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Solidarität statt Querdenken

Landkreis (pvio). Nicht nur hat die Corona-Variante Omikron den Norden erreicht. Auch laufen vielerorts die Freien Niedersachsen auf, um gegen die Corona-Politik zu demonstrieren. Gegenproteste finden kommenden Montag statt.
Am vergangenen Montag hat sich ein überparteiliches Bündnis gegen rechts in Worpswede „Querdenkern“ entgegengestellt.

Am vergangenen Montag hat sich ein überparteiliches Bündnis gegen rechts in Worpswede „Querdenkern“ entgegengestellt.

Zum einen macht sich Omikron im Landkreis breit, zum anderen mehren sich „Querdenker“ auf den Straßen der Landkreise Rotenburg Wümme und Osterholz. Während zum einen die Inzidenzwerte und Krankhauseinweisungen steigen, wird die Menge von Leuten größer, die glauben, dass die Pandemie nur ein Manöver sei, zu verdecken, „dass schon längst hier mehr Diktatur ist, als sie per Ermächtigungsgesetz an Adolf Hitler seinerzeit gegeben wurde“, wie es in einem Leserbrief an die Redaktion heißt. Und ebenso wie in dem genannten Brief wird auf den Straßen die Impfkampagne abgelehnt. Warum? - auch darüber gibt der Leserbriefschreiber Auskunft: „Bei dem Umfang der Impfmaßnahmen und den ergriffenen Zwangsmaßnahmen darf man wohl ohne jegliche Übertreibung sagen, dass die billigende Inkaufnahme von vielen Opfern in der deutschen Bevölkerung größer ist als jeder bisher erlebte Krieg.“
Mit den sogenannten „Spaziergängen“, zu denen manche auch gerne Fackeln mitbringen, richtet man sich auch gegen Coronaschutzmaßnahmen wie die Corona-App oder die Maskenpflicht. Denn die „Corona-App ist heute, was das Tragen einer braunen Uniform, das Anheften eines Hakenkreuzes oder das Schwenken (oder Nichtschwenken) einer Hakenkreuz-Flagge bis 1945 war“ und die Maske sei das „Merkel-Hakenkreuz“, ein „äußeres Merkmal dafür, ob man systemkonform ist (oder sich so gibt) oder nicht“, wie der Leserbriefschreiber abschließend erklärt.
 
Spaziergänge und Gegenproteste in der Region
 
Am vergangenen Montag waren in Niedersachsen und Bremen 14. 400 solcher querdenkenden „Spaziergänger:innen“ unterwegs, ihnen standen ca. 1.600 Polizist:innen gegenüber.
Die Polizei berichtet, dass am 3. Januar im Landkreis Osterholz sechs Aktionen liefen: mit 20 Personen in Schwanewede, zwölf in Osterholz-Scharmbeck, 50 in Lilienthal, 50 in Grasberg, 70 in Ritterhude und 120 in Worpswede. Die Demonstrationen seien friedlich verlaufen, antifaschistische Gegenkundgebungen wurden beispielsweise in Worpswede von dem überparteilichen Bündnis gegen rechts, der Initiative NIE WIEDER darin unterstützt, dass die Gegner:innen der Coronaschutzmaßnahmen ihre staatsfeindlichen Symbole nicht am Rathaus ablegen konnten.
Auch im Landkreis Rotenburg versammelten sich oder „spazierten“ Gegner:innen der Corona-Politik an verschiedenen Orten im Kreisgebiet. Auch zu Gegendemonstrationen kam es.
Auf dem Bremervörder Rathausmarkt kamen rund 90 Personen zusammen. Im direkten Anschluss fand eine „Mahnwache“ vor der JVA Bremervörde statt, wo sich der Organisator der Cuxhavener „Sonntagsspaziergänge“ in Untersuchungshaft befindet. Dem Mann wird unter anderem tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte vorgeworfen. Weil er vor Gericht nicht erschienen war, war Haftbefehl erlassen worden.
Auch am Neuen Markt in Rotenburg versammelten sich Impfgegner:innen. Ebenso in Visselhövede.
 
Die Freien Niedersachsen
 
Organisiert werden diese „Spaziergänge“ von der Sammlungsbewegung Freie Niedersachsen, wie Birgit Wiechmann vom Osterholzer Kreisvorstand Die Linke mitteilt. Auf Telegram folgen den Freien Niedersachsen 14.000 Follower:innen. Der Name wie die Strategie, zu vielen kleinen regionalen Aufläufen aufzurufen, ist den von rechtsextremen Kadern initiierten Freien Sachsen entlehnt, die Coronatote aus den eigenen Reihen auch gerne als „Helden der Freiheit und der Liebe zur Freiheit“ feierten, so Wiechmann.Die Politikerin ruft die zu einem demokratischen Bündnis auf, das sich am Montagabend, 10. Januar, am Schwaneweder Rathaus um 18 Uhr den Freien Niedersachsen entgegenstellt. Dazu rufen auch Antifaschist:innen aus Osterholz-Scharmbeck auf. Sie wollen sich „Querdenkern“ am Ritterhuder Rathaus entgegenstellen, auch am 10., aber um 17.45 Uhr. Die Organisator:innen des Gegenprotestes beobachten die Entwicklung der „Spaziergänger:innen“ schon länger. Sie ordnen die Ideologie der Bewegung als „klar menschenverachtend und sozialdarwinistisch“, weil sie „durch die Ablehnung jeglicher Coronaschutzmaßnahmen Hunderttausende Coronatote und das Zusammenbrechen des Gesundheitssystems und ihrer Mitarbeiter:innen in Kauf“ nehme. Zudem konnten sie Teilnehmende, die „antisemitische und holocaustrelativierende Verschwörungstheorien verbreiten“, beobachten.
Deren Verbreitung durch die Freien Niedersachsen oder die „Freiheitsboten Worpswede“ will auch die Initiative NIE WIEDER Einhalt gebieten und ruft ebenso zum Gegenprotest auf, auch am Montag, um 17 Uhr. Treffpunkt ist der Dorfplatz, von wo aus man zum Rathaus gehen werde.
Der niedersächsische Verfassungsschutz ordnet die „Freien Niedersachsen“ dem Verdachtsobjekt „Demokratiefeindliche und/oder sicherheitsgefährdende Delegitimierung des Staates“ zu.


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