Die Corona Warn App: Was kann Sie?
Seit Dienstag, 16. Juni, kann man die Corona-Warn-App herunterladen - mit zwei Monaten Verspätung und einigen konzeptionellen Überarbeitungen. Sie soll u. a. bei einer zweiten Infektionswelle helfen, die Bewegungsfreiheit aufrechtzuerhalten, indem sie bei der Nachverfolgung von Infektionswegen hilft. Vor allem Gesundheitsminister Spahn setzt auf die App. Der ANZEIGER hat sie sich genauer angeschaut.
Welche Voraussetzung braucht man und was ist die richtige App?
Es gibt mittlerweile mehrere Corona-Apps. Diejenige, die nun offiziell zur Bekämpfung der Pandemie eingesetzt wird, findet sich in den üblichen App-Stores unter dem Namen Corona-Warn-App. Benötigt werden ein nicht allzu altes Smartphone und ein aktuelles Betriebssystem. Die App läuft auf iOS-Smartphones ab dem iPhone 6s unter iOS 13.5 und bei Adroid-basierten Modellen ab Android 6. Bei einigen neuen Huawei-Modellen ist es möglich, dass die App aufgrund des US-Handelsembargos nicht funktioniert.
Was ist der Zweck der Corona-Warn-App?
Sie soll helfen, das Virus unter Kontrolle zu halten. Selbstverständlich kann sie dabei nur technische Hilfe leisten. Indem sie Kontaktpersonen von infizierten automatisch informiert, entlastet sie die Gesundheitsämter.
Was hat so lange gedauert?
Im Grunde ging es um einen Richtungsstreit über den richtigen Ansatz der Infektionsverfolgung. Es hat etwas gedauert, um sich darüber einig zu werden, ob man tracken möchte, so wie China, oder lediglich tracen und ob man die über die App ermittelten Informationen zentral oder dezentral speichern will.
Man hat sich schließlich für das Tracking bei dezentraler Speicherung entschieden. Das heißt, statt wie beim Tracking in China Aufenthaltsorte und Bewegungsprofile mit Nutzernamen zu speichern, werde nun lediglich registriert, welche Geräte sich für mindestens 15 Minuten näher als zwei Meter kommen. Dabei werden weder persönliche Daten noch Aufenthaltsorte gespeichert, sondern die Geräte werden anonymen Identifikationsnummern zugeordnet, die sich in regelmäßigen Abständen ändern, und die Kontaktlisten werden nach zwei Wochen gelöscht. Auch Apple und Google erhalten keinerlei Daten, sondern stellen nur die technische Grundlage bereit. Letztlich waren es auch die beiden Unternehmen, auf deren Druck hin, sich die Regierung für eine dezentrale Variante der App entschieden hat.
Was leistet die App?
Über Bluetooth hilft sie dabei, frühzeitig Infektionsketten zu erkennen und zu unterbrechen. Nachdem man die Risikoermittlung in der App aktiviert hat, scannt das Smartphone alle paar Minuten die Umgebung und kommuniziert mit anderen Handys. Wer positiv getestet wurde, kann die lokal gespeicherten Daten freigeben. Im Idealfall bekommt man hierzu vom Testlabor einen QR-Code ausgehändigt, den man einscannen kann und dann benachrichtigt die App alle registrierten Kontaktpersonen per Push-Nachricht, mit der Aufforderung sich testen zu lassen. Der QR-Code schützt zudem vor dem Missbrauch der App.
Wer hat die App entwickelt?
Die Bundesregierung hat die Deutsche Telekom und den Softwarekonzern SAP mit der App-Entwicklung beauftragt. Zudem waren daran das Fraunhofer-, Helmholtz- und Robert-Koch-Institut beteiligt. Die Entwicklung soll rund 20 Millionen Euro gekostet haben.
Wie sicher kann ich sein, dass meine Daten nicht doch ausspioniert werden?
Sehr. Zum einen liegt der gesamte Quellcode der App offen, wodurch sie jederzeit von Datenschützer*innen unabhängig überprüft werden. Zum anderen bestätigen Expert*innen zum Beispiel vom Chaos Computer Club den Programmcode als vorbildlich und die App im Gegensatz zu den meisten anderen Apps, die man auf dem Smartphone hat, als datenschutzrechtlich unbedenklich.
Ist die App freiwillig?
Ja, die App ist freiwillig und soll es auch bleiben. Auch soll es keine Anreize gegen, sie sich runterzuladen. Mit der App appelliert man an die Solidarität der Menschen. Gut funktionieren wird die App im Übrigen aber nur, wenn sie mindestens von 60 Prozent der Bevölkerung heruntergeladen wird.