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Lena Stehr

Im Sommer vor die Tür gesetzt

Landkreis. Katzen sind die beliebtesten Haustiere - trotzdem ist die Lage vieler Samtpfoten derzeit „katastrophal“.

Garfield, der gestiefelte Kater, Kater Murr, Findus, Grumpy Cat oder auch Catwoman und Cat Noir - Die Liste berühmter Katzen und Katzenfiguren aus Film, Fernsehen und Internet ist unendlich lang. Genauso wie die Liste von Gedichten über Katzen sowie Bildern und Videos von Katzen, die auf allen Kanälen kursieren.
Schon seit Jahrtausenden üben Katzen aufgrund ihrer Unabhängigkeit, Schönheit und Persönlichkeit eine Faszination auf Menschen aus und stehen heute unangefochten auf Platz 1 der beliebtesten Haustiere der Deutschen. Im vergangenen Jahr lebten rund 14,7 Millionen Stubentiger in 23 Prozent der Haushalte. Inzwischen haben die Samtpfoten auch ihren eigenen Feiertag. Der internationale Weltkatzentag wird seit 2002 immer am 8. August begangen und soll die Katzen in den Fokus rücken.
Vor allem die, die keiner haben will, weil sie alt und krank sind, die Streuner, die sich unkontrolliert vermehren, weil sie nicht kastriert sind und die, die plötzlich stören, wenn die Urlaubsreise ansteht.
 
So viele Fundtiere wie noch nie
 
Tatsächlich ist die Lage vieler Katzen und auch anderer Tiere in diesem Sommer „katastrophal“, sagt Tina Josten vom Tiergnadenhof Rasselbande in Sandbostel. Die Tierschützerin und ihr Team müssen sich derzeit um so viele Fundtiere wie noch nie zuvor kümmern und retten fast rund um die Uhr Hunde und Katzen, die von ihren Besitzern im Stich gelassen wurden. Angebunden auf Feldwegen, streunend auf Straßen oder hilflos zurückgelassen in geschlossenen Wohnungen finden die Tierschützer die ausgemusterten Vierbeiner vor. Manchmal werden die Tiere anonym auch direkt beim Hof ausgesetzt, sagt Tina Josten. Momentan leben 48 Hunde auf dem fünf Hektar großen Gnadenhof, die unzähligen Katzen mussten aus Platzgründen schon auf zwei weitere Pflegestellen verteilt werden.
 
Der tierische Lockdown-Begleiter wird im Urlaub lästig
 
Tina Josten glaubt, dass sich während des coronabedingten Lockdowns viele Menschen leichtfertig ein Haustier zugelegt haben, um die Zeit zu überbrücken und nicht so allein zu sein. „Viele dieser Tiere werden nun vermutlich ausgesetzt, weil die Besitzer gemerkt haben, wie viel Arbeit ein Haustier macht und dass man es nicht so einfach mit in den Urlaub nehmen kann“, so die Tierschützerin. Zudem hätten viele unzureichend informierte Menschen Angst, dass ihr Tier das Coronavirus auf sie übertragen könnte.
Der Gnadenhof selbst hat während des Lockdowns – so wie die meisten anderen Tierschutzorganisationen auch – übrigens keine Tiere vermittelt und musste zudem Einbrüche bei den so dringend benötigten Spenden verkraften.
Tina Josten freut sich deshalb über jeden, der einen Wunsch von der eingerichteten Amazon-Wunschliste erfüllen kann: www.tinas-rasselbande.de.
 
Spenden sind eingebrochen
 
Auch beim Tierschutzverein Osterholz sind die Spenden eingebrochen, berichtet die Vorsitzende Stephanie Musik. Und auf die sei der Verein dringend angewiesen, um die Rechnungen beim Tierarzt bezahlen zu können. Zum Beispiel die mehr als 2.000 Euro, die gerade für eine Katzenkastrationsaktion angefallen seien. Weitere Kosten kämen noch dazu, da einige Katzenbabys krank seien. Die Tierschützer*innen müssten nun genau überlegen, wo sie in diesem Jahr noch helfen können, und was einfach nicht mehr drin sei. Die Zahl der Tiere, die abgegeben oder vermittelt werden, sei allerdings beim Tierschutzverein Osterholz nicht höher als sonst.
 
Katzen machen unser Leben reicher und sogar gesünder
 Fest steht: Katzen verursachen Tierarzt- und Futterkosten und machen Arbeit, weil sie haaren, Pfotenabdrücke hinterlassen und womöglich auch ab und zu mal aufs Sofa kotzen oder ihr Häufchen neben das Katzenklo setzen. Gleichwohl machen sie unser Leben aber auch um einiges schöner und sogar gesünder. So ist es wissenschaftlich belegt, dass Katzen Stress reduzieren und eine blutdrucksenkende Wirkung haben. Die Samtpfoten können zudem auch einen positiven Einfluss auf Menschen mit depressiven Erkrankungen oder Persönlichkeitsstörungen haben. Entgegen ihres Images als häufig arrogante und opportunistische Kratzbürsten reagieren sie mit erstaunlichem Feingefühl auf Trauer, Frust oder Schmerz ihres Menschen und versuchen ihm beizustehen und ihn aufzuheitern.


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