

Osterholz-Scharmbeck. Nach einem gemeinsamen Essen war man als Gastgeberin, die Bürgerstiftung Arnolt Osterholz-Scharmbeck, mit den Gästen bereit zur Übergabe des mit 3.000 Euro dotierten Stiftungspreises des Jahres 2025 im Martin-Luther-Saal der Kirche St. Marien.
Vorstandsmitglied Martin Wagener sprach von so vielen Preisträger-Vorschlägen wie noch nie seit Auslobung des Preises. „Das ist erfreulich, stellte uns aber vor einen gewissen Handlungsdruck“, denn die Grundsätze für die Auslobung des Preises sollten schließlich gewahrt bleiben: „Besonderes Engagement, das Sichtbarmachen wichtiger Umstände, Anregen zur Nachahmung, die Idee ‚Wir für andere‘, selbstlos und für die Allgemeinheit“, umriss Wagener kurz die Ansprüche der Stiftung an einen etwaigen Preisträger. „Und der Vorstand stimmte einstimmig für das diesjährige Novum, eine Einzelperson mit dem Arnolt-Stiftungspreis auszustatten. Warum wir uns für diese Person entschieden haben – darüber könnte ich den ganzen Abend sprechen, und die Zeit würde nicht ausreichen für alles, was sie in und für die Stadt und ihre Menschen getan hat: Ilse Schröder.“
Vorgeschlagen wurde Ilse Schröder von ihrer Kollegin Roswitha Strube in der Initiative „Stolpersteine“, „aus der Spätzeit ihres Wirkungsbereichs“, sagte Wagener. Geboren in der Bahnhofstraße kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges und seit 1942 in der Bördestraße zu Hause, brachte sie mehr als 30 Jahre lang als Musikschullehrerin Generationen von Osterholz-Scharmbecker Kindern die Flötentöne bei. Auch ihr jahrelanges aktives Mittun in ihrem Kirchenkreis St. Marien sei wichtig, „aber nicht genug für uns“, sagte Wagener. Ilse Schröder habe sich als Mitwirkende von Relf Menkhoffs „Geschichtswerkstatt“ besonders für Leben und Schicksale der jüdischen Menschen dieser Stadt eingebracht. „Namen und Zahlen sind nicht genug – Gesichter müssen es sein“, zitierte Wagener den ehemaligen Pastor Gerd Glaser. Für ihre Arbeit gegen das Vergessen sei Ilse Schröder allein schon auszuzeichnen. Doch auch die Reiswerke-Geschichte, die Geschichte vor allem des Ortsteils Osterholz, besonders bebildert von ihrem bereits verstorbenen Mann Karl-Heinz Schröder, die Aufarbeitung des Lebens und Wirkens der Landgräfin Eleonora-Catharina von Hessen-Eschwege aus dem 17. Jahrhundert, die „Lauschplätze“ – Ilse Schröder tat und tue einfach alles, um Geschichte für die Nachwelt zu erhalten. „Deine Bescheidenheit ehrt dich“, antwortet Wagener auf Ilse Schröders Einwurf, dass sie das alles längst nicht allein gemacht habe. „Aber von dir kam für diesen Preis mehr als genug.“ Tipp-Geberin Roswitha Strube war selbst beeindruckt: „So vieles wusste ich gar nicht.“
Ilse Schröder möchte das Preisgeld von 3.000 Euro gern investieren in eine viel bessere Lautsprecheranlage für die Osterholzer Friedhofskapelle. „Und wenn das nicht reicht, gebe ich noch was dazu“, sagte sie. Und keiner wagte zu widersprechen.