe aber wohl gemerkt, dass er auf einer Plate, einer Sandbank, gelandet war. Als ihm seine Situation bewusst geworden sei, habe er in sein Schulheft kurze Nachrichten an seine Eltern, später noch mal an seine Mutter geschrieben. Kurz vor dem Tod durch Ertrinken muss er demnach das Heft und seinen Bleistift in eine Zigarrenkiste gepackt haben. Diese wurde einige Tage später mit einem Tuch umwickelt gefunden. Von Tjarks Evers fehlte jede Spur. Später wurde immer wieder behauptet, die Leiche sei nie gefunden worden. Die Recherche der Autoren Astrid Dehe und Achim Engstler haben allerdings ergeben, dass am 11. Februar 1867, fünf Wochen nach dem Fund der Zigarrenkiste, ein Toter auf dem Baltrumer Oststrand gefunden worden war. Er wurde auf dem Friedhof für Namenlose beigesetzt.
„Auflaufend Wasser“ arbeitet die Tragödie um Tjark Evers auf und lässt die Emotionen des jungen Mannes ob seiner lebensbedrohlichen Lage aufleben. Die Zigarrenkiste und das Schulheft von Tjarks Evers gehören heute dem Heimatmuseum von Baltrum als Dauerleihgabe. Inzwischen erinnert auch ein Sandsteinrelief auf der Insel an die Tragödie. Die Novelle ist 2015 im Deutschen Taschenbuch Verlag München erschienen (ISBN 978–3-423-14411-7).