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Uli Evers

„Neben Strapazen auch viel Positives“ - Seedorfer Fallschirmjäger luden zum Neujahrsempfang

„Neben Strapazen auch viel Positives“
Seedorfer Fallschirmjäger luden zum Neujahrsempfang
von Ulrich Evers
Dankte für die Verbundenheit der Region mit den Seedorfer Fallschirmjägern: Der Standortälteste Christian von Blumröder ließ in seiner Ansprache zum Neujahrsempfang das vergangene Einsatzjahr der Seedorfer Vorbände Revue passieren. Foto: ue
Seedorf. Zum fortgeschrittenen Zeitpunkt im neuen Jahr lud der Standortälteste in Seedorf zum traditionellen Neujahrsempfang ein. Dabei konnte Oberst Christian von Blumröder viele Vertreter aus dem öffentlichen Leben, der Wirtschaft, Politik und befreundeter Verbände der Streitkräfte in der GHG der Fallschirmjäger-Kaserne begrüßen.
„Die in Seedorf stationierten Verbände und Einheiten haben auch im vergangenen Jahr ihrem Motto „Einsatzbereit. Jederzeit. Weltweit“ alle Ehre gemacht“, begrüßte Oberst von Blumröder seine Zuhörerschaft. Insgesamt hätten sich 2018 473 Seedorfer Soldatinnen und Soldaten im Einsatz befunden. Sie erstreckten sich auf Mali, Afghanistan und dem Irak, aus dem Oberst Christian von Blumröder selber erst vor kurzem zurückgekehrt war.
„Inzwischen sind sie bis auf wenige, die als Einzelpersonal entsandt wurden, alle wieder weitgehend wohlbehalten zurückgekehrt.“ Dafür, so von Blumröder, müsse man Gott danken und natürlich der Professionalität und Besonnenheit der Soldaten.
Viel sei in den zurückliegenden Einsätzen vom militärischen Personal verlangt worden. „Die Soldaten waren bis zu sieben Monate lang von ihren Lieben getrennt und mussten Dienst bei Temperaturen von bis zu 55 Grad im Schatten leisten.“ Harter Alltagsdienst mit nur wenig privater Auszeit und Unterbringung unter schwierigen Verhältnissen forderten den Männern und Frauen der Seedorf-Verbände viel ab.
„Neben diesen Strapazen habe ich aber auch den Eindruck, dass viele Kameradinnen und Kameraden aus den Einsätzen Positives mitnehmen konnten“, sagte von Blumröder. Neben dem Erlebnis der echten Kameradschaft seien das vor allem Begegnungen mit Einheimischen. So berichtete der Standortälteste von den Erzählungen eines Oberstabsgefreiten, der als Ausbilder kurdischer Soldaten eingesetzt war. Er erlebte die aufopfernde kurdische Gastfreundschaft und die Gabe von Gastgeschenken trotz spärlichster finanzieller Verhältnisse dort.
„Viele von uns haben auch Armut gesehen, wie sie hierzulande kaum vorstellbar ist.“ Der Oberst besuchte ein Flüchtlingslager in der Nähe der irakischen Stadt Erbil, in dem die Menschen nach seiner Einschätzung „arm, aber nicht elend“ lebten. „Viele Familien lebten seit Jahren dort und weigerten sich in ihre Heimat bei Mossul zurückzukehren, weil die dortige Sicherheitslage es nicht zulässt. Ich erinnere mich an viele Kinder, die ihr bisheriges Leben wohl ausschließlich in diesem Lager verbracht haben. Obwohl manche von ihnen lachten, strahlten ihre Gesichter eine eigentümliche Härte aus.“
Der Besuch in diesem Lager habe ihn in seiner Auffassung gestärkt, dass der deutsche Einsatz im und für den Irak richtig sei. Die Lage vor Ort sei kompliziert, und Deutschland solle sich nach seinen Worten nicht damit begnügen, dass der islamische Staat oberflächlich besiegt sei. „Vielmehr sollten wir im engen Schulterschluss mit dem Auswärtigen Amt, dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und den internationalen Partnern weiter zur Stabilisierung der Region beitragen, so dass die Flüchtlinge irgendwann in ihre Heimat zurückkehren können“, forderte Oberst von Blumröder.
Er erinnerte in einem kurzen Rückblick an die große militärische Übung „Schneller Adler“, in dem die Fallschirmjäger die Evakuierung von bis zu 1.000 Deutschen aus einem imaginären zusammenbrechenden Staat übten. „Solche Szenarien sind, wer die Nachrichten verfolgt, gar nicht so unwahrscheinlich“, machte von Blumröder klar. Das Regiment nahm außerdem an einer dreiwöchigen Gefechtsübung in den Niederlanden teil.
In einem ebenso kurzen Ausblick auf das aktuelle Jahr berichtete der Standortälteste von den großen personellen Umbrüchen, die in Seedorf ins Haus stehen. Neben sechs Kompaniechefs wird auch der stellvertretende Kommandeur Oliver Henkel versetzt.
Für den 18. Februar ist der Besuch des Bundespräsidenten in Seedorf geplant. „Das ist für uns eine große Ehre, und wir wollen unserem hohen Gast nicht nur das Regiment vorstellen, sondern ihm auch von dem engen Schulterschluss zwischen Seedorfer Fallschirmjägern und der Region berichten.“
Dass die Verbundenheit zwischen den Seedorfer Soldaten und den sie umgebenden Gemeinden ungebrochen groß ist, belegte nicht nur die illustre Gästerunde. „Ich danke allen Bürgermeistern, den Landfrauen und unserer Militärseelsorge, die uns im Einsatz mit Briefen und kleinen Aufmerksamkeiten bedacht haben. Das hat sehr gut getan und Mut gemacht!“, zeigte sich Christian von Blumröder in seiner Ansprache dankbar.
Gedacht wurde im Anschluss auch einem Kameraden, der kurz vor Jahresende an einer schweren Krankheit verstarb. Der offizielle Teil des Empfangs endete mit einem gemeinsamen Gebet der Militärgeistlichen Thomas Bretz-Rieck und Thomas Nuxoll, das die Anwesenden daran erinnerte, dass Frieden nicht selbstverständlich sei und manchmal auch erstritten werden müsse.


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