Wie erleben Pflegekräfte ihre Ausbildung während der Pandemie?
Unter dem Motto: „Pflegeausbildung und Pandemie-wie passt das zusammen?“ sammeln Lehrkräfte der Berufsfachschule Pflege an den Berufsbildenden Schulen III Stade (BBS III Stade) derzeit Eindrücke von einer besonderen Schülerschaft: nämlich von Auszubildenden der neuen dreijährigen Ausbildung zur generalistischen Pflegefachkraft.
Im Zentrum der Pandemie
Mit 74 Schüler:innen ist die BBS III Stade mit der generalistischen Pflegeausbildung zum 1. August
2020 an den Start gegangen. Doch wie ergeht es eigentlich jungen Menschen, die sich einen Ausbildungsberuf ausgesucht haben und nun völlig unerwartet im Zentrum der Pandemie arbeiten?
Seitens des Kollegiums haben die Schüler:innen besondere Hygienetrainings zu Beginn der
Ausbildung erhalten. Der Mundschutz gehörte in der Berufsfachschule Pflege schon lange vor der Diskussion um Inzidenzwerte zum Unterricht dazu. Lehrkräfte und Auszubildende trafen die freiwillige Vereinbarung, den größtmöglichen Schutz für die Klient:innen in den Pflegeeinrichtungen und auch für die Schulgemeinschaft zu bewirken.
Thema Impfen im Unterricht
Auch das Thema Impfen wird im Unterricht mit extra erstellten digitalen Materialien aufgearbeitet und diskutiert. Der Zwischenstand einer internen Umfrage bei diesen Pflegeauszubildenden besagt, dass sich ein Großteil der jungen Menschen impfen lassen wird, nämlich 74 Prozent.
Daneben sind 14 Prozent unentschlossen und weitere 14 Prozent schließen eine Impfung für sich momentan aus. Einige wurden bereits in den Einrichtungen der praktischen Ausbildung geimpft. Klassenlehrerin Martina Hoops berichtet, „dass einerseits in den digitalen Videokonferenzen sich augenzwinkernd gratuliert wird bei dem Angebot zu einer Impfung, andererseits bei den Auszubildenden auch immer Sorgen und Befürchtungen mitschwingen.“ Deshalb sei es wichtig, den Bildungsauftrag ernst zu nehmen und den aktuellen Besonderheiten anzupassen.
Eine weitere Besonderheit wird es demnächst in der Berufsfachschule Pflege geben: Geimpfte Auszubildende treffen auf nicht geimpfte Lehrkräfte. „Hier setzen wir ganz auf das Verantwortungsbewusstsein unserer Auszubildenden, weiter den Infektionsschutz im Klassenraum ernst zu nehmen“, berichtet die Klassenlehrerin.
Derzeit zeige sich, dass das Angebot der Abfrage, wie es sich anfühlt, in einer Pandemie eine Pflegeausbildung zu machen, in Form eines „digitalen Kummerkastens“ gut angenommen wird von den Auszubildenden.
So haben die Lernenden die Möglichkeit, sich Sorgen und Ängste, aber auch geteilte Freude und Hoffnungen anonym auszutauschen. „Sicher werden wir noch lange - auch nach der Pandemiekrise - noch viel Aufarbeitung zu bewerkstelligen haben, um das Erlebte zu verarbeiten, so Hoops.
Stimmen aus dem digitalen Kummerkasten:
„In der Corona-Zeit erkennen wir, wie wichtig der Pflegeberuf ist.“
„Ich glaube, dass die Corona-Pandemie viele junge Menschen, die sich eigentlich für den Beruf und eine Pflegeausbildung interessieren, abschrecken wird. Das können wir uns in Zeiten des Pflegenotstands aber auf keinen Fall leisten.“
„Angst macht mir insbesondere die hohe und schnelle Sterbezahl der alten Menschen.“
„Ich möchte, dass es endlich aufhört, ständig in der Angst leben zu müssen, sich anzustecken.“
„Es gibt genug Menschen mit Intelligenzminderung, die sich „Querdenker“ nennen. Ich sehe genug Menschen, die an Covid-19 sterben, und kann es nicht verstehen, warum Menschen so denken.“