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Eine existenzgefährdende Situation? Gegendarstellung der Bürgerinitiative „Naturschutz-Worpswede“ Briefe unserer Leser/innen

Worpswede. In der letzten Ausgabe brachte der ANZEIGER den Artikel „Der Schießstand muss bleiben“, in dem Ulla Ingenhoven Frank Seidel und Johannes Strauß die Lage des Schießstandes zu Wort kommen ließ. Im Sinne kommunaler Debattenförderung druckt der ANZEIGER an dieser Stelle eine Gegendarstellung der Bürgerinitiative „Naturschutz-Worpswede“, die sich gegen die Errichtung eines Walls engagiert.

Zum Artikel „Der Schießstand muss bleiben“ und dem in der Ausgabe 31 zum Thema beigefügten Info-Flyer bedarf es einiger korrigierender Erläuterungen aus der Sicht unserer Bürgerinitiative.
Im besagten Flyer sind einige sehr befremdliche Behauptungen aufgestellt worden, wie z. B., dass das Umweltministerium in Hannover der Meinung sei: „dass der Stand erhaltungswürdig ist und das vom bisherigen Betreiber vorgelegte und planmäßig ohne Mittel der öffentlichen Hand finanzierte Sanierungskonzept dem Stand der Technik entspricht, allumfassend und positiv zu bewerten ist“. In der Pressemitteilung des Landkreises heißt es jedoch, dass es vonseiten des niedersächsischen Umweltministeriums, das die Anlage in Augenschein nahm, erhebliche Bedenken gegen die Wallpläne gegeben habe. Insbesondere das geplante Vorgehen, dort belastetes Z2-Material einzubauen, stieß in Hannover auf Ablehnung.
Die Behauptungen, dass keine Jungjäger mehr ausgebildet werden können und sich „mittelfristig eine existenzgefährdende Situation für die jagdlichen Organisationen ableiten lässt“, und „(…) der Landkreis (...) Berufsjäger beschäftigen (müsste)“ entbehrt jedweder Grundlage. Der Autor des Flyers meint wohl, wenn die Schrotstände geschlossen blieben, gäbe es im Landkreis OHZ keinen Jägernachwuchs mehr. Da irrt er. Die Kugelstände sind am 1. August wieder in Betrieb genommen worden. Zudem ist für die Flintenausbildung der Kipphasen-Stand im Gespräch. Also von einer „existenzgefährdenden Situation“ für die Jagd im Landkreis OHZ aufgrund eines Mangels an Jägernachwuchs kann selbst mit viel Fantasie nicht die Rede sein!
Es wird vielmehr unter dem Deckmäntelchen der Sorge um die Jägerschaft immer wieder der Bau eines Walls als Lösung aller Probleme angeführt. Ein Wall wäre aber nur vonnöten, wenn auf dem Areal ein „wirtschaftlicher“ Schießstand betrieben werden müsste. Die Jägerschaft ist aber ein „eingetragener Verein“, darf also gar keine Gewinne erwirtschaften. Die gGmbH dient in der Hauptsache aber lediglich den Sportschützen, die unter der Führung von Henning Kruse versuchen, dort einen großen, für eigene Rücklagen Gewinn abwerfenden Freizeit-Schießstand zu etablieren.
Es wird jedoch vergessen, dass dieses Gelände unter den heutigen Umweltschutz-Aspekten zu betrachten ist. Zudem genießen Sport- und Freizeitschützen gegenüber den Jägern keine Privilegierung. Eine Privilegierung der Sportschützen zu behaupten, dient dazu, wirtschaftliche Interessen durchzusetzen und dementsprechend den Wall zu bauen.
Die Jägerschaft kann weiterhin die Kugelstände und vermutlich auch den Kipphasen-Stand nutzen, dafür bedarf es mitnichten eines Walls. Und sollten nach der Sanierung tatsächlich die Schrotstände nicht mehr genutzt werden dürfen, ist es den Jägern sicherlich möglich, für das Wurfscheibenschießen (nicht für das Büchsenschießen) einen anderswo bestehenden Schrotstand aufzusuchen. Dass man dafür etwas weiter fahren muss, ist bedauerlich, aber zumutbar.
Der Landkreis hat im Übrigen bereits die von den Autoren geforderte klare Positionierung abgegeben: Der Platz wird saniert. Klarer geht es doch wohl nicht! Vergessen wurde in diesem Zusammenhang aber, dass diese ganze Misere erst durch den unvorschriftsmäßigen Betrieb der Anlage entstanden ist. Jetzt diese Tatsache dahin zu verdrehen, dass eine Sanierung des Geländes durch Ausgleichsmaßnahmen „ökologisch aufgewertet“ wird, ist eine Frechheit!
Was die Bleibelastung im Wasser angeht, wären Strauß und Seidel fündig geworden, wenn sie sich unsere Homepage www.naturschutz-worpswede.de näher angeschaut hätten. Dort finden sie die Antwort auf ihre Fragen und werden feststellen, dass mitnichten von Trinkwasser-Qualität gesprochen werden kann.
Abschließend noch einige Informationen zu dem „Youtuber“ Marc Schieferdecker, der von Seidel und Strauß mit einem Video-Clip um Unterstützung gebeten wurde:
Marc Schieferdecker ist Gründer der German Rifle Association, einer Vereinigung, die Lobbyarbeit betreibt und für liberalere Waffengesetze kämpft. Hier einige Auszüge aus einem Artikel von „Jetzt.de“/Süddeutsche (https://www.jetzt.de/amoklauf-in-muenchen/besuch-bei-der-german-rifle-association):
„(…) Jeder gute Bürger sollte in einem freien Land das Recht haben, zur Selbstverteidigung Waffen zu besitzen.
(…) Jeder Bürger, der geistig gesund und nicht vorbestraft ist, soll eine Waffe zur Selbstverteidigung tragen dürfen.
(…) Schießen ist wie Yoga, nur mit Knarren.“ Alles Aussagen von Schieferdecker.
Um den Menschen zu erklären, was es mit Waffen auf sich hat, unterhält er außerdem den Youtube-Kanal: Lets Shoot - Waffen, Zombies, Unterhaltung. Einmal wöchentlich, um sechs Uhr abends, postet er dort seinen Waffenbeitrag der Woche: zum Beispiel, ob und wie man jemanden kampfunfähig schießt.
Wenn man dann noch die unter dem Video-Clip vermerkten Kommentare liest, kann es einem schon mulmig werden. Dort werden Aussagen getätigt wie: „Wie wäre es mit Zielübungen auf Kippas“ oder „Ich zitiere M. Scholl: „Hängt die Grünen, so lange es noch Bäume gibt.“
Wie sagte schon Goethe: „Sage mir, mit wem du umgehst, so sage ich dir, wer du bist; weiß ich, womit du dich beschäftigst, so weiß ich, was aus dir werden kann.“
Bürgerinitiative „Naturschutz-Worpswede“, www.naturschutz-worpswede.de
Dr. Andreas Oeller
Christa Oeller
Thomas Murken
Silvia Vaßen-Langenbach
Jürgen Langenbach
Dr. Christine Ohlenbusch
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