„Wir haben dieselben Wurzeln“ - Kroatische Delegation kam zum Austausch ins SOS-Kinderdorf
Einen ersten Eindruck von der Arbeit in Worpswede konnten die kroatischen Kolleginnen und Kollegen aus Lekenik und Ladimirevci, unter ihnen Manager, die Dorfleiter und Kinderdorfmütter, bei einem Rundgang durch die Räumlichkeiten gewinnen. Anschließend setzten sich alle Beteiligten zu einem ersten Austausch zusammen. Damit es keine Missverständnisse gab, haben Joachim Schuch und sein Team Senada Bejtic aus Bremen-Nord als Dolmetscherin dazugeholt, die im sogenannten Brückenprojekt beim SOS-Kinderdorf in Bremen-Lesum mit Menschen mit Flüchtlingserfahrung arbeitet.
Über viele Themen ausgetauscht
Fünf Tage lang, acht Stunden täglich, wurden verschiedene Themen behandelt. Im Vordergrund standen die Förderungs- und Bildungsmöglichkeiten für Kinder der Jugendhilfe. Neben dem gegenseitigen Kennenlernen der Jugendhilferahmenbedingungen wurden auch die Strukturen in Kroatien mit denen in Deutschland verglichen. Auch um Fachkräftegewinnung und -ausbildung ging es in dieser Woche. „Wie kann man junge Menschen begeistern, mit jungen Menschen zu arbeiten?“, so die Fragestellung.
Ebenso tauschten sich die Fachkräfte über die Finanzierung von Angeboten, über Konzepte familiärer Unterbringung, und wie man Familien stärken kann, aus. „Wir können gegenseitig voneinander lernen“, so Joachim Schuch. Ein Wunsch auf beiden Seiten war, eine dauerhafte Partnerschaft aufzubauen. „Dazu bräuchte man Systeme, die nicht zu gegensätzlich sein sollten“, sagte Joachim Schuch. Und auch die Hürden des gegenseitigen Besuches sollten nicht zu groß sein.
Am Ende eines Abends stand Freizeit auf dem Programm. So wurde gemeinsam gegessen, man erkundete das Künstlerdorf Worpswede oder unternahm eine Besichtigungstour im benachbarten Bremen.
Das war ein Gegenbesuch
Diese Art von Austausch gab es im SOS-Kinderdorf übrigens noch nicht. Für einen kurzen Aufenthalt waren jedoch schon Kollegen aus Marokko und Finnland in Worpswede zu Gast.
Der Besuch der kroatischen Delegation war ein Gegenbesuch. Im April vergangenen Jahres reisten deutsche Fachkräfte vom SOS-Kinderdorf nach Kroatien und Bosnien. Mit dabei war die Bereichsleiterin Simone Grannemann. Sie erzählte, dass man sich für dieses Programm des SOS-Kinderdorfes bewerben musste. Dabei spielen Motivation und Sprachkenntnisse eine Rolle. „Wenn man Glück hat, wird man ausgewählt.“
Sie hatten Glück. Mit fünf weiteren Kollegen war Simone Grannemann unterwegs, jeden Tag haben sie sich verschiedene Projekte des SOS-Kinderdorfes angeschaut. Bosnien und Kroatien seien immer noch durch den Krieg geprägt, sagte sie am Rande der Tagung. „Obwohl Kroatien zur EU gehört und sich entwickelt hat, gibt es immer das Thema des Krieges und Probleme, die damit zusammenhängen.“ Das sei eine totale Herausforderung. Es gebe noch eine gewisse Instabilität in der politischen Ausrichtung. Was sie aber interessant fand, war die Tatsache, „dass wir alle bei ein und demselben Verein arbeiten und überall spürbar ist: Unsere Wurzeln sind dieselben“.