30 Jahre in der Stadt zu Hause
Osterholz-Scharmbeck. Zusammen ist man weniger allein – das dürfte ganz grob schon damals das Motto für die Grashüpfer-Initiative von Gudrun Grönert so um 1993 gewesen sein. 1994 zog die heutige Ehrenvorsitzende Anne Deutsch nach Osterholz-Scharmbeck und engagierte sich schnell in der Initiative. Sie kontaktierte die Stadt, von deren damaliger Bürgermeisterin Brigitte Escherhausen sie den ultimativen Tipp bekam: „Werdet ein Verein!“
Seit 2009 in der Bördestraße
In einer Zeit wachsender Individualisierung und schrumpfender Familien-Zahlen, positionierte sich dieser damals junge Verein in eine gewisse Not und wuchs dementsprechend schnell. Die schnelle Entwicklung wurde sichtbar mit den Namensänderungen und den Standortwechseln, denn der Bedarf forderte Angebote, und die Angebote erforderten wiederum ordentlich Platz.
So lernten die Osterholzer nach dem Grashüpfer e.V. das Mütterzentrum Osterholz-Scharmbeck kennen, das sie erst in Containern, dann in Wohnungen in der Drosselstraße fanden, bis es in den Kellerräumen des Jugendzentrums am Pumpelberg beheimatet war, wo es zum Familienzentrum e.V. wurde, das zunächst in der Beckstraße und dann endlich 2006 in der Sandbeckstraße als Trägerin eines der rund 530 Mehrgenerationenhäuser in ganz Deutschland anerkannt wurde.
Als solches zog es dann 2009 in die Bördestraße ins ehemalige Stadtwerke-Haus. Hier ist nun auch der zweite Seniorenstützpunkt des Landkreises neben Lilienthal verortet, gleich neben der ebenso gut besuchten Seniorenbegegnungsstätte.
Pastor Konrad Langrehr-Tell von der St.-Willehadi-Gemeinde, der in der Sozialen Stadt sehr aktiv war und Ingrid Braach vom Jugendamt des Landkreises waren mit der unverzichtbaren Brigitte Escherhausen, die bis zum Schluss immer für das Familienzentrum gekämpft hatte, sehr wichtige Kräfte, damit das Familienzentrum e.V. ins gesellschaftliche Leben der Stadt eingebunden werden konnte. „Der Schwerpunkt hat sich schon verändert“, sagt Anne Deutsch. „Bis zu 50 Kinder wurden damals in der Drosselstraße betreut, Sprachkurse angeboten.“ Dort fanden auch bildungsferne Familien einen strukturierenden Rahmen mit niedrigschwelligen Angeboten. Als Anlaufstelle für Groß und Klein sollten schon damals bei den Grashüpfern und sollen bis heute im Mehrgenerationenhaus unterstützende Leistungen für alle erfahrbar sein.
„Der offene Treff, das Herzstück unseres Hauses, darf als offenes Wohnzimmer von allen Menschen der Stadt verstanden und auch genutzt werden“, sagt Erste Vorsitzende Tanja Kramer. Junge Eltern, Trauernde, Senioren, Schüler oder Leute, die an der Technik ihrer Rechner und Handys verzweifeln oder einfach nicht mehr alles allein regeln oder unternehmen wollen, sollten die Angebote auf der Internetseite www.mgh-ohz.de sehen oder einfach vorbeikommen in der Bördestraße.
„Wir haben immer ohne Geld existiert“
Wie ein roter Faden zieht sich durch die Geschichte des Familienzentrums nicht nur der Bedarf, sondern auch die liebe Not mit den Finanzen. „Es wäre so schön, wenn es genügend finanzielle Unterstützung gäbe, um die Mitarbeitenden ordentlich zu bezahlen und so auch als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben“, wünscht sich Anne Deutsch. Denn fest stehe, dass die Arbeit des MGH ohne festes Personal professionell einfach nicht mehr zu stemmen sei. Und das kostet! Die knappe Finanzierung komme zusammen durch die Unterstützung der Stadt, der Förderungen durch Land und Bund für deren Projekt „Mehrgenerationenhaus“ und vom Land für den Seniorenstützpunkt. „Und die Spenden und Mitgliedsbeiträge der insgesamt rund 76 Mitglieder.“ Klingt viel, doch „wir haben schon immer irgendwie ohne Geld existiert“, schaut Deutsch zurück. Spitz auf Knopf wurde die erste BSHG-19-Stelle bezahlt, „das war der Aufbruch! Wir konnten regelmäßige Öffnungszeiten anbieten und eine kontinuierliche Erreichbarkeit“, erinnert sich Tanja Kramer. Heute stehen für zehn feste Mitarbeiter und zahllose Ehrenamtliche die Menschen der Stadt im Mittelpunkt.
Attraktiv will man vor allem auch für die jungen Menschen bleiben und noch mehr werden: „Sie sprechen wir ganz speziell an, um sie für die Mitarbeit zu gewinnen – im Vorstand, als ehrenamtliche Teamer, aber auch als Mitarbeiter.“ Hier könne sich jeder ausprobieren, seine Talente und Fähigkeiten entdecken und entwickeln, „wie in einer Familie. Bedarf haben wir immer“, so der Vorstand. Mit der sprühenden Energie der „Famize“-Frauen scheint ein „Geht nicht“ unmöglich: „Wir schaffen Lösungen“, eigentlich immer.

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