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Zehn Jahre Refugium Beverstedt

Im Frühjahr 2015 gründete sich der Verein Refugium in Beverstedt. Zehn Jahre später blickt er auf eine bemerkenswerte Bilanz gelebter Solidarität zurück.

Der Verein Refugium feiert sein zehnjähriges Bestehen.

Der Verein Refugium feiert sein zehnjähriges Bestehen.

Bild: Khe

Beverstedt. Als im Frühjahr 2015 rund eine Million Menschen Schutz in Deutschland suchten, reagierte Beverstedt rasch und praktisch. Der neugegründete Verein Refugium stellte sich der Herausforderung, Geflüchtete nicht nur unterzubringen, sondern in das gesellschaftliche Leben der Gemeinde zu integrieren. Innerhalb kürzester Zeit entstanden eine Kleiderkammer, ein Möbellager und eine bis heute aktive Fahrradwerkstatt. Unterstützt von Patinnen und Paten aus allen Ortsteilen wurden Wohnungen renoviert, Amtsgänge begleitet und Kinder in Kitas und Schulen angemeldet.

Nicht selten standen dabei Auseinandersetzungen mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, der Ausländerbehörde oder dem Jobcenter auf der Tagesordnung – und trieben einzelne Helferinnen und Helfer an die Belastungsgrenze. Trotzdem entstand ein Netzwerk, das bis heute trägt.

 

Ein Erfolgsmodell mit vielen Beteiligten

Zahlreiche Akteure trugen zum Gelingen der Beverstedter Flüchtlingsarbeit bei. Die Gemeinde organisierte dauerhaft Wohnraum, die Kinder- und Jugendförderung erwies sich als verlässlicher Partner, Kirchen engagierten sich in Gremien und gewährten Kirchenasyl, Betriebe boten Praktika an und übernahmen Geflüchtete in Arbeitsverhältnisse, Sportvereine öffneten ihre Türen, Kitas und Schulen stemmten mit viel Kraft die Integration vor Ort. Auch das DRK, die Landfrauen und vor allem viele Ehrenamtliche machten die Idee von einer solidarischen Dorfgemeinschaft greifbar.

Ein besonderer Meilenstein war die Einrichtung einer Flüchtlingsbeauftragtenstelle in der Gemeinde, die seit Januar 2016 von Ali Efetürk besetzt ist. Ihm kommt bis heute eine Schlüsselrolle in der Koordination der Hilfen zu. „Flüchtlingsarbeit kostet Geld – keine ein Vermögen!“, so das Credo des Vereins.

 

Spenden, Fahrräder, Perspektiven

Die kontinuierliche Unterstützung aus der Bevölkerung ermöglichte weitere Hilfsangebote: ein Anhänger für Umzüge, Nähmaschinen, Material für die Werkstatt. Der alte Bauhof, von der Gemeinde kostenlos zur Verfügung gestellt, dient seither als zentrale Anlaufstelle. Das Ziel, jeder geflüchteten Person ein Fahrrad bereitzustellen, wird bis heute verfolgt – für den ländlichen Alltag eine Notwendigkeit.

Die Erfolge lassen sich inzwischen auch statistisch ablesen: Die überwiegende Mehrheit der Geflüchteten ist heute im ersten Arbeitsmarkt angekommen. Aus Bürgergeldempfängern sind Steuerzahler geworden – ein Beitrag für das Gemeinwesen, der ohne die strukturelle Unterstützung vor Ort kaum denkbar gewesen wäre.

 

Blick nach vorn: Repair-Café für alle

Der Verein denkt über seine Gründungsaufgabe hinaus. Noch in diesem Jahr soll das Angebot um ein Repair-Café erweitert werden – offen für alle Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinde Beverstedt. Ein Förderantrag beim Land Niedersachsen ist gestellt, gute Aussichten auf Erfolg inklusive. Nachhaltigkeit und soziale Teilhabe sollen damit verbunden werden.

Gleichzeitig blickt Refugium realistisch auf die globale Lage. „Die politische und ökologische Weltlage lassen erwarten, dass der Zustrom von Menschennicht abreißen wird“, sagt Jörn Krankenberg. Der Verein hält an seinem Anspruch fest: „Menschen in Lebensgefahr überwinden Grenzen. Wir würden das auch tun!“

Die Jubiläumsfeier ist in Planung, eine Einladung an alle Beteiligten folgt. Sicher ist schon jetzt: Refugium bleibt – als praktisches Versprechen auf Menschlichkeit im Alltag.


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