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Angebot ohne Nachfrage

Landkreis. Seit Kurzem dürfen Apotheker:innen gegen Corona impfen. Doch nur wenige tun das auch. In unserer Region gibt es sogar nur eine einzige Apotheke, die ein Impfangebot macht. Die Nachfrage ist zu gering.

Die rund 60 Millionen Euro teure Impfkampagne „Impfen hilft“ stockt. Gab es Ende Dezember durchschnittlich über eine Million Impfungen, davon rund 98.000 Erstimpfungen, sind es jetzt laut „zdfheute“ im 7-Tage-Durchschnitt nur noch rund 127.000 Impfungen insgesamt, davon nur noch circa 10.000 Erstimpfungen bundesweit. Demnach gehen selbst bei niedrigschwelligen Angeboten die Erstimpfungen seit Jahresbeginn stark zurück. Das bedauert auch Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD). Sie betont trotzdem, dass die Teilnahme der Apotheken an der Impfkampagne wichtig sei.
 
Nur eine Impf-Apotheke in der Region
 
Doch die Entscheidung, dass jetzt auch Apotheker:innen impfen dürfen, scheint zu spät getroffen worden zu sein. Dafür spricht nicht zuletzt die geringe Beteiligung der Apotheken. Von mehr als 1.800 Apotheken in Niedersachsen beteiligen sich nicht einmal hundert an der Impfkampagne. In den Landkreisen Rotenburg, Cuxhaven und Osterholz nimmt nur eine einzige Apotheke teil - die Linden-Apotheke in Worpswede.
Apotheker Simone Carlucci hat die nötige Fortbildung besucht und die Räumlichkeiten fürs Impfen geschaffen. „Gerade im ländlichen Bereich ist die Apotheke für die Gesellschaft ein wichtiges Bindeglied und das Vertrauen den Kunden uns gegenüber sehr hoch“, sagt er. Er wolle die umliegenden Arztpraxen unterstützen, da es im Umkreis von zehn Kilometern nur fünf bis sechs Impf-Praxen gebe. Die Wartezeiten seien dort zum Teil sehr lang.
Der Filialleiter der Linden-Apotheke hat die Schulung bei der Apotheker-Kammer in Bremen absolviert. Hier wurden neben den rechtlichen und gesundheitlichen Bestimmungen, Vorschriften und Gesetzen auch die eventuell auftretenden Nebenwirkungen besprochen und das richtige Verhalten geschult. In Worpswede wurden die Räumlichkeiten umgebaut und den Bedürfnissen angepasst, sodass halbstündlich geimpft werden kann. Aktuell werden verschiedene Tage und Termine angeboten, verimpft wird - je nach Wunsch - Biontec oder Moderna. Es gebe immer ein Vorgespräch. Sollten sich im Vorwege Risikofaktoren herauskristallisieren, so schickt Carlucci die Menschen in die Arztpraxen. „Das ist einfach sicherer, obwohl wir hier gut ausgebildet und auch für Beatmung und Reanimation vorbereitet sind“, sagt der Apotheker. Die Nachfrage könnte insgesamt aber noch höher sein.
 
Kein Bedarf
 
Für die Börde Lamstedt im Cuxland sieht die Apothekerin Heike Siebrecht von der Drei Tannen Apotheke zurzeit keinen Bedarf, ein Impfangebot zu machen. „Durch unsere Hausarztpraxis in der Nachbarschaft, das umfangreiche Impfangebot in Hemmoor und die mobilen Impfteams, die regelmäßig vor Ort in der Turnhalle offene Termine anbieten, sind die Lamstedter gut aufgestellt. Zudem sind die für das Impfen erforderlichen Räumlichkeiten nicht vorhanden oder würden dann an anderer Stelle für uns fehlen“, erklärt die Lamstedterin.
Auch in Bremervörde bietet aktuell keine Apotheke Covid-Impfungen an. Die beiden Apothekerinnen Sigrid Kölling und Anneke Mahlandt von der Bahnhof-Apotheke verweisen auf das umfangreiche Impfangebot in der Oste-Stadt. So sei das mobile Impfteam täglich in der Grundschule Stadtmitte anzutreffen und auch die Hausarztpraxen bieten zahlreiche Termine für die Impfwilligen an, sodass die Nachfrage in der Apotheke im Moment sehr gering sei.
Zudem wäre die Logistik zu aufwendig, so Kölling. Es müssten Termine gebündelt werden, denn eine Ampulle mit Impfstoff ergebe je nach Hersteller zwischen sechs und zehn Impfdosen, beim Boostern sogar teilweise bis zu 20 Impfdosen. Es müssten Datenschutzerklärungen, Einverständniserklärungen und Anamnesebögen ausgefüllt, eine räumliche Trennung der Impfpatientinnen zur laufenden Kundschaft geschafften und die Impfstoffe zeitgerecht vorbereitet werden.
 
Vieles unklar
 
Da die Impfstoffe nach Anbruch nur wenige Stunden haltbar seien, müssten auch immer genug Menschen für die entsprechende Menge und noch dazu zur richtigen Zeit in die Apotheke kommen. Zudem sei ein extra Warte- und Beobachtungsbereich nötig. Aktuell sei außerdem noch nicht klar, bis wann die Impf-Erlaubnis für die Apotheken überhaupt gelte. „Wir wissen alle nicht, wie es weiter geht, wären aber jederzeit bereit, die Ärzte zu unterstützen, wenn der Bedarf wieder wachsen sollte“, so die Apothekerin.
Nicht zu wissen, wie es weitergehen wird - das beschreibt derzeit nicht nur die Situation in den Apotheken, die dortige Unklarheit scheint vielmehr Ausdruck der allgemeinen Lage zu sein.


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