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Lage am Ausbildungsmarkt war stark von Corona geprägt

Elbe-Weser-Raum (eb). Das Angebot an freien Ausbildungsplätzen ist gegenüber dem Vorjahr erneut gesunken, ebenso hat die Zahl der Bewerber:innen gegenüber dem Vorjahr deutlich abgenommen.

Das geht aus der Jahresbilanz der Berufsberatung von Industrie und Handelskammer Stade für den Elbe-Weser-Raum, der Agentur für Arbeit Stade und der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade hervor.
Die Lage am Ausbildungsmarkt sei 2020/21 weiter stark von der Corona-Krise geprägt gewesen, sagt Dagmar Froelich, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Stade. Die Ergebnisse blieben hinter denen vor der Pandemie zurück. Die Arbeitsagentur und die Kammern hätten große Anstrengungen unternommen, um möglichst vielen jungen Menschen einen Ausbildungsplatz anbieten zu können. Ein befürchteter „Corona-Jahrgang“ sei dadurch weitgehend ausgeblieben.
 
Eingeschränkte Berufsorientierung
 
Berufsorientierungsmöglichkeiten durch den weitestgehenden Ausfall von Messen und Börsen für Jugendliche seien deutlich eingeschränkt gewesen. Gleiches galt für die Berufsnachwuchssuche von Unternehmen. Die verringerte Möglichkeit von Praktika habe das persönliche Kennenlernen erschwert. Die Arbeit der Berufsberatung habe sich durch die Wiederaufnahmen ihres Beratungsangebotes an den Schulen erst ab dem Sommer wieder normalisiert. Davor wurde die Berufsorientierung und –beratung per Telefon oder Video-Chat durchgeführt. Gerade diese intensive Beratung habe sich aber, trotz der erschwerten Rahmenbedingungen, als sehr wirksam herausgestellt. In den drei Landkreisen, Cuxhaven, Rotenburg und Stade habe es erheblich weniger unversorgte Jugendliche als noch im Vorjahr gegeben.
 
Betriebe bilden mit großem Engagement aus
 
„Die Betriebe im Handwerk bilden auch während der Corona-Pandemie mit großem Engagement aus, das zeigen unsere Zahlen. Im gesamten Kammerbezirk hatten wir Ende September 4.313 neue Ausbildungsverträge zu verzeichnen. Das sind rund vier Prozent mehr als im Vorjahr“, sagt Günter Neumann, Leiter Berufsbildung bei der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade.
Leichte Rückgänge habe es zum Stichtag 30. September in den Landkreisen Rotenburg (Wümme) und Stade gegeben. Dafür war im Landkreis Cuxhaven ein Plus von 11,6 Prozent zu verzeichnen. Die Landkreise Osterholz und Verden bewegten sich ebenfalls auf dem Niveau von 2020. „Die Grundtendenz ist positiv“, so Neumann.
Dazu beigetragen habe sicherlich der „Sommer der Berufsbildung“, mit dem auch die Handwerksorganisationen als Partner der Allianz für Aus- und Weiterbildung bei jungen Menschen und Betrieben für die duale Ausbildung geworben haben. „Die Berufsoptionen sind derzeit im Handwerk so gut wie kaum jemals zuvor. Denn der Nachwuchs wird in unseren Betrieben dringend gebraucht, um die wichtigen Zukunftsaufgaben umzusetzen wie die Erreichung der Klimaziele oder die Elektromobilität. Außerdem bietet das Handwerk eine hohe Arbeitsplatzsicherheit und Karrieren mit Perspektive“, so Neumann.
 
Leichte Erholungstendenz
 
„Von einer leichten Erholungstendenz spricht Dirk Immken, Leiter der Aus- und Weiterbildung bei der Industrie- und Handelskammer Stade für den Elbe-Weser-Raum. Insgesamt werde bei den neu eingetragenen Ausbildungsverträgen derzeit ein Zuwachs von rund einem Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet. Der Ausbildungsmarkt stehe vor weiteren Herausforderungen. Demografiebedingt seien die Bewerber:innenzahlen weiter rückläufig. Viele offene Ausbildungsstellen könnten nicht besetzt werden.
Nach einem Rückgang von 9,5 Prozent im letzten Jahr zeichne sich eine Erholung auf dem Ausbildungsmarkt auf einem niedrigen Niveau ab. Im Elbe-Weser-Raum werde ein Zuwachs von 1,2 Prozent neu abgeschlossener Ausbildungsverträge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erreicht. Die Entwicklung verlaufe jedoch sehr unterschiedlich. Die kaufmännischen Berufe verzeichnen einen Zuwachs von 3 Prozent, während die gewerblich-technischen Berufe nochmals einen Rückgang von 4,2 Prozent hinnehmen müssten.
Nach einem deutlichen Rückgang im letzten Jahr bilden aber wieder mehr Unternehmen im Elbe-Weser-Raum aus. Die allgemeinen Prognosen deuten allerdings auf einen weiteren Rückgang der Schüler:innenzahlen hin. Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen sei zwar hoch, aber die offenen Stellen können durch den Schüler:innenrückgang zu großen Teilen nicht mehr besetzt werden. Berufsorientierungsmaßnahmen müssten weiterhin verstärkt werden, um jungen Menschen eine gute Orientierung für den beruflichen Einstieg zu ermöglichen. „Die Duale Ausbildung ist eine gleichwertige Karriere-Alternative zum Studium“, betont Dirk Immken.


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