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Mareike Kerouche

Eiserne Hochzeit Friedrich und Maria Tiedemann haben nichts bereut

Friedrich und Maria Tiedemann feierten am Dienstag das seltene Fest der Eisernen Hochzeit.  Foto: sla

Friedrich und Maria Tiedemann feierten am Dienstag das seltene Fest der Eisernen Hochzeit. Foto: sla

Lamstedt. 1954 holte die deutsche Fußballnationalmannschaft erstmals den WM-Titel. In diesem Jahr, genau am 21. Mai, trafen Friedrich und Maria Tiedemann eine Entscheidung, die für ihre Zukunft von entscheidender Bedeutung war. Sie schlossen den Bund fürs Leben. Und auch 65 Jahre später bereuen sie diesen Entschluss nicht. Mit einem Empfang in Wallers Gasthaus auf der Hollener Mühle feierte das Paar mit Verwandten, Freunden und Bekannten das seltene Fest der eisernen Hochzeit. „65 gemeinsame Jahre sind wahrlich ein Grund zum Feiern“, sind sie sich einig, obwohl in dieser Zeit nicht nur die Sonne schien. Einige ganz dunkle Wolken tauchten am Himmel auf. Sie verloren zwei ihrer drei Kinder.
In der Lamstedter Grundschule kreuzten sich fast täglich die Wege von Friedrich Tiedemann und damals noch Maria Oellrich. Aber erst einige Jahre später auf dem Bartholomäusmarkt 1950 funkte es zwischen beiden. Zwei Jahre später verlobten sie sich und am 21. Mai 1954 läuteten die Hochzeitsglocken.
„Unser Hochzeitstag verlief recht hektisch“, erzählt Maria Tiedemann. Nach der standesamtlichen Trauung im Hause des Bürgermeisters und Standesbeamten Hinrich Söhl führte der Weg mit einer Kutsche in Richtung „Moor“ zum Elternhaus des Bräutigams, der legendären Gastwirtschaft „Oma vorm Moor“. Nach einem Umtrunk mit den Nachbarn ging es „ganz in Weiß“ zurück zur Bartholomäuskirche. Die Kapelle Popp begleitete nach dem Ja-Wort und dem kirchlichen Segen die Frischvermählten musikalisch in das direkt gegenüberliegende Gasthaus Hinck. Dort wurde im großen Kreis bis in die frühen Morgenstunden das Tanzbein geschwungen.
Ein bewegtes arbeitsreiches und mit vielen Hobbys gespicktes Leben liegt hinter den eisernen Jubilaren, deren Wiegen im Bördezentrum standen. Angesprochen auf seine berufliche Tätigkeit, zunächst bei der Landes- und ab 1977 bei der Cuxhavener Kreisstraßenmeisterei, kommt der mittlerweile 90-jährige Friedrich Tiedemann ins Schmunzeln: „Das war schon fast eine Erbfolge, denn mein Vater und mein Großvater hatten sich diesem Beruf verschrieben.“ Die Kreisstraßen dieser Region kannte er wie den Inhalt seiner Westentasche.
Seit 1992 genießt er das Rentnerdasein und widmete sich noch intensiver seinen Freizeitbeschäftigungen, die er mittlerweile jedoch fast alle eingestellt hat. Bis vor wenigen Jahren schwirrten Bienen durch den Garten. Als sein Opa plötzlich und früh verstarb, übernahm Friedrich Tiedemann dessen 50 Völker. An die erfolgreichen Jahrzehnte der Rassegeflügelzucht erinnern heute die Hähne „Hans“ und „Franz“, die mit ihrem weiblichen Gefolge das häusliche Areal bevölkern. Sein Federvieh präsentierte der erfolgreiche Züchter im gesamten Bundesgebiet. Zehn Jahre stand der eiserne Bräutigam an der Spitze des Rassegeflügelzuchtvereins. 1964 legte er die Jägerprüfung an. Büchse und Flinte befinden sich jedoch mittlerweile im „Ruhestand“. Liebevoll streichelt er seinen Deutsch-Langhaar „Alex“. Friedrich Tiedemann bildete zahlreiche Jagdhunde aus und fungierte als Verbandsprüfer.
Maria Tiedemann (Jahrgang 1931) versorgte in all den Jahren nicht nur ihre Familie. Sie stand auch beruflich ihre Frau. Die Jubilarin besuchte zunächst die Lamstedter Haushaltsschule. Später wechselte sie ins Büro, unter anderem als Fremdsprachenkorrespondentin. Die Molkerei Lamstedt, das Cadenberger Unternehmen Langner und die letzten 24 Jahre vor dem Renteneintritt, die Stader VAW, zählten zu ihren Arbeitgebern. Außerdem engagierte Maria Tiedemann sich viele Jahre als Schriftführerin im DRK-Ortsverein. Gemeinsam mit Ehemann Friedrich unternimmt sie fast täglich eine Tour auf dem Radweg entlang der Landesstraße 116. Fit hält sie sich bei den wöchentlichen Gymnastikstunden des Roten Kreuzes.
Seinen Lebensabend verbringt das aufgeschlossene Paar in ihrem Haus mit großzügigem Garten „Vor dem Moor“. Dort werden beide liebevoll umsorgt von ihrer Tochter Uta. Besonders freuen sie sich, wenn Enkelin Daniela zu einem Plausch vorbeikommt.


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