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Marcel Foltmer

„Lützerath muss bleiben!“

Fridays For Future Osterholz will an einer Großdemonstration in Lützerath teilnehmen und erklärt sich im Interview solidarisch mit den Aktivistinnen vor Ort.

FFF Osterholz macht am Rathaus auf die Situation in Lützerath aufmerksam.

FFF Osterholz macht am Rathaus auf die Situation in Lützerath aufmerksam.

Seit Mittwochmorgen laufen die Räumungsarbeiten im von Klimaschutzaktivist:innen besetzten Lützerath, das für die Kohlegewinnung weichen soll. Nun schauen Klimaschützer:innen aus ganz Deutschland auf den Weiler in Nordrhein-Westfalen, auch die Osterholzer Ortsgruppe von Fridays For Future (FFF) nimmt vor Ort an einer Großdemonstration teil. Im Interview erklärt einer der Aktivisten, welche Bedeutung Lützerath für die deutsche Klimaschutzbewegung hat.

 

Anzeiger: Wie beurteilt Ihr die Geschehnisse rund um die Räumung Lützeraths, die seit Mittwochmorgen läuft?

 

FFF: Wir stehen solidarisch auf der Seite der Aktivist:innen, die für die Interessen der Menschheit dort kämpfen. Die gesamte Räumung zeigt den Bruch der Regierung mit jeglicher Einhaltung der Klimaziele. Zudem werden Sanitäter und Presse vermehrt nicht ins Dorf gelassen. Lützerath ist die 1,5 Grad Grenze für Deutschland. Wenn RWE für ihren Profit die Kohle unter dem Dorf verbrennt, ist es unmöglich, unter der 1,5 Grad Grenze zu bleiben. Dann wird Deutschland endgültig auf Kosten der Bevölkerung im Globalen Süden leben.

 

Welche Erfolge könnten die Aktivist:innen vor Ort eurer Meinung nach erzielen?

 

Natürlich hoffen wir, dass die Räumung verhindert wird. Es ist in Aussicht, dass Mitte Februar die Räumungssaison endet und keine tagebauvorbereitenden Maßnahmen mehr durchgeführt werden dürfen. Das Ziel ist, die Räumung bis dann zu verzögern. Zudem ist es bereits ein Riesenerfolg, wie viele Menschen aus den anliegenden Ortschaften, sowie verschiedenster Gruppen anreisen und dagegen demonstrieren. Es zeigt schon jetzt, der Abbau ist von weiten Teilen der Bevölkerung nicht gewollt.

 

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat Verständnis mit den Demonstrierenden, verteidigt aber gleichzeitig den mit RWE geschlossenen Kompromiss, Lützerath als letztes Dorf abzubaggern, um danach den Kohleausstieg 2030 anzusteuern. Er sagt: „Es ist eine Vereinbarung, die dem Klimaschutz dient.“ Was sagt Ihr dazu?

 

Diese Aussage ist lächerlich. Studien ergeben, dass die Kohle unter Lützerath nicht für die Energieversorgung relevant ist. Die Grünen haben einen Kompromiss zwischen den Profitinteressen RWEs und dem Klimaschutz mitgestaltet. Ein Kompromiss mit „dem Klima“ gibt es nicht. So eine Vereinbarung führt dann halt zum Verfehlen der für die Menschheit relevanten Klimaziele. Das ist eine recht unkomplizierte wissenschaftliche Erkenntnis. Jegliches Vorverlegen des Kohleausstiegs ist zwar gut, der aktuelle „Kompromiss“ nützt aber nur RWE.

 

Was wünscht ihr euch stattdessen von der Politik und was sind eure konkreten Forderungen?

 

In diesem Fall ein sofortiger Stopp der Räumung. Lützerath muss bleiben! Wir brauchen eine Energiepolitik, die nicht den Profitinteressen von Energiekonzernen wie z.B. RWE dient, sondern anhand des Wohles der Bevölkerung gestaltet wird. Wenn dies geschieht, kann eine Energiewende erreicht werden, die zum Beispiel einen schnellen Kohleausstieg beinhaltet, in dem es ausreichend Perspektiven auch für die Kohle-Kumpels gibt. So bleiben wir unter der 1,5 Grad Grenze, die im Interesse von uns allen ist.

 

Welche Aktionen plant Ihr demnächst?

 

Um auf die Lage in Lützerath aufmerksam zu machen, haben wir in Osterholz einige gelbe Kreuze, das Symbol für den Widerstand dort, zusammen mit Flyern aufgehängt. Denn dort ist gerade jede helfende Hand gebraucht, zum Beispiel als Sanitäter, in der Küche oder sonstiger Organisation. Auf lützerathlebt.info gibt es mehr Informationen. Dieses Wochenende sind wir alle bei der Großdemonstration vor Ort. Und schonmal vorab: Am 3. März ist der nächste Globale Klimastreiktag, dazu wird es auch hier vor Ort Aktionen geben.

 

Vielen Dank für das Interview.


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