Seitenlogo
lst

 Studie belegt Unwirtschaftlichkeit der geplanten Küstenautobahn

Niedersachsen (lst). Eine vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) vorgelegte Studie zeigt, dass die A20 mit mindestens sieben Milliarden Euro mehr als doppelt so teuer werden würde wie im Bundesverkehrswegeplan 2030 veranschlagt.

„Die A20 steht beispielhaft dafür, was moderne Verkehrspolitik nicht sein sollte“, sagt Kirsten Erwentraut, Mitautorin der A20-Studie, die jetzt vom BUND zusammen mit dem Bündnis der A20-Gegner und Fridays For Future vorgestellt und bewertet wurde. Die Studie berechnet die gegenwärtigen realistischen Kosten der A20 auf der Grundlage der Schätzung des Bundesrechnungshofes zum A20-Elbtunnel sowie der Preisindizes des Statistischen Bundesamtes.
 
„Unwirtschaftlich und nicht bauwürdig“
 
Da die A20 demnach nicht mit 3,7 Milliarden Euro, sondern mit mindestens sieben Milliarden Euro zu Buche schlagen würde, sei sie eindeutig unwirtschaftlich und nicht bauwürdig.
Allein in Niedersachsen müssten 145 Brücken neu gebaut werden. Dazu kämen aufwendige Ingenieursbauwerke wie der Elbtunnel bei Drochtersen und die Schwingequerung. Zudem handele es sich um höchst problematischen Baugrund (Marsch- und Moorgebiete). So seien zum Beispiel in der Wesermarsch teilweise bis zu 18 Meter hohe und 50 Meter breite Vorbelastungsdämme aus Sand erforderlich, so Erwentraut.
 
„Kosten übersteigen den Nutzen“
 
Falsche Annahmen hätten zur Aufnahme der A20 in den Bundesverkehrswegeplan geführt, sind sich die Gegner einig. Dabei überstiegen die Kosten eindeutig den Nutzen.
Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender sagt dazu: „Die Studie zeigt eindrücklich, dass die Kosten der A20 im Bundesverkehrswegeplan 2030 auf gravierende Art und Weise unterschätzt worden sind. Der Bau der A20 wäre nicht nur klimaschädlich und naturzerstörend, sondern auch ein volkswirtschaftliches Desaster. Deshalb fordern wir die Bundes- und Landespolitik auf, dieses Bauvorhaben zu stoppen und stattdessen in eine zukunftsfähige Verkehrsinfrastruktur zu investieren.“
Heiner Baumgarten, Landesvorsitzender des BUND Niedersachsen, kritisiert zudem, dass mit dem Bau der A20 naturnahe Landschaften zerstört und zerschnitten werden. Das Vorhaben zwischen Westerstede und Bad Segeberg würde auf rund 200 Kilometern Länge über 4.000 Hektar Fläche beanspruchen, mehr als die Hälfte der geplanten Strecke verlaufe durch Moorgebiete.
Stefan Mester von Fridays For Future spricht von „völlig verfehlter Verkehrspolitik“ und bezeichnet die A20 als größte, klimaschädlichste und teuerste Autobahn, deren Planung deshalb unbedingt gestoppt werden müsse.
 
Alternativen zur A20
 
Als Alternativen zum Autobahnbau nennt Jens Hilgenberg vom BUND für den Güterverkehr den Wasserweg zwischen den norddeutschen Häfen Wilhelmshaven, Bremerhaven und Hamburg. Dieses Short Sea Shipping sollte weiter gefördert werden. Für eine weitere Verlagerung von der Straße auf die Schiene müssten zudem Engpässe im Schienennetz beseitigt werden. Wichtig sei der beschlossene Ausbau der Güterstrecken nach Hannover (Alpha-E-Variante).
Auf der Straße gebe es mit der jüngst ausgebauten A1 bereits eine leistungsfähige Ost-West-Verbindung, so Hilgenberg. Der Stau im Hamburger Elbtunnel sei ein Engpass, den die geplante A20 auch nicht auflösen könne. Bei nachgewiesenem Bedarf – und nur dann – sei ein Ausbau bereits vorhandener Bundesstraßen, gegebenenfalls mit Ortsumfahrungen, ausreichend.
 
Hintergrund
 
Am 6. Januar 2021 begann die öffentliche Auslegung der Planfeststellungsunterlagen des Abschnittes 5b der A26, eines Teilprojektes der Küstenautobahn. Auch mit dem Erlass des geänderten Planfeststellungsbeschlusses zu Abschnitt 1 der A20 ist in Kürze zu rechnen. Zudem wird in diesem Jahr ein neuer Bedarfsplan zum Bundesverkehrswegeplan erstellt. Man müsse laut BUND jetzt wichtige Signale senden und den Druck auf die Entscheidungsträger:innen erhöhen.
 
Das Projekt Küstenautobahn
 
Laut der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr ist die Küstenautobahn ein wichtiger Baustein zur Erschließung des nordwestdeutschen Raumes, da sie die räumliche Trennung zwischen Schleswig-Holstein und Niedersachsen überwinde. Sie lasse zudem die Nord- und Ostseeanrainerstaaten näher zusammenrücken und solle die Hinterlandanbindung der deutschen Seehäfen verbessern, die heimische Wirtschaft fördern und Arbeitsplätze schaffen.
Die Fahrzeit von Bremerhaven nach Hamburg würde sich mit der Autobahn um eine Stunde, die Fahrtzeit nach Hamburg aus dem Landkreis Wesermarsch um rund 45 Minuten verkürzen. Die neue Elbquerung würde den Umweg über Hamburg überflüssig machen.
Die A20 in Niedersachsen gehört mit einer Länge von rund 121 km (davon 114 km Neubaustrecke) zu den größten deutschen Planungen für den Neubau von Autobahnen. Sie beginnt an der A28 bei Westerstede in Niedersachsen und führt bis Weede in Schleswig-Holstein.
www.bund-niedersachsen.de


UNTERNEHMEN DER REGION