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Missbrauch gering

Immer wieder kursieren online und in der Politik Behauptungen über das Bürgergeld. CORRECTIV.Faktencheck hat sich Narrative dazu angeschaut und recherchiert, wie viel beim Bürgergeld wirklich betrogen wird.

 

Die Bundesregierung hat sich auf Reformen beim Bürgergeld geeinigt. Unter anderem sollen jene sanktioniert werden, die eine „zumutbare Arbeit“ verweigern.

Seit Jahren ist das Bürgergeld im Fokus von unbelegten oder falschen Behauptungen, zu denen CORRECTIV.Faktencheck recherchiert.

 

Wird beim Bürgergeld wirklich so viel betrogen?

Im Juni 2025 sagte Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas, es gebe in dem Zusammenhang „groß angelegten Sozialleistungsmissbrauch“ und „mafiöse

Strukturen“. Menschen würden aus anderen europäischen Staaten für MiniArbeitsverträge nach Deutschland gelockt, gleichzeitig würde für sie aufstockendes Bürgergeld beantragt und abgeschöpft werden. Als Beispiel nannte Bas die Stadt Duisburg. Medienberichte, die Bundesagentur für Arbeit und der Leiter des Jobcenters bestätigen solche Fälle, auch andernorts. Wie groß das Ausmaß ist, ist unklar. Auf Nachfrage schreibt ein Sprecher des BMAS, es handele „sich nach derzeitiger Kenntnis um regionale Phänomene, nicht um ein flächendeckendes Problem“. Fälle von Sozialbetrug im Zusammenhang mit „mafiösen Strukturen“ werden demnach statistisch nicht gesondert erfasst. Laut Bundesagentur für Arbeit hätten die gemeinsam betriebenen Jobcenter 2023 229 Fälle und 2024 421 Fälle von „bandenmäßigen Betrug“ erfasst. Im laufenden Jahr 2025 bis zum Mai seien es 195 Fälle gewesen. Insgesamt wurde für alle Jahre in etwa 360 Fällen Strafanzeige gestellt. Es sei jedoch von einer höheren Dunkelziffer auszugehen.

Missbrauch gering

Wenn es um den Missbrauch von Sozialleistungen geht, bekämen „anekdotische Einzelfallgeschichten“ viel Aufmerksamkeit und provozierten Empörung, schreibt Jennifer Eckhardt, Sozialwissenschaftlerin an der TU Dortmund,

in einem Blogbeitrag. Die verfügbaren Zahlen zeigen, dass die Missbrauchsquote verhältnismäßig gering ist. 2024 hat die Bundesagentur für Arbeit in 101.000 Fällen Leistungsbetrug beim Bürgergeld festgestellt. Der Zoll hat 2024 knapp 70.000 Ermittlungsverfahren wegen Verdacht auf Leistungsmissbrauch eingeleitet. Dabei werde nicht zwischen Bürgergeld und Arbeitslosengeld unterschieden. Gemessen an 5,56 Millionen Leistungsempfangenden entspricht das zusammen einer Missbrauchsquote von etwa 3 Prozent. Es ist möglich, dass bei dieser Berechnung Fälle, die in beiden Statistiken vorkommen, doppelt gezählt werden. Ein Blick auf die Schadenssummen liefert Kontext: 2023 betrug der Schaden laut Bundesagentur für Arbeit etwa 260 Millionen Euro. Zum Vergleich: Allein durch Tricksereien bei der Erbschaftssteuer entgingen dem Staat laut Taz 2023 etwa 2,6 Milliarden Euro.


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