

Osterholz-Scharmbeck. „Der Jahresabschluss des vergangenen Jahres weist seit 2013 ein negatives Betriebsergebnis in Höhe von 138.750 Euro aus“, berichtet die Erste Kreisrätin Heike Schumacher. Das sei ein klares Signal für den bundespolitischen Handlungsbedarf im momentanen Krankenhausfinanzierungssystem. Zum Defizit sei es nämlich nicht aufgrund des eigenen Haushaltsplanes, sondern vielmehr aufgrund der überschlägig ermittelten, inflationsbedingten Finanzierungslücke gekommen, erklärt Krankenhausleiterin Doris Sonström.
Den Deckungsplan habe die damalige Regierung im Rahmen des Ukrainekrieges ins Leben gerufen – kumuliert über die Jahre lasse sich das Defizit von rund 10 % nun aber nicht mehr auffangen, auch nicht mit den damaligen Coronahilfen. „Für uns als Krankenhaus bedeutet dies konkret, dass wir aktuell 10% der Kosten jeder stationären Behandlung selbst tragen müssen“, erläutert sie. Unter der neuen Bundesregierung sollen nun Gelder aus dem Kulturfonds die kritische Finanzierungslage deckeln.
Doch auch diese scheinbare Lösung sei nur eine temporäre Hilfe, eine langfristige Finanzierungsmöglichkeit wäre wünschenswert, sagt Krankenhausleiterin Sonström. „Die strukturelle Unterfinanzierung und die sich immer weiter öffnende Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben kann sonst bald auch in Osterholz nicht mehr gedeckt werden“, befürchtet Heike Schumacher. Erfreulich sei hingegen, dass der Jahresabschluss mit 664.000 Euro besser als erwartet ausfiel – positiv beeinflusst durch höhere ambulante Einnahmen im Medizinischen Versorgungszentrum und in der Physiotherapie.
Neue Intensivstation in Betrieb genommen
Ob die anstehende Krankenhausreform und die angekündigte Vorhaltefinanzierung die Missstände beseitigen können, steht bis lang in den Sternen. Denn auch hier würden finanzielle Mittel letztlich nur umverteilt, erläutert Schumacher. Trotz allem blickt man im Osterholzer Kreiskrankenhaus hoffnungsvoll in die Zukunft. Im Jahr 2024 habe man voller Stolz die Einweihung und Inbetriebnahme der neuen Intensivstation gefeiert, berichtet Sonström. Ein Meilenstein in der jüngsten Geschichte des Krankenhauses, das die Station schon 2019 beantragte.
Insgesamt habe das Krankenhausteam durch seine qualitativ hochwertige Arbeit im letzten Jahr 7.000 stationären und rund 50.000 ambulanten Patient:innen helfen können. „Zusätzlich haben sich all unsere Mitarbeitenden aktiv an der Weiterentwicklung des Hauses beteiligt“, verkündet die Krankenhausleiterin stolz. So habe man im Herbst 2024 ein ambulantes orthopädisches Angebot am Kreiskrankenhaus geschaffen, dass die drohende Unterversorgung in diesem Bereich auffangen konnte.
„Die orthopädische Praxis vom Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Sportmediziner Herrn Chatzoglou, erfreut sich großer Beliebtheit“, weiß Sonström. Mittlerweile habe man außerdem alle Stationen mit mobilen Visitewagen ausgestattet, die die Patientendokumentation für die Pfleger:innen erheblich erleichtern. „All das funktioniert aber nur dank der hochengagierten Mitarbeiter, die sich täglich für das Wohl der Patienten einsetzen“, lobt Wilfried Pallasch vom Krankenhausausschuss.
Nummer Eins in Niedersachsen
Nicht umsonst liege das Kreiskrankenhaus im aktuellen FAZ-Ranking – in der Größenordnung ‚50 bis 150 Betten‘ – auf dem ersten Platz in ganz Niedersachsen. Die Akzeptanz in der Gesellschaft sei deutlich spürbar, betont er. „Bundesweit wird Häusern einer solchen Größenordnung die hier vorliegende Qualität nicht zugetraut, der Trend geht in Richtung zentralistischer Lösungen“, weiß auch die Erste Kreisrätin. Umso mehr freue man sich, dass für die kommende Zeit Projekte geplant sind, die den Gesundheitsstandort perspektivisch stärken sollen.
Hierfür entwickle die Kreispolitik gemeinsam mit der Krankenhausleitung fortwährend das Angebot. „Unser Haus befindet sich im ständigen Prozess, da wir uns stets auf die aktuellen Bedürfnisse anpassen“, so Krankenhausleiterin Sonström. Unter anderem arbeite man derzeit an der Erweiterung des ambulanten Angebotes, das mit einem neuen Standort in der Heidloge seinen Anfang nehmen soll. Künftig finden hier zwei Einsatzfahrzeuge Platz, um bei Notfällen möglichst schnell auszurücken.
Das Kreiskrankenhaus verfügt über 128 Planbetten, die sich auf die Innere Medizin, Chirurgie und Orthopädie, die Gynäkologie und Geburtshilfe verteilen. Auf der neuen Intensivstation finden 10 Patient:innen Platz, drei der Betten sind zudem für Beatmungen eingerichtet.