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Ausbilungsreport des DGB legt Mängel bei Ausbildung offen

Niedersachsen/Bremen (eb/pvio).Über die Hälfte der Auszubildenden kann nicht selbstständig von ihrer Ausbildungsvergütung leben. Sie erhalten finanzielle Unterstützung durch Verwandte oder sind auf Nebenjobs angewiesen.
 
Das freundliche Lächeln gehört für Auszubildende im Hotelfach zum Arbeitsalltag. Doch dahinter verbirgt sich bei vielen eine Unzufriedenheit mit ihrer Ausbilung, wie eine Befragung des DBG zeigt.  Foto:adobestock/Herrndorf_images

Das freundliche Lächeln gehört für Auszubildende im Hotelfach zum Arbeitsalltag. Doch dahinter verbirgt sich bei vielen eine Unzufriedenheit mit ihrer Ausbilung, wie eine Befragung des DBG zeigt. Foto:adobestock/Herrndorf_images

 In 2020 legt der Ausbildungsreport seinen Schwerpunkt auf das Thema Mobilität und Wohnen. Dass die Wohnsituation für die Auszubildenden eine belastende Situation ist, ist ein weiterer Befund des Ausbildungsreports, zumal die jungen Menschen in Ausbildung im Durchschnitt immer älter werden. Zu einem selbstbestimmten Leben und gesellschaftlicher Teilhabe gehört aber auch eine Wohnsituation, die den eigenen Vorstellungen entspricht. Für einen Großteil der Auszubildenden ist das aber nicht der Fall. So wohnen nur knapp 25 Prozent in einer eigenen Wohnung, während es sich 67 Prozent wünschen. Ein Großteil von ihnen wohnt noch bei den Eltern oder anderen Verwandten.
 
Bezahlbare Azubi-Apartments
 
„Wer mit seiner Wohnsituation unzufrieden ist, zu Hause nicht die Ruhe für Home Schooling findet und beengt lebt, hat es unnötig schwer. Wir brauchen eine fachlich und finanziell attraktive Berufsausbildung und günstigen Wohnraum. Nur durch finanzielle Unabhängigkeit ist ein selbstständiges Leben möglich,“ sagt die Jugendbildungsreferentin beim DGB Bremen-Elbe-Weser Caro Fuchs.
Deshalb fordere der DGB bezahlbare und attraktive Wohnheime, die flächendeckend als öffentlich geförderte Azubi-Apartments eingerichtet werden sollen. „Einzelzimmer mit eigenem Bad und Küche, jedoch auch gemeinschaftlich nutzbare Flächen, sind eine Grundvoraussetzung,“ so Fuchs weiter.
 
Ausbau des ÖPNV
 
Von den jungen Arbeitnehmer*innen wird oft ein hohes Maß an Flexibilität gefordert. Die Realität zeige aber, dass diese das gar nicht leisten können: 37 Prozent der Auszubildenden könnten den Betrieb mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht gut oder gar nicht erreichen. Auch die Berufsschulen seien oft schlecht erreichbar.
Der DGB verweist in diesem Zusammenhang auf Studien, die zeigen, dass weite Pendelstrecken sehr belastend für Beschäftigte sind. Dementsprechend anstrengend sei weites Pendeln auch für Auszubildende. Gerade bei weiten Pendelstrecken über eine Stunde hätten sie Probleme, sich von der Arbeit zu erholen.
Der DGB fordere die Landesregierung daher auf, den öffentlichen Personennahverkehr auszubauen und ein bezahlbares Azubiticket für Bremen und Niedersachsen einzuführen. Dies würde nicht nur die duale Ausbildung attraktiver machen, sondern auch die Mobilität der Auszubildenden fördern und die Umwelt schonen.
 
Knappes Drittel unzufrieden
 
Insgesamt sind dennoch 71 Prozent mit ihrer Ausbildung zufrieden oder sehr.
Der Ausbildungsreport liefert Erklärungsansätze, warum die restlichen 29 Prozent nicht zufrieden sind. Zum Beispiel unterscheide sich die Zufriedenheit nach dem Ausbildungsberuf. Am zufriedensten seien die Verwaltungsfachangestellten, Elektroniker*innen für Betriebstechnik und Industriekaufleute. Am wenigsten zufrieden seien Hotelfachleute, Köch*innen und Verkäufer*innen - Berufe, die besonders von der Coronakrise betroffen sind. Der DGB schlussfolgert daraus, dass die Arbeitsbedingungen in der Krise nicht besser geworden seien. Zudem mache ein Drittel der Auszubildenden regelmäßig Überstunden, obwohl das gegen das Berufsbildungsgesetz verstößt. Jede*r Zehnte müsse außerdem ausbildungsfremde Tätigkeiten ausführen.
Auch bezüglich der Anleitung durch den*die Ausbilder*in gebe es in einigen Berufen Mängel. So geben 15 Prozent an, dass sie selten oder nie zufriedenstellend betreut werden. „Die Ausbildung ist ein Lernverhältnis. Auszubildende dürfen nicht als billige Arbeitskräfte missbraucht werden. Sie brauchen eine gute Anleitung, damit sie gut ausgebildet werden können“, betont Caro Fuchs.
Annette Düring, Regionsgeschäftsführerin des DGB Bremen-Elbe-Weser erklärt: „Die Ausbildung muss von Betrieben mehr in den Fokus gestellt werden. Wer Fachkräfte fordert, muss Fachkräfte ausbilden - und zwar vernünftig. Ich kann den Betrieben nur raten, jetzt nicht bei der Ausbildung zu sparen. Nach der letzten Krise ist der duale Ausbildungsmarkt stark geschrumpft, ohne wieder zu wachsen. Das darf nicht noch einmal passieren.“
 
Info zum Report
 
An der repräsentativen Befragung der DGB-Jugend haben sich knapp 2600 junge Menschen in Niedersachsen und Bremen aus den 21 häufigsten Ausbildungsberufen beteiligt. Es wurden Auszubildende aus allen Jahren und Betriebsgrößen befragt. Der DGB hat den Ausbildungsreport in Zusammenarbeit mit dem Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz (ism) erstellt. Da der Arbeits- und Ausbildungsmarkt beider Länder, unter anderem durch Pendler*innenbewegungen, stark miteinander verschränkt ist, wurde ein gemeinsamer Report erstellt.
 


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