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Lena Stehr

Landwirte kommen ins Schwitzen

Landkreis. Anhaltende Trockenheit führt zu Ernteausfällen. Die Auswirkungen der anhaltenden Dürre seien für Landwirte ernst, für einige gar existenzbedrohend.
Schönes Bild, aber die anhaltende Sonne tut der Ernte nicht gut. Foto: Aleksandr Rybalko

Schönes Bild, aber die anhaltende Sonne tut der Ernte nicht gut. Foto: Aleksandr Rybalko

Deutschland ächzt unter der Hitzewelle. In der vergangenen Woche knackten die Temperaturen täglich die 30-Grad-Marke. Doch während sich in den Ferien viele über solch sommerliches Wetter freuen, zeigt sich Niedersachsens Agrarministerin Barbara Otte-Kinast besorgt. Die Auswirkungen der anhaltenden Dürre seien für Landwirte ernst, für einige gar existenzbedrohend.
In ganz Niedersachsen seien erhebliche Ernteausfälle festzustellen, vor allem bei Getreide und Raps. Von unterdurchschnittlichen Erträgen sprechen auch die Kreislandwirte Stephan Warnken aus Osterholz und Jörn Ehlers aus Rotenburg (Wümme).
 
Landwirte stehen vor großen Herausforderungen
 
Bis vor Kurzem war die Stimmung bei Rotenburgs Kreislandwirt Jörn Ehlers noch ganz gut. Inzwischen sei aber klar, dass die anhaltende Trockenheit die Erträge schmälern und viele Landwirte vor große Herausforderungen stellen werde.
Im Landkreis Rotenburg werden rund 126.755 Hektar landwirtschaftlich genutzt. Bei 32 Prozent der Flächen handelt es sich um Grünland, 68 Prozent der Flächen sind Ackerland.
Auf gut zwei Drittel des Ackerlandes wird Mais angebaut, der den Landwirten unter anderem als Futtergrundlage für ihre Rinder oder als „Futter“ für die Biogasanlagen dient. „Der Landkreis Rotenburg zählt zu den Landkreisen mit der höchsten Biogasanlagendichte bundesweit“, sagt Jörn Ehlers. Insgesamt 150 Stück gibt es hier. In Osterholz gibt es im Vergleich dazu nur 19 Biogasanlagen.
 
Vermehrt auf Beregnung setzen
 
Und der Mais bräuchte nun eigentlich Regen für einen guten Ertrag. Wenn der nicht komme, müsse die Ernte womöglich von September auf Ende August vorgezogen werden, so der Kreislandwirt. Insgesamt seien die zu erwartenden Erträge beim Mais noch nicht zu bestimmen. Ehlers befürchtet aber, dass sich eine ähnliche Situation wie im trockenen Jahr 2018 entwickeln könnte. Damals mussten die Landwirte Einbußen von rund 30 Prozent hinnehmen. Im Durchschnitt werden etwa 45 Tonnen Mais pro Hektar geerntet.
Bewässerungsanlagen gibt es übrigens bisher im Landkreis nicht. Doch angesichts dieses dritten trockenen Jahres in Folge müssten sich die Landwirte wohl Gedanken darüber machen, in solche Anlagen zu investieren, sagt Ehlers.
Die Futtervorräte seien bereits erheblich zusammengeschmolzen, denn neben dem Mais leide vor allem auch das Grünland unter der Trockenheit. In der Folge gebe es auch zu wenig Heu. Der erste Schnitt im Jahr sei schon sehr schlecht gewesen.
„In der Landwirtschaft rechnet man eigentlich mit Veränderungen und Anpassungsprozessen, die sich über Jahrzehnte erstrecken. Der rasante Klimawandel zwingt uns nun zu schnellem Handeln“, sagt Ehlers. Und das kann sich vermutlich nicht jeder Landwirt leisten.
 
Erträge und Preise sind „unterdurchschnittlich“
 
Imt 39.124 Hektar  Landkreis Osterholz werden gulandwirtschaftlich genutzt. Bei 63 Prozent dieser Fläche handelt es sich um Grünland, 37 Prozent sind Ackerflächen, auf denen hauptsächlich Mais und Roggen angebaut werden. In der vergangenen Woche sei intensiv gedroschen worden, sagt Kreislandwirt Stephan Warnken. Das trockene Wetter sei dafür ideal gewesen.
Da aber auch das Frühjahr zu trocken gewesen sei, seien die Erträge unterdurchschnittlich. Und das gelte leider auch für die Preise, die die Landwirte für ihr Getreide bekommen, so Warnken. Rund 14,50 Euro pro 100 Kilo Roggen und rund 15 Euro pro 100 Kilo Weizen seien zu wenig in Anbetracht des immer gleich bleibenden hohen Arbeitsaufwandes.
Bewässert werden die Felder im Landkreis Osterholz ebenfalls nicht. Der tief wurzelnde Mais komme in der Regel auch gut mit längeren Trockenphasen klar. Wenn es bald wieder regne, erholten sich die Pflanzen schnell wieder, blickt Warnken etwas optimistischer in die Zukunft als Jörn Ehlers aus dem Nachbarkreis.
 
Keine „Vermaisung“ der Landschaft
 
Anders als oftmals wahrgenommen habe sich der Maisanbau in den vergangenen Jahren in der Region übrigens nicht ausgedehnt, sagt Warnken. Allein schon die geltenden EU-Auflagen, die unter anderem vorschreiben, dass ab einer Fläche von 20 Hektar mindestens drei verschiedene Kulturen angebaut werden müssen, stehe einer „Vermaisung“ der Landschaft im Wege. Für mehr Biodiversität würden inzwischen auch vermehrt Maispflanzen und Bohnen auf einem Feld zusammen angebaut.
 
Knapp 1,9 Mio. Hektar Ackerland in Niedersachsen
 
In Niedersachsen wurden laut dem Niedersächsischen Landesamt für Statistik im vergangenen Jahr insgesamt mehr als 2,5 Millionen Hektar landwirtschaftlich genutzt, davon sind knapp 1,9 Millionen Hektar Ackerland. Getreide wurde auf 818.000 Hektar angebaut, Kartoffeln auf 119.700 Hektar, Zuckerrüben auf 103.400 Hektar. Maisanbau fand auf 74.400 Hektar statt, Winterraps auf einer Fläche von 72.400 Hektar, Gemüse, Spargel und Erdbeeren wurden auf 21.600 Hektar angebaut.
 


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