Die politische Debatte mitgestalten - Die Kampagne Echt Grün - Eure Landwirte in Schwanewede
Schwanewede (pvio). Die bundesweit laufende Landwirte-Kampagne Echt grün - Eure Landwirte ist in Schwanewede angekommen. Die Imagekampagne wird von den meisten hiesigen Landwirten unterstützt. Die Gemeinde steht den Landwirten dabei zur Seite. Vertreter der Kampagne und der Gemeinde luden zum Pressegespräch.
Obwohl Landwirte in Deutschland ein hohes Ansehen genießen, bestehen gegenüber der konventionellen Landwirtschaft Ressentiments. Gerade mittlere bis große Betriebe erfahren Anfeindungen, sie betrieben Tierquälerei oder verschmutzten die Umwelt. Kinder dieser Landwirte werden in Schulen nicht selten gemobbt, wie Stephan Warnken, Vorstand des niedersächsischen Landvolks, berichtet.
Vertreter/innen landwirtschaftsfeindlicher Ansichten sitzen jedoch, während sie der konventionellen Landwirtschaft Rückständigkeit vorwerfen, meist selbst veralteten Vorstellungen auf. Als ob es Kühen zum Beispiel automatisch besser erginge, wenn sie zu fünft in einem Stall ohne moderne Technik stünden und per Hand gemolken und gefüttert werden. Tierethisch kommt es, egal ob bei 5 oder 500 Tieren, auf die Haltung und die Versorgung an. Gerade in diesem Punkt aber haben technische Entwicklungen in den Stallungen der kommerziellen Landwirtschaft allgemeine Fortschritte geleistet.„Wir sind uns unserer Verantwortung vollends bewusst“, sagt Milchviehhalter Jan-Hendrik Schöne. Auch er wundert sich über die Vorstellung, dass Landwirtschaft im Gegensatz zu anderen Branchen durch Wachstum schlecht würde.
Zudem brauchen Betriebe einen Mindestbestand an Vieh, damit sich die Arbeit überhaupt rentiert. Ein Milchviehbetrieb mit weniger als 150 Kühen ist am Markt nicht überlebensfähig, so Warnken.
Abstrakte Landwirtschaftsanfeindungen beruhen selten auf Fakten. Vielmehr resultieren sie aus Unwissen und schlechter Naturidyllromantik und einem Unterscheidungsbedürfnis nach gut und böse: kleiner Biohof gut, kommerzieller Betrieb schlecht.
Dem Abbau solcher Ressentiments durch Aufklärung und der Steigerung des Ansehens eben auch der konventionellen Landwirtschaft dient die Kampagne Echt grün - Eure Landwirte.
Initiative ergreifen
Man möchte in den Debatten über Landwirtschaft nicht nur nicht außen vor bleiben, sondern sie aktiv mitgestalten, so Schöne, und Falschinformationen entgegenwirken. Das Landvolk sucht den Dialog mit der Bevölkerung und richtet sich mit konkreten Forderungen an die Politik. Vor allem vor Ort möchte das engagierte Landvolk aktiv werden und positiv auf sich aufmerksam machen.
Die Landwirtschaft sei heute aus dem Stadtbild verdrängt, erklärt Ortsbürgermeister Martin Grasekamp. Das ist ein Missverhältnis, da die Landwirtschaft zu den produktivsten Wirtschaftsbranchen zählt. Auf den niemand verzichten kann, fügt Schöne hinzu. Landwirte ernähren die Menschen. Daran will die Kampagne unter anderem erinnern. Dementsprechend ziert der Slogan: „Ohne uns werden sie nicht satt“ die Plakate an der Langenberger Straße am Eingang zum Ortszentrum von Schwanewede. Alle die Kampagne unterstützenden Landwirte können solche und ähnliche Plakate auf ihren Äckern aufstellen. Mit ihnen werden verschiedene Aspekte der Landwirtschaft angesprochen. Lebensmittel und landwirtschaftliche Produktionsbedingen sind hierbei die zentralen Themen in Verbindung mit Tier- und Klimaschutz und deren vernünftiger Vereinbarung.
Vernünftige Kampagne
Die Forderungen der Landwirte sind sowohl regional als auch europäisch orientiert. Die Wertschätzung regionaler Produkte zu steigern bedeutet für die sie nicht, sich vom europäischen Binnenmarkt abzuschotten. Das wäre sowohl politisch rückschrittlich als auch wirtschaftlich schädlich. Gefordert wird aber, dass die Erfahrungen der regional verankerten Landwirte bei Entscheidungen auf europäischer Ebene berücksichtigt werden.
Womit diese Kampagne besticht, ist ihre vernünftige Sachlichkeit. Im Gegensatz zu einem sich überschlagenden ökologischen Alarmismus, der jede technische Bearbeitung der Natur durch Menschen verteufelt, erinnert die Kampagne daran, dass der Austauschprozess von Mensch und Natur unersetzlich ist und es darauf ankommt, ihn vernünftig zu gestalten.