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Ulrich Evers

„Jahrhundertaufgabe“ Atommüllendlagersuche

Landkreis Rotenburg. Mehr als 130 Teilnehmer:innen konnte Landrat Hermann Luttmann zur virtuellen Info-Veranstaltung zum Thema Atommüllendlagersuche begrüßen, darunter viele Vertreter:innen aus der lokalen Politik.
Andreas Sikorski vom niedersächsischen Umweltministerium gab online einen Überblick zum Standortauswahlverfahren für das zukünftige Atommüllendlager.  Foto: ue

Andreas Sikorski vom niedersächsischen Umweltministerium gab online einen Überblick zum Standortauswahlverfahren für das zukünftige Atommüllendlager. Foto: ue

Gorleben atmet auf. Nachdem im vergangenen Jahr entschieden wurde, dass es kein Atommüllendlager in der seit Jahrzehnten umstrittenen Region geben wird, beginnt die Suche nach einem Ausweichstandort bundesweit erneut. Auch im Landkreis Rotenburg kommen Gebiete für eine solche atomare Müllkippe infrage.
 
Transparentes Verfahren
 
„Es herrscht Einigkeit darüber, dass wir ein Endlager in Deutschland wollen und das es dafür ein transparentes Verfahren geben soll“, so Luttmann einleitend. Und Einigkeit herrsche auch in dem Wunsch, dass „dieses Lager nicht bei uns errichtet werden möge“.
Um einen Überblick über die momentanen und zukünftigen Planungsphasen zu geben, die dazu führen sollen, einen für den Atommüll geeigneten Standort zu finden, gab Andreas Sikorski, Abteilungsleiter 4 „Atomaufsicht, Strahlenschutz“ im niedersächsischen Umweltministerium, einen Überblick zum Standortauswahlverfahren.
Zunächst umriss er die Anforderungen an ein nationales Endlager. Die tiefengeologische Lagerung soll nach seinen Worten „eine bestmögliche Sicherheit für einen Zeitraum von einer Million Jahre bieten“. Wichtig seien ferner eine Rückholbarkeit angelagerten Atommülls während des Betriebes, ein „wissenschaftsbasiertes und transparentes Auswahlverfahren und ein selbsthinterfragendes Verfahren und lernende Organisation“. Fehler, die jahrzehntelang in Gorleben gemacht wurden, will man offensichtlich nicht wiederholen.
 
Fast die ganze Landesfläche betroffen
 
Möglich sollen Endlager in den geologischen Bereichen sein, in denen es Salz-, Ton- oder Kristallingestein gibt. Damit kommen rund 50 Prozent des gesamten Bundesgebietes infrage. In Niedersachsen ist mit 57 möglichen Teilgebieten fast die ganze Landesfläche betroffen.
Im Landkreis Rotenburg gebe es vor allem Salzstöcke und tertiäre Tongesteine. Im Detail bedeutet das: Zwei Teilgebiete im Tongestein, und fünf in vertikalen Salzgestein ermöglichen hier theoretisch die Errichtung eines Atommüllendlagers, wenn abschließend alle für den Bau nötigen Parameter stimmen sollten.
 
Mögliche Ausschlusskriterien
 
Mögliche Ausschlusskriterien für ein Endlager seien nach Aussage Sikorskis Gebiete mit hoher seismischer oder vulkanischer Aktivität. Auch Zonen, die „großräumige Vertikalbewegungen“ aufweisen, seien für ein Atommüllendlager nicht geeignet. Ferner müssten gewisse Mindestanforderungen, wie die Größe des möglichen Endlagers oder der „Erhalt der Barrierewirkung“ eingehalten werden.
Der Abstand zu Wohn- und Naturschutzgebieten, bedeutende Kulturgüter oder auch die Trinkwassergewinnung gehören ebenfalls zu den planungswissenschaftlichen Abwägungskriterien für die Suche.
Das Verfahren zur Endlagersuche gliedert sich im Einzelnen in drei Phasen. In der momentanen ersten Phase gehe es nach Sikorskis Worten vor allem um die Ermittlung von Standortregionen für eine erste überirdische Erkundung, die dann in Phase 2 beginnt und Vorschläge für eine unterirdische Erkundung liefern soll. In Phase 3 schließlich findet diese „untertägige“ Erkundung statt.
Mindestens zwei Standorte sollen dann verglichen werden und zu einem abschließenden Standortvorschlag führen. Die endgültige Entscheidung soll dann in Form eines Bundesgesetzes in Bundestag und Bundesrat fallen.
„Wir entscheiden etwas, das künftige Generationen zu vollziehen haben“, so Sikorski. Seit dem Beschluss zum Ausstieg aus der Kernenergie könne man genau berechnen, wie viel Müll später zu vollbringen ist.“
 
Entscheidung in 2031
 
Momentan sei geplant, dass 2031 die Entscheidung für den zukünftigen Standort fallen soll. Für 2050 ist die Betriebsaufnahme anvisiert, die dann rund 40 Jahre andauern soll. „Wir reden über eine Jahrhundertaufgabe“, machte Andreas Sikorski in seinen Ausführungen klar.


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