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„Kliniken vor der Zerreißprobe“

Elbe-Weser-Region (eb). In Stade haben kürzlich Vertreter:innen von acht Klinikstandorten gemeinsam unter dem Motto „Die Krankenhäuser stehen vor der Zerreißprobe“ auf ihre massiv angespannte Lage aufmerksam gemacht und Forderungen formuliert.
Klinik-Vertreter:innen aus dem Elbe Weser-Raum beteiligten sich an einer landesweiten Aktion.

Klinik-Vertreter:innen aus dem Elbe Weser-Raum beteiligten sich an einer landesweiten Aktion.

Fachkräftemangel, ausufernde Bürokratie und unzureichende Finanzierung sind einige der Gründe, aus denen die Krankenhäuser in der Elbe-Weser-Region Alarm schlagen und gemeinsam Hilfe von der Politik fordern. Die Veranstaltung in Stade fand im Rahmen einer landesweiten Aktion der niedersächsischen Krankenhäuser gemeinsam mit der Krankenhausgesellschaft statt.
Vertreten waren die Elbe Kliniken Stade-Buxtehude, die Klinik Dr. Hancken in Stade, das OsteMed Klinikum Bremervörde, das Agaplesion Diakoniekrankenhaus Rotenburg, das Kreiskrankenhaus Osterholz sowie die Aller-Weser-Klinik Achim/Verden.
Anhand von zwei Lkw, die symbolisch ein Krankenhausbett auseinanderziehen, wurden die enormen personellen und finanziellen Belastungen dargestellt, denen die Krankenhäuser derzeit ausgesetzt sind.
 
In der Existenz gefährdet
 
„Die Situation der Krankenhäuser ist so angespannt wie nie zuvor, betont Siegfried Ristau, Geschäftsführer der Elbe Kliniken Stade-Buxtehude und der OsteMed in seiner Funktion als Vorsitzender der Bezirksarbeitsgemeinschaft Elbe-Weser der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft (NKG). „Die Pandemie, der Fachkräftemangel, die Inflation, die unzureichende Finanzierung und viele weitere Faktoren belasten die Kliniken in einem bedrohlichen und teils existenzgefährdetem Ausmaß. Die Politik muss zügig handeln, bevor es zu spät ist“, ergänzt er.
Verschärft werde der Personalnotstand in den Kliniken durch die Abwanderung von Pflegekräften in andere Branchen, aber eben auch zu Leiharbeitsfirmen, ergänzt Daniela Aevermann, Geschäftsführerin der Klinik Dr. Hancken GmbH in Stade. Die Krankenhäuser müssten die Lücken im Personalbestand mit Leiharbeitenden zu einem deutlich höheren Stunden- bzw. Tagessatz füllen, um den Betrieb ihrer Stationen aufrechterhalten zu können.
Die alteingesessene Klinik für Tumortherapien und Schilddrüsenerkrankungen ist von der Kostenexplosion im Energiesektor besonders hart getroffen. Dr. Christoph Hancken, Geschäftsführender Gesellschafter der Klinik Dr. Hancken GmbH, erläutert: „In unseren acht MVZ betreiben wir als Kooperationspartner der regionalen Krankenhäuser in der Elbe-Weser-Region dutzende medizinische Großgeräte wie MRT, CT, Röntgengeräte und Linearbeschleuniger für die radiologische Diagnostik und Therapie. Diese modernen Hochleistungsgeräte liefern präziseste Ergebnisse bei einem allerdings auch hohen Energieverbrauch, der nicht nur bei den Untersuchungen und Behandlungen anfällt, sondern auch in den Ruhezeiten beispielsweise für die Klimatisierung der Anlagen. Um die medizinische Versorgung der Bevölkerung in unserer Region auf dem bisher erreichten hohen Niveau auch weiterhin garantieren zu können, brauchen wir Sicherheit bei der Energieversorgung, aber auch verlässliche Zusagen für die Kompensation der Preis- und Kostensteigerungen.“
 
Bürokratische Hürden abbauen
 
Nach Ansicht der Krankenhäuser sei es unter anderem erforderlich, das Klinikpersonal schnellstmöglich von den umfangreichen bürokratischen Dokumentationspflichten zu entbinden. Die gewonnene Zeit könnte unmittelbar für die Patientenversorgung genutzt werden. Die Krankenhäuser erhielten zudem mehr Spielraum in der Personalplanung, wenn Pflegepersonaluntergrenzen erneut ausgesetzt würden.
Besonders bitter sei aus Sicht der Krankenhäuser, dass das politische Versprechen mit der Einführung von Pflegebudgets für eine vollständige Finanzierung und damit bessere Arbeitsbedingungen der Pflegenden zu sorgen, bislang nur unzureichend eingelöst wurde. In der Folge bleiben die Krankenhäuser auf den Kosten für zusätzlich eingestellte Pflegekräfte sitzen. Aufgrund derzeit geplanter Haushaltskürzungen auf Bundesebene besteht sogar die Gefahr, dass für weitere Berufsgruppen in der Pflege die Refinanzierung entfällt.
Umfragen der NKG zufolge sind inzwischen mehr als drei Viertel der niedersächsischen Krankenhäuser mittel- bis langfristig in ihrer Existenz bedroht.


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