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Sprachrohr russischer Propaganda: CORRECTIV-Spezial zur Ukraine

Gemeinsam mit dem Faktencheck-Team des Recherchezentrums CORRECTIV beantwortet der Bundesverband Deutscher Anzeigenblätter (BVDA) in einer mehrteiligen Serie die wichtigsten Fragen zum Russland-Ukraine-Krieg. Im dritten Teil geht es um die deutsche Medienaktivistin Alina Lipp.
Die deutsche Medienaktivistin Alina Lipp verbreitet russische Propaganda. Foto: Alina Lipp/Telegram

Die deutsche Medienaktivistin Alina Lipp verbreitet russische Propaganda. Foto: Alina Lipp/Telegram

Der Russland-Ukraine-Krieg brachte Alina Lipp den Aufstieg, auf den sie schon seit Jahren hingearbeitet hat. Die 28-Jährige inszeniert sich als deutsche Journalistin, verbreitet aber Putins Propaganda. „Ich höre, wie in den westlichen Medien jetzt über das Geschehen berichtet wird. Das böse Russland attackiert die Ukraine. Es ist alles schwer zu erklären, wenn man nicht im Thema ist“, sagt Alina Lipp in einem Video. Seit einigen Wochen ist sie der Popstar russischer Propaganda in Deutschland. Ihre Thesen verbreitet sie vor allem auf Telegram – mal mit Videos aus der Ukraine, mal aus Moskau.
Ihren Telegram-Kanal „Neues aus Russland“ hat sie Anfang November 2021 erstellt. Bis Kriegsbeginn war die Anzahl ihrer Abonnenten überschaubar. Noch am 14. Februar folgten ihr dort rund 2.000 Accounts. Fünf Tage nach Russlands Angriff auf die Ukraine, am 1. März 2022, hatte der Kanal schon fast 50.000 Follower, mittlerweile sind es 145.000 (Stand 24. Mai). Damit kann es der Kanal mit den größten Verbreitern von Desinformation im deutschsprachigen Raum aufnehmen.
 
Lipps Telegram-Kanal: Ein Dauerfeuer aus Falschmeldungen
 
Falschbehauptungen Bereits einen Tag nach Kriegsbeginn fiel Lipp mit der Behauptung auf, die Bilder eines Angriffs auf einen Kindergarten in Luhansk seien gefälscht. Es war eine der ersten großen Desinformations-Geschichten zu Beginn des Kriegs, Lipp brachte sie ans deutsche Publikum. Am Tag darauf teilte sie die Falschbehauptung, bei einem gefangengenommenen russischen Offizier handele es sich in Wirklichkeit um einen ukrainischen Nazi.
Weitere Desinformation folgte. Eine Geschichte, die bundesweit für Aufregung sorgte: In Euskirchen bei Köln sei ein Jugendlicher verprügelt worden, weil er Russisch sprach. In einem Krankenhaus sei er an seinen Verletzungen gestorben. CORRECTIV.Faktencheck recherchierte, dass die Geschichte frei erfunden war. Lipp entfernte den Beitrag über Euskirchen aus ihrem Telegram-Kanal, die anderen Behauptungen sind bis heute dort zu sehen (Stand: 24. Mai 2022).
 
Desinformation in drei Sprachen
 
Für Deutsche rechtfertigt Lipp den Krieg, für Russinnen malt sie das Bild eines düsteren Deutschlands. In ihrem Telegram-Kanal schreibt Lipp mal auf Russisch, mal auf Deutsch, mal nutzt sie beide Sprachen. Wer sich mit ihren anderen Kanälen und Inhalten beschäftigt, merkt schnell: Das ist kein Zufall, Lipp hat eine Doppelrolle. Einerseits bringt sie einem vorwiegend deutschen Publikum prorussische Kriegspropaganda näher. Auf der anderen Seite vermittelt sie ihrem russisch- und englischsprachigen Publikum den Eindruck, in Deutschland herrsche keine Meinungsfreiheit.
Solche Ansichten verbreitet sie auch im russischen Fernsehen. Dort zeigen vom Staat abhängige Medien gern die Deutsche, die auf ihrer Seite steht. So trat Lipp am 15. März und am 17. März beim Fernsehsender Zvezda auf, der dem russischen Verteidigungsministerium gehört. Themen der Sendungen: der Nazismus in Europa, der sich gegen Russen richte, und die „Befreiung“ der ukrainischen Hafenstadt Cherson. Auch bei RIA FAN, einer angeblichen Nachrichtenagentur, die von Experten einer russischen Trollfabrik zugeordnet wird, war Lipp bereits zu Gast. Mehr zum Aufstieg von Alina Lipp als Medienaktivistin unter www.correctiv.org/lipp.


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