

„Danke Mama“ - mit diesen zwei Worten bedanken wir uns Jahr für Jahr bei unseren Müttern, besonders am Muttertag. Das „Danke“ gehört genauso dazu, wie Blumen und Schokolade. Wir bedanken uns bei ihnen für ihre Liebe, für ihre Geduld und für ihre Fürsorge. Wir bedanken uns aber auch für ihre aufopfernde Art, ihr Zurückstecken und für das Immer-da-Sein. Natürlich steckt hinter diesem „Danke“ eine gewisse Wertschätzung, doch gleichzeitig wird eine unbequeme Wahrheit offenbart: Mütter stellen sich in unserer Gesellschaft immer hinten an - und das scheint selbstverständlich. Es stellt sich die Frage: Machen sie das wirklich nur aus Liebe und Selbstlosigkeit oder weil es von ihnen erwartet wird?
Auch Mütter sind Menschen mit eigenen Träumen, Wünschen und Bedürfnissen. Auch sie haben ihre Grenzen, die sie vermutlich öfter überschreiten, als wir denken. Wir sollten uns fragen, ob wir Müttern nicht nur danken, sondern ihnen endlich auch den Raum geben sollten, sie selbst zu sein.
Wie eine Mutter zu sein hat
Schon in unserer Kindheit lernen wir, dass eine „gute Mutter“ liebevoll, geduldig und immer verfügbar zu sein hat. Besonders in älteren Büchern und Filmen ist die Mutter für alles, was die sogenannte Care-Arbeit betrifft, verantwortlich. Auch in Werbespots sieht man stets eine lächelnde Mutter, die die Wäsche faltet oder das Essen kocht. Das Ideal, das die Liebe einer Mutter bedingungslos ist und sie sich hinten anstellt, hat sich seit Jahrzehnten in den Köpfen der Menschen verankert. Eine „gute Mutter“ ist nur dann gut, wenn sie an sich selbst zuletzt denkt. Karriereträume von Müttern werden kritisch betrachtet, bei einer Fremdbetreuung des Kindes ist die Mutter nicht präsent genug und wenn es mal Fertigessen gibt, gilt eine Mutter schnell als faul.
Obwohl sich gesellschaftlich in den vergangenen Jahren einiges getan hat, bleibt die Rolle der aufopfernden Mutter bestehen. Und das setzt die Mütter unter Druck - wer zugibt erschöpft zu sein oder eine vermeintliche Schwäche zeigt, fühlt sich schnell schuldig und wird auch vom Umfeld oft schief angeguckt.
Die Erwartungen an Mütter sind strukturell verankert. Es fehlt ihnen schlichtweg an Wahlmöglichkeiten. Unflexible Arbeitsmodelle, fehlende Kinderbetreuung und die unfaire Verteilung von Sorgearbeit machen Müttern das Leben schwer. Sie müssen funktionieren und das immer, ansonsten gelten sie als ungeeignet.
Warum ein Tag im Jahr nicht ausreicht
Der Muttertag wird in Deutschland seit 1922/1923 gefeiert. Der symbolische Dank an die Mütter durch Blumen oder einem Frühstück im Bett bedeutet sicherlich auch vielen Müttern etwas. Aber nüchtern betrachtet ist das „Danke“ nur ein Trostpflaster. An den ungleichen Strukturen und der alltäglichen Überforderung ändert sich nichts. Ein Tag im Jahr, an dem sich alles um die Mütter dreht, steht in keinem Verhältnis zu dem, was sie dauerhaft leisten.
Zudem trägt der Muttertag dazu bei, dass ihre Figur als Heldin des Alltags, die immer und überall durch Liebe und Hingabe funktioniert, der Mutter die Menschlichkeit nimmt. Dabei wird ignoriert, dass sie erschöpft, wütend, emotional und einfach nur sie selbst sein darf.
Was sich ändern muss
Um einer Mutter die nötige Wertschätzung zu geben, die sie tatsächlich verdient hat, reicht ein „Danke“ nicht aus. Sie als Menschen mit eigenen Bedürfnissen zu sehen und gesellschaftliche Strukturen dabei maßgeblich zu verändern, würde dahingegen schon mehr tun.
Neben flexibleren Arbeitszeiten und besserer Kinderbetreuung müssen vor allem die Väter mehr Verantwortung übernehmen und damit für eine gleichberechtigtere Care-Arbeit sorgen.
Im Hinblick auf den kulturellen Aspekt braucht es aber ebenso ein Umdenken. Mütter sind nicht die Elternhälfte, die automatisch belastbarer und geduldiger ist. Sie sind Menschen mit Stärken, Schwächen, Bedürfnissen und Ambitionen. Und genauso sollten sie von der Gesellschaft auch gesehen werden. Das Idealbild der perfekten Mutter, die keine Fehler macht, muss verschwinden. Mütter müssen die Freiheit haben, Mutter zu sein, ohne sich dabei selbst zu verlieren. Sie sind auch nur Menschen, die auch mal Fehler machen dürfen. Es ist auch für sie das erste Mal auf dieser Welt - niemand kann erwarten, dass sie das Leben perfekt beherrschen, nur weil sie Mütter sind. Sie dürfen auch einfach mal Frau sein, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen.