Janine Girth

The same procedure as last year Theater Worpswede spielt „Dinner for one“

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Mit einem liebevoll und detailgetreuen Bühnenbild wird der Zuschauer vom Theaterstuhl gefühlt direkt auf die heimische Couch vor den Fernseher katapultiert.  Foto: mr

Mit einem liebevoll und detailgetreuen Bühnenbild wird der Zuschauer vom Theaterstuhl gefühlt direkt auf die heimische Couch vor den Fernseher katapultiert. Foto: mr

Worpswede. Noch genau bis zum Jahresende zeigt das Theater im Kulturzentrum Alte Molkerei das Stück „Dinner for one - wie alles begann…“. Sowohl die Hintergründe des über die Maßen bekannten Silvester Szenarios werden auf witzige Art und Weise aufgedeckt als auch der eigentliche 18-minütige Sketch sorgt nach der Pause für ordentlichen Lachmuskelkater.
Das Stück beginnt mit dem Vorsprechen. Der Regisseur (Gregor von Holdt) sucht verzweifelt Darsteller für die Rollen des Butlers James und der Miss Sophie im Dinner for one. Einziger Bewerber für die Rolle ist Klaus Tiemann (Thomas Ziesch), der während des Vorsprechens allerdings eine wenig überzeugende Darbietung seiner schauspielerischen Fähigkeiten präsentiert. Auf Englisch rezitieren? Das klappt so ganz und gar nicht bei Klaus. „The same procedure as last year“ erscheint dem Regisseur zu gekünstelt. Dann soll Klaus sich „die Kante geben“ und sich dabei mehr auf das Körperliche konzentrieren. Doch beim Torkeln und Balancehalten auf einer Linie versagt Klaus ebenfalls. Klaus weiß so gar nicht, was der Regisseur eigentlich von ihm will. Darsteller Thomas Ziesch spielt die Rolle des Klaus und zukünftigen Butlers James sehr brillant. Da bleibt kein Auge trocken!
Im Gegensatz zu Klaus weiß der Regisseur im schlicht dekorierten Theaterprobenraum allerdings genau, was später im Stück „Dinner for one“ auf der Bühne zu sehen sein soll. Ihm geht es um eine neue Sichtweise auf das Theaterstück.
Wie es eigentlich war
„Das wurde ja 55 Jahre lang völlig falsch interpretiert“, so der Regisseur, denn niemand kennt bis heute die Geschichte um Miss Sophie, den Butler und ihre vier bereits verstorbenen Dinner Gäste Mr. Winterbottom, Admiral von Schneider, Sir Toby und Mr. Pommeroy.
Nun darf auch Elvira (Heidi Jürgens) den Probenraum betreten. Sie ist die Rollenanwärterin für die Miss Sophie. Bald stellt sich heraus, dass Elvira die Ex-Lebenspartnerin von Klaus ist. Zwischen den beiden knistert es gefährlich. Jedoch nicht, weil sie ineinander so verliebt sind, sondern vielmehr, weil sich zwischen ihnen eine Art Hassliebe entwickelt hat, die immer wieder zu Auseinandersetzungen führt. Die Beiden leben ihre Profilneurosen auch deutlich vor dem Regisseur aus und vermischen und geraten auch in ihren Rollen als Butler James und Miss Sophie mehrmals heftig aneinander. Der Regisseur ist zunächst mit seinen beiden Bewerbern etwas überfordert, lenkt das Augenmerk aber schnell auf die Figuren von Dinner for one. Der Zuschauer erfährt auf eine sehr heitere Art und Weise, was für Personen eigentlich hinter den verstorbenen Gästen der Miss Sophie steckten. Mr. Winterbottom war der beste Freund von der Lady. Mit Mr. Pommeroy spielte Sophie bereits als Kind in der Sandkiste, Sir Toby war ein Viehhändler und Admiral von Schneider hatte einen Granatsplitter im Genick.
Als die Proben abgeschlossen sind, kommt es dann doch noch zum „Dinner for one“, wie es die Zuschauer seit Jahren kennen. Zum Finale hat der wirkliche Regisseur des Theaterstücks in Worpswede, Knut Schakinnis, die Bühne in ein wunderbares schwarz-weiß Bild verwandeln lassen, das dem Zuschauer ein Gefühl von daheim auf dem Sofa und vor dem Fernseher vermittelt. Das Szenenbild ist so sehr bekannt, dass man die Details förmlich greifen möchte, einschließlich des Tierkopfes, über den Butler James so einige Male stolpern wird. Dinner for one kann beginnen und fördert so manchen Lachmuskelkater ans Licht. Zum Jahresende perfekt inszeniert, von drei wunderbaren Schauspielern grandios in Szene gesetzt.


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