6.700 Bäume gefällt - BUND erwartet Einschreiten des Kreistages
Landkreis (eb). „Wir sind entsetzt: Auf Nachfrage hat die Kreisverwaltung dem BUND Rotenburg mitgeteilt, dass in den vergangenen fünf Winterhalbjahren an Kreisstraßen unglaubliche 6.700 Bäume der Säge zum
Opfer gefallen sind. Allein im letzten Winterhalbjahr waren es 1.700”, so Vorsitzender Manfred Radtke.
In der Vergangenheit haben sich zunehmend Bürger beim BUND über die zahlreichen Baumfällungen an Kreisstraßen beschwert. Die Nachfragen haben daraufhin diese erschreckenden Zahlen ans Licht gebracht. Das Unverständliche daran: Da es im gesamten Landkreis keine Unfallschwerpunkte gibt, haben alle Bäume Bestandsschutz. Darauf hat die niedersächsische Landesregierung im Dezember 2010 hingewiesen. Wenn es einen Unfallschwerpunkt geben würde, müssten vorher sieben(!) Maßnahmen geprüft werden, bevor ein Baum entfernt werden darf. Für den Landkreis Rotenburg spielt das entsprechende Regelwerk offensichtlich keine Rolle.
Radtke: „Was der Landkreis ebenfalls missachtet, ist die Eingriffsregelung des Bundesnaturschutzgesetzes. Danach besteht für ihn die Verpflichtung, jeden gefällten Baum durch einen Neuen zu ersetzen, und zwar vorrangig an Ort und Stelle. Tatsächlich ersetzt wurde nur jeder Achte.”
Bäume gehören zum Vermögen des Landkreises. Nach einer Veröffentlichung aus dem Jahr 2008 hat ein 20 bis 60 Jahre alter Baum einen Wert von 512 Euro. Unterstellt, dass in den vergangenen zehn Winterhalbjahren im Landkreis 10.000 Bäume gefällt wurden, hatten diese einen Wert von circa 5,1 Millionen Euro. Hinzu kommen die Kosten für die Ersatzpflanzungen. Nach der damaligen Berechnung lagen diese pro Baum bei 1.025 Euro. Dem Landkreis ist durch die Baumfällungen mithin ein unglaublicher Schaden entstanden.
„Der BUND hat die Vorsitzenden aller Fraktionen und Arbeitsgruppen im Kreistag angeschrieben mit dem Ziel, die Fällaktionen der Kreisverwaltung zu stoppen. Außerdem sind die in der Vergangenheit unterbliebenen Ersatzpflanzungen in den nächsten Jahren nachzuholen. Erst vor wenigen Tagen haben Wissenschaftler deutlich gemacht, dass eine Million Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind. Und der Landkreis Rotenburg hat nichts Besseres zu tun, als die Lebensräume, die Straßenseitenräume auch darstellen, zu zerstören. Das muss ein Ende haben.”
Das Schreiben an die Fraktionen, in dem die zu beachtenden Gesetze und vieles mehr aufgeführt sind, kann auf der Homepage des BUND Rotenburg http://rotenburg.bund.net eingesehen werden.