„Gradlinig aber nicht immer bequem“ Feierlicher Appel zum Kommandeurswechsel bei den Fallschirmjägern
Seedorf. Mit einem feierlichen Appell erhielt das Fallschirmjägerregiment 31 in Seedorf jetzt einen neuen Kommandeur. Der Kommandeur der Luftlandebrigade 1, Brigadegeneral Dirk Faust, führte Oberst i.G. Thomas Geßner in sein neues Amt ein.
Vorher jedoch galt es, den langjährigen Regimentskommandeur Oberst Christian von Blumröder zu verabschieden. Dafür war nicht nur das Regiment angetreten. Auch viele Vertreter aus der regionalen Politik, Weggefährten und Freunde des scheidenden Kommandeurs waren in die Fallschirmjägerkaserne gekommen, um die Kommandoübergabe zu begleiten.
Christian von Blumröder erinnerte in seiner Rede an die Tugenden, die besonders die Fallschirmjäger als Eliteeinheit der Bundeswehr auszeichnen. Mut und Entschlossenheit prägten die Angehörigen dieser Waffengattung ganz besonders. „Das konnte ich 2010 in Afghanistan beobachten, wenn ein Gefecht unmittelbar bevorstand und jeder wusste, dass gleich auf einen geschossen werden würde und Tod oder Verwundung folgen konnten“, so Christian von Blumröder.
Diese Tugenden zählten jedoch auch im Alltag Zuhause. Der scheidende Kommandeur berichtete von zwei Angehörigen seiner Einheit, die als Ersthelfer an eine Unfallstelle kamen und dort auf vorbildliche Art und Weise handelten. „Solche Beispiele machen mich dankbar und stolz, dieses Regiment dreieinhalb Jahre geführt haben zu dürfen“, sagte von Blumröder sichtlich bewegt.
Er erinnerte an die Professionalität seiner Soldatinnen und Soldaten in den Einsätzen im Irak und Afghanistan, die dadurch „eine exzellente Visitenkarte für Deutschland abgegeben haben“.
Auch auf die desolate Ausrüstungslage der Bundeswehr ging der scheidende Regimentskommandeur in seiner Rede ein: „Professionelle Soldaten benötigen eine erstklassige Ausrüstung, um im Gefecht überleben zu können.“ Zwar spüre man inzwischen, dass „die Trendwende Material sukzessive ankommt“, doch sei man noch lange nicht am Ziel.
Christian von Blumröder bekräftigte zum Abschied sein Vertrauen in alle Bereiche des Regimentes, sodass sein Abschied aus Seedorf für ihn sicherlich kein leichter sein dürfte.
Brigadegeneral Dirk Faust würdigte in seiner anschließenden Rede Oberst von Blumröder als „feinen Kerl und gradlinigen Offizier.“
Um ein Regiment erfolgreich führen zu können, bedürfe es nach seinen Worten eines Charakters, der in der Lage sei, Verbände zu einem wirklich einsatzfähigen Regiment zu formen. Viele würden sich einer solchen Herausforderung heute gar nicht mehr stellen.
Umso größer scheint nach Worten des Generals aber die Schar vorschneller Kritiker zu sein, die er deutlich in die Schranken wies. Viele dieser Kritiker hätten selbst nie in Führungsverantwortung gestanden. „Wer selbst nie ein Bataillon oder Regiment geführt hat, kann bestenfalls eine Meinung haben, aber kann nicht über einen Kommandeur urteilen.“
Von Blumröder habe es stets verstanden, sich das Vertrauen und die Gefolgschaft seiner Soldatinnen und Soldaten zu erhalten. „Ich kenne Sie als loyalen, wenn auch nicht immer unbedingt bequemen Kommandeur“, so Faust weiter.
Was das Regiment unter der Leitung Christian von Blumröders zu leisten vermag, habe man nicht nur in Übungen, sondern vor allem in den Einsätzen im Irak und Afghanistan sehen können, die von den Seedorfer Fallschirmjägern hochprofessionell und mit großem diplomatischen Geschick durchgeführt worden seien.
„Auftrag erfüllt. Dafür danke ich Ihnen“, schloss der Kommandeur der Luftlandebrigade seine Laudatio. Für die neue Verwendung in Berlin wünschte der General dem scheidenden Oberst alles Gute.
Neuer Mann an der Spitze der Fallschirmjäger in Seedorf ist Oberst i.G. Thomas Geßner. 1971 in Dessau geboren, wirkte er zuletzt als Fachgruppenleiter im Ausbildungskommando Fachgruppe I in Leipzig. Geßner trat 1990 in die Bundeswehr ein, studierte Sportwissenschaft in München und erfuhr seitdem unter anderem verschiedene Verwendungen bei den Fallschirmjägern in Varel und Oldenburg.
Unter seiner Führung werden die Soldatinnen und Soldaten in Seedorf weiterhin für den Ernstfall üben und sich für mögliche Auslandseinsätze vorbereiten.
Im Anschluss an den Appell wurde Oberst Christian von Blumröder von seinen Fallschirmjägern stilgerecht mit einem NH 90-Hubschrauber ausgeflogen, bevor zur Ehrenbezeugung später das gesamte Regiment an dem scheidenden Kommandeur nochmals vorbeidefilierte.