Patrick Viol

Israel wird 72 Jahre alt

Ein Gastbeitrag von Dr. Hermann Kuhn, Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Bremen/Unterweser e. V., zum Geburtstag des jüdischen Staates.
Drei Jahre nach dem Ende des Nationalsozialismus riefen arabische Staaten erneut zur Vernichtung der Juden auf: Sofort nach seiner Gründung musste sich der israelische Staat gegen den Einmarsch aller arabsichen Nachbarländer verteidigen.   Foto: adobstock/Vlad

Drei Jahre nach dem Ende des Nationalsozialismus riefen arabische Staaten erneut zur Vernichtung der Juden auf: Sofort nach seiner Gründung musste sich der israelische Staat gegen den Einmarsch aller arabsichen Nachbarländer verteidigen. Foto: adobstock/Vlad

Der Staat Israel hat „Geburtstag“, den 72. Dieser Geburtstag ist Menschen in aller Welt Anlass für einen herzlichen Glückwunsch - denn die Geschichte dieses jungen Staates ist voller Wunder, seine Existenz ist nicht selbstverständlich, immer noch stellen viele ihn grundsätzlich infrage. Nicht nur für die Machthaber im Iran ist Israel ein „Krebsgeschwür“ und ein Virus, das die Welt bedrohe und deshalb auszulöschen sei.
In Israel gilt der jüdische Kalender, weswegen die Feiertage jedes Jahr „wandern“ - das haben wir von den Juden mit Ostern übernommen. Israel feiert seinen Geburtstag in diesem Jahr daher heute am 29. Apri, obwohl der Staat am 14. Mai gegründet wurde. Davor hat es der sechs Millionen toten Juden des Holocaust gedacht, wie auch der gefallenen Soldaten aus den Kriegen seit Gründung des Staates.
Alle drei Tage gehören zusammen: Der europäische Antisemitismus, die Diskriminierung, die Pogrome bis zum Holocaust hatten zu der Überzeugung geführt, dass auch die Juden einen eigenen Staat brauchen, in dem sie nach ihren Regeln und Traditionen leben und sich schützen können. An dem Ort, an dem seit 3000 Jahren Juden gelebt haben, lange Zeit nur wenige.
 
Ein Land für alle Juden auf der Welt
 
Die Vereinten Nationen haben ihnen dieses Recht auf einen eigenen Staat 1947 zugesprochen. Aber sofort nach der Gründung musste Israel sich gegen den Einmarsch der arabischen Nachbarstaaten zur Wehr setzen, mit hohen Verlusten; und noch einmal 1967 und 1973. Auch heute muss sich Israel wappnen und seine Bürger gegen Terror und Bedrohung verteidigen.
Vor dem Hintergrund dieser Geschichte muss man würdigen, was Israel geleistet hat. Die Bevölkerung des Landes ist von einer knappen Million auf über neun Millionen angewachsen. Fast eine Million Juden, die aus den arabischen Staaten flüchten mussten, wurden integriert, die Überlebenden des Holocaust kamen nach Israel, später Juden aus der früheren Sowjetunion und aus Äthiopien. Sie alle wurden aufgenommen, erhielten ihre Chance - natürlich nicht ohne Streit und Konflikte.
 
Ein vielfältiges Land
 
Aber diese Vielfalt, Buntheit prägt Israel, sie kann nur bewundert werden. Denn dazu kommt noch ein gutes Fünftel der Bevölkerung, die arabisch ist, christlichen oder muslimischen Glaubens. Und ihren Glauben können alle Israelis vollkommen frei leben, Moscheen und Kirchen gibt es wie Synagogen, und über Kopftuchtragende Frauen streitet in Israel niemand.
Die Araber sind eine Minderheit in Israel, die sich weit überwiegend als Bürger Israels fühlen und verhalten, obwohl sie sich auch ihren arabischen Nachbarn verbunden fühlen. Sie haben die gleichen Rechte, wählen ihre Abgeordneten ins Parlament, eine „Trennung“ (also „Apartheid“) gibt es in Israel in keiner Weise. Man muss nur einen Tag an der Uni in Haifa verbringen, um das zu sehen: Nirgendwo im Nahen Osten studieren so viele arabische Frauen wie an dieser Universität.
 
Innovation und Wissenschaft
 
Diese Vielfalt, diese Widersprüche und Reibungen ist vielleicht auch ein wesentlicher Grund dafür, dass Israel im letzten Jahrzehnt zu einem kleinen, aber wichtigen Zentrum wissenschaftlicher und technischer Innovationen geworden ist, vor allem im Bereich der Medizintechnik und der IT. Alle großen Weltfirmen der IT-Branche unterhalten in Israel Entwicklungsabteilungen, ständig werden israelische Start-ups übernommen. Gespannt schauen wir in diesen Tagen nach Israel, ob die Wissenschaftler dort ihre Ankündigung wahr machen können, einen ersten Impfstoff gegen das Corona-Virus zu entwickeln.
 
Die einzige Demokratie im Nahen Osten
 
Eher erstaunt schauen wir auf die Politik in Israel. Dreimal gewählt, und dann kommt alles ganz anders als gedacht, und der Regierungschef ist immer noch der gleiche. Vieles erscheint uns befremdlich - aber so leben die Israelis Demokratie, sicher mit einem guten Schuss mehr „Unordnung“, als wir es kennen. Aber sie ist die einzige Demokratie, die es im Nahen Osten gibt.
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft Bremen-Unterweser, unser privater Verein zur Förderung der Verständigung zwischen den Völkern, gratuliert Israel zum 72. Geburtstag und wünscht seinen Bürgerinnen und Bürgern alle Gute, Gesundheit und Frieden!


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