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Der Weg in ein neues Leben

Der Ambulante Hospizdienst bot in Osterholz-Scharmbeck ein Seminar für ehreamtliche Trauerbegleitung an.

Die 17 Plätze im Seminar waren schnell ausgebucht. Foto: limo

Die 17 Plätze im Seminar waren schnell ausgebucht. Foto: limo

Osterholz-Scharmbeck. In der Mitte brennt ein Meer aus Lichtern. Jede der Kerzen steht symbolisch für einen Menschen. Jedes Leuchten für ein Leben, das ein zu frühes Ende gefunden hat. Gemeinsam mit anderen Teilnehmerinnen tauscht man sich über die Geschichten hinter den Lichtern aus – denn heute geht es im Kurs zur ehrenamtlichen Trauerbegleitung um das Thema „Suizid“.

Die eigene Trauerbiografie als Ausgangspunkt

Das erstmalig in Osterholz-Scharmbeck stattfindende Seminar ist mit 17 Anmeldungen schnell ausgebucht. Geleitet wird es von Stefanie Garbade und Doris Kruck, beide zertifizierte Trauerbegleiterinnen und Mitglied im Bundesverband für Trauerbegleitung. In 80 Stunden lernen TeilnehmerInnen hier Menschen in ihrer Trauer beizustehen. Man spricht über Methoden und Rituale zur Bewältigung, Formen von Trauerreaktionen, aber auch über die Gesprächsführung mit Hinterbliebenen.

Aufgeteilt ist der Kurs auf zwei Wochen. „Da das Thema emotional viel mit einem macht und noch lange nachwirkt, müssen die Seminarteile im mehrwöchigen Abstand abgehalten werden“, berichtet Garbade. „Eine besondere Kombination aus Geldern des diakonischen Werkes OHZ und weiteren Spenden ermöglicht die Teilnahme aller Interessierten“, erläutert Gabriele Haar von der VHS. Durch das Recht auf Bildungsurlaub sei es möglich, die TeilnehmerInnen einmal im Jahr für fünf Tage freizustellen.

Eine wertvolle Chance für die 17 Interessierten, von denen zwölf bereits jetzt in der Sterbebegleitung tätig sind. Andere sehen sich im ambulanten Pflegedienst oder ihrer Arbeit im Osterholzer Krankenhaus tagtäglich mit Sterbenden und deren Angehörigen konfrontiert. „Im Seminar lernen wir nun Modelle und Werkzeuge kennen, die wir für unsere Arbeit im Trauercafé nutzen können“, sagt Teilnehmerin Kerstin Hieke. In der ersten Hälfte des Kurses habe man sich deshalb viel mit der eigenen Trauerbiografie beschäftigt, um künftig auch Ansprechpartner für andere Trauerende sein zu können.

 

Damit Trauer Raum bekommt

 

Wichtig ist Stefanie Garbade dabei die Abgrenzung zwischen Sterbe- und Trauerbegleitung. Ersteres sei die Begleitung bis zum Tod. „Trauerbegleitung unterstützt hingegen auf dem Weg in ein neues Leben“, so die Referentin. Die Trauer von Hinterbliebenen wandele sich häufig nach dem Tod eines Menschen. „Die zwei verschiedenen Formen des Beistandes sollten deshalb unterschiedliche BegleiterInnen übernehmen“, betont sie.

„Es geht uns vor allem darum, dass Hinterbliebene nicht in den gesellschaftlichen Rückzug gehen, sondern erfahren, dass ihre Trauer Raum bekommt – auch am Arbeitsplatz“, bemerkt Doris Kruck. Während des Seminars verliere man nicht nur die Angst vor der eigenen Trauer, sondern zunehmend auch die Sorge, auf andere Trauernde zuzugehen, berichten die TeilnehmerInnen. „Tod und Trauer dürfen keine Tabuthemen sein und sollten offener im Alltag besprochen werden“, finden sie.

 

„Wir weinen und lachen gemeinsam“

 

Die gewisse Schwere des Themas sei den Ehrenamtlichen dabei vorab bewusst gewesen. Dennoch sind sich alle einig, dass der gemeinsame Austausch bei der Bewältigung der emotionalen Inhalte helfe. Man lerne vor allem positive Wege im Umgang mit Trauer. „Wir weinen und lachen hier gemeinsam“, heißt es weiter, sodass alle TeilnehmerInnen das Projekt letztendlich als Bereicherung und Geschenk wahrnehmen.

Wer selbst betroffen ist oder einen Menschen kennt, der Unterstützung in einer Trauerlage benötigt, kann sich unter der Nummer 04791-80687 an den ambulanten Hospizdienst in Osterholz wenden. Zudem findet in Osterholz-Scharmbeck immer am ersten Sonntag im Monat das örtliche Trauercafé statt – in der Gemeinde Tarmstedt am dritten Sonntag.


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