Verliebt in Bremervörde
Bremervörde. Die Heilpraktikerin für Psychotherapie Kerstin von Hellfeld und ihr Ehemann Matthias, Historiker, Journalist und Publizist, haben nach 30 Jahren ihren Wohnsitz in Köln aufgegeben, um nach Bremervörde zu ziehen. Im Mai 2023 ist das Paar mit norddeutschen Wurzeln in das schöne Haus eingezogen, das der ehemalige Reichstagsabgeordnete Ludwig Alpers 1927 hatte erbauen lassen. Alpers erhielt 1952 das große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Jahre zuvor, nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten, war er Mitbegründer der Niedersächsischen Freiheitsbewegung gewesen.
Ins Gespräch kommen
Freiheit soll in dem legendären Haus in der Walkmühlenstraße weiterhin großgeschrieben werden. Das Ehepaar von Hellfeld plant, in ihrem neuen Zuhause eine unkommerzielle Begegnungsstätte zu etablieren. „Das Haus ist groß. Es hat eine wunderbare Atmosphäre. Darum wünsche ich mir, dass Leute hier den Raum finden können, um sich zu begegnen, ohne dass es nur um Smalltalk geht, und man in der Tiefe miteinander in Kontakt kommt“, sagt Kerstin von Hellfeld mit leuchtenden, strahlenden Augen. Einige Termine sind bereits angedacht. Neben intensiven Gesprächen könne sie sich Lesungen vorstellen sowie schöne Musikabende im sommerlichen Garten. „So ein Haus hat eine Verantwortung, und unseres steht seit vielen Jahren auch für Musik.“
Von Hellfeld ist angekommen. Und das, obwohl sie seit dem Einzug praktisch einfach immer weitergearbeitet hat. „Es ist der Hammer, wie freundlich und offen die Leute hier sind“, ergänzt die gebürtige Lübeckerin. Sie sei in Hamburg, Matthias in Bremen aufgewachsen. Als Paar haben sie 30 Jahre gemeinsam in Köln gewohnt. „Ich habe immer gesagt, ich will raus aus der Stadt. Mir ist es dort zu eng, zu dreckig, zu laut, obwohl die Stadt tolerant ist, und natürlich auch schöne Plätze hat.“ Von Hellfeld mag jedoch die geballte Energie nicht, die entsteht, wenn derartig viele Menschen auf engstem Raum leben. Außerdem sei es ihr in Köln zu anonym gewesen. Da ihre Schwester in Buchholz in der Nordheide lebt, die Eltern in Hamburg wohnen, war zunächst ein Umzug in die dortige Region geplant. Doch dann entdeckte sie das Haus in Bremervörde: „Ein Traum. Auch die Vorbesitzerin Barbara ist zauberhaft, wir haben uns gleich angefreundet. Von den Nachbarn haben wir von Anfang an Unterstützung bekommen. Wir wurden sofort freundlich willkommen geheißen, gleichzeitig hatte noch jeder seine eigene Privatsphäre.“
Kunst und Passionen
Erstmals zu Besuch in Bremervörde, bzw. zum Häusergucken, war das Ehepaar im Spätsommer 2022. Man hat im Haus am See gesessen, ist herumgegangen. Der geschätzte Künstlerort Worpswede liegt ebenfalls nicht weit entfernt. „Hier in Bremervörde ist alles individueller, Kunst lebt anders hier. Sie ist nicht so kommerziell. Hier kann ich vielmehr darin eintauchen, und mich dadurch vielmehr für die Menschen dahinter interessieren.“ Von Hellfeld freut sich zudem sehr, dass gerade die Musiker:innen von der Jungen Philharmonie Köln hier bereits mehrmals umjubelte Konzerte spielen konnten. Das Einleben wurde Kerstin von Hellfeld zudem dadurch erleichtert, dass die Leute in der Region Interesse an ihrer Arbeit haben und ihre psychotherapeutische Privatpraxis gut angenommen haben.
Karriere beim TV
Bevor sie ihre ausfüllende Aufgabe gefunden hat, hat von Hellfeld beim Fernsehen gearbeitet und für Eventagenturen, wie u.a. für Ford of Europe, Veranstaltungen organisiert. „Damit war ich weltweit unterwegs. Das hat mir lange Zeit ebenfalls viel Spaß gemacht. Über die Mediation bin ich dann zum neuen Beruf gekommen.“ Ihr Hauptanliegen sei es, Menschen auf ihrem Weg zu unterstützen, um wieder zu sich selbst zu kommen, und dem inneren Kompass zu folgen. Um diese Anliegen zu realisieren, ist sie immer noch bundesweit aktiv. So leitet Kerstin von Hellfeld unter dem Stichwort „Beziehungskreise“ ab Mitte Februar, Ende Mai sowie im November im Nepomuk Haus in Marwang in unmittelbarer Nähe vom Chiemsee Workshops. Eines der Themenkreise wird dann „Mitgefühl und Stille“ sein.