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Klimaschutz in der Verlagsbranche

(bvda). Der Bundesverband Deutscher Anzeigenblätter lud am 7. Juli zum Fachforum Nachhaltigkeit. Patrick Viol war vor Ort und gab Einblicke in die Nachhaltigkeitspraxis des Anzeigers.
 
Patrick Viol erklärt dem Auditorium die zweigleisige Nachhaltigkeitspraxis des Anzeigers: Emissionsausgleich und starke Inhalte.

Patrick Viol erklärt dem Auditorium die zweigleisige Nachhaltigkeitspraxis des Anzeigers: Emissionsausgleich und starke Inhalte.

Klima- und Umweltschutz haben in den vergangenen Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Aber auch die öffentliche Debatte über den Einsatz von Prospektwerbung sowie die drastisch gestiegenen Energiepreise erfordern zunehmend ein Vorausgehen der Branche. Am 7. Juli informierten und diskutieren Expertinnen und Experten beim ersten BVDA-Fachforum zum Schwerpunktthema Nachhaltigkeit über vorherrschende Mythen, mögliche Strategien und Finanzierungsmöglichkeiten.
In seiner Begrüßung betonte Andreas Müller, BVDA-Vizepräsident, den Wert von Papier und die notwendige Aufklärungsarbeit, die der Verband und alle Mitgliedsverlage vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen nun zu leisten haben.
 
Sprachrohr für Nachhaltigkeit
 
Roland Panter, Pressesprecher beim Naturschutzbund Deutschland, wies in seiner Keynote auf die Bedeutung von Klima- und Artenschutz als Lebensgrundlage hin und warum es sich die Gesellschaft nicht mehr leisten könne, nicht ins Handeln zu kommen. Kostenlose Wochenzeitungen sieht Panter dabei als wichtiges Sprachrohr, um Nachhaltigkeit für die Leserschaft im Lokalen transparent und greifbar zu machen. Aus seiner Sicht sei es ein Trugschluss, die Lösung in der Umstellung auf digitale Angebote zu sehen, da diese nicht klimaneutral zur Verfügung gestellt und konsumiert werden könnten.
 
Klimaneutraler ANZEIGER
 
Was sich bereits in den vergangenen Jahren in der Anzeigenblattbranche getan hat und wie sich kleine sowie große Unternehmen dem Thema Nachhaltigkeit nähern, zeigten drei Best-Practice-Beispiele aus den Mitgliedsverlagen. Dabei berichtete Thomas Sixta der Mayer & Söhne Druck und Mediengruppe wie es ihm durch Kooperation mit umliegenden Biogasbauern gelingt, selbst Strom zu produzieren und die Unternehmensgebäude auf nachhaltige Weise zu heizen und zu kühlen. Gundula Ullah von der FUNKE Mediengruppe stellte die Unternehmensstrategie eines der größten deutschen Medienhäuser vor, die die Klimaneutralität der gesamten Gruppe bis 2035 zum Ziel hat. Dass Nachhaltigkeit nichts mit der Unternehmensgröße zu tun hat und wie positiv es sich im Gegenzug auf Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung auswirkt, bewies Patrick Viol, Chefredakteur des Anzeiger Verlags, in seinem Vortrag. Der inhabergeführte Verlag aus Osterholz-Scharmbeck produziert und verteilt als Mitglied der BVDA-Klimainitiative seine Ausgaben klimaneutral. Durch die Unterstützung von Klimaschutzprojekten in Ostafrika und Taiwan kompensiert der Verlag seine CO2-Emissionen.
„Nun könnte man einwenden: Warum stellen wir nicht gleich die Produktion ein und erscheinen nur noch digital? Aber: Dieser Einwand übersieht die klimaschützende Wirkung, die das Anzeigenblatt gerade als Gedrucktes hat. Denn nur in dieser Form erreichen wir mit der Werbung sowie der Berichterstattung über unsere lokalen Partner alle Haushalte, wodurch wir den lokalen gegenüber dem emissionsstarken Onlinehandel unterstützen. Was letztlich zu finanzstärkeren Kommunen mit mehr Mitteln für den Klimaschutz führt“, so Viol. Dieser Partner bliebe man aber nur, wenn man auch als Anzeigenblatt journalistisch wertvollen und kritischen Inhalt produziere, so der Chefredakteur weiter.
 
Böse Beilagen und die Papierindustrie
 
Als Branche beschäftigen uns aktuell die vermehrt in Umlauf gebrachten und für Kampagnenzwecke genutzten Falschinformationen rund um Papier. Anne-Katrin Kohlmorgen von Two Sides Germany fasste zusammen: „Kaum eine Industrie polarisiert so sehr wie die Papier- und Druckindustrie. Während Verpackungen aus Papier im Handel als nachhaltige Lösung gefeiert werden, gerät gedruckte Haushaltswerbung in Verruf. Hier bedarf es viel mehr Aufklärung über Holz als nachwachsenden Rohstoff und den in Deutschland vorbildlichen Recyclingkreislauf.“
In einer anschließenden Podiumsdiskussion legte u.a. Dr. Ralf Dittmann, der die Geschäfte der größten Prospektdruckerei Deutschlands leitet, legte dar, wie nachhaltig Prospekte mittlerweile produziert werden können und dass der Einsatz zertifizierter Rohstoffe, die an strenge Vorgaben gebunden sind, vermehrt von Kunden nachgefragt wird.
Christina Labusch vom Verband DIE PAPIERINDUSTRIE erklärte: „Die Nutzung nachwachsender Rohstoffe in der zirkulären Wertschöpfung macht Papier zu einem nachhaltigen Vorzeigeprodukt.“
Und der Innovationsforscher Thomas Anderer zeigte in seinem abschließenden Beitrag am Beispiel nachhaltiger, urbaner Logistik, dass sich für diejenigen großartige Möglichkeiten ergeben, die über den eigenen Tellerrand hinausdenken. Seine Botschaft: Einfach machen.


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