Janine Girth

Wirtschaft mit 2018 zufrieden - Unsicheres Umfeld dämpft Aussichten für 2019

Die IHK hat den Konjunkturbericht 2018 veröffentlicht. Branchenübergreifend bewerten 40 Prozent ihre aktuelle Situation als gut, mehr als jeder zweite Betrieb ist zufrieden. Allerdings sind die Aussichten für 2019 branchenübergreifend allenfalls verhalten. Foto: Fotolia/kurhan

Die IHK hat den Konjunkturbericht 2018 veröffentlicht. Branchenübergreifend bewerten 40 Prozent ihre aktuelle Situation als gut, mehr als jeder zweite Betrieb ist zufrieden. Allerdings sind die Aussichten für 2019 branchenübergreifend allenfalls verhalten. Foto: Fotolia/kurhan

(IHK Stade). Nachdem sich die Lageeinschätzung bei den Unternehmen im Elbe-Weser-Raum im dritten Quartal merklich eingetrübt hatte, zeigte sich die Wirtschaft zum Jahresende wieder optimistischer. Die Auslastung im Baugewerbe legt wieder etwas zu. Der Einzelhandel freut sich über gestiegene Umsätze, während der Großhandel ein etwas höheres Beförderungsvolumen vorweisen kann. Branchenübergreifend bewerten 40 Prozent ihre aktuelle Situation als gut, mehr als jeder zweite Betrieb ist zufrieden. Allerdings sind die Aussichten für 2019 branchenübergreifend allenfalls verhalten. In erster Linie sehen die Unternehmen ihre künftige Entwicklung durch den Fachkräftemangel eingeschränkt. Aber auch steigende Arbeitskosten sowie die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen bereiten Grund zur Sorge. Vor allem die exportorientierte Industrie und die Außenhandelsbetriebe schauen kritisch auf die künftige Entwicklung der globalen Handelsbedingungen.
70 Prozent (Vorquartal: 67 Prozent) der Betriebe gehen von einem in etwa gleich bleibenden Geschäftsverlauf aus. Wie im Vorquartal rechnen aber nur 13 Prozent mit einer eher günstigeren Entwicklung. In erster Linie sehen die Unternehmen ihre künftige Entwicklung durch den Fachkräftemangel eingeschränkt. Aber auch steigende Arbeitskosten sowie die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen bereiten Grund zur Sorge. Vor allem die exportorientierte Industrie und die Außenhandelsbetriebe schauen kritisch auf die künftige Entwicklung der globalen Handelsbedingungen. Trotz weiterhin zurückhaltender Erwartungen legen die Beschäftigungsabsichten zu. Während 71 Prozent (Vorquartal: 67 Prozent) von einem stabilen Bestand ausgehen, rechnet jeder fünfte Betrieb (21 Prozent; Vorquartal: 17 Prozent) mit einer eher expansiven Entwicklung in 2019. Damit könnte sich die positive Entwicklung aus 2018 fortsetzen. Zum Stichtag Ende Juni 2018 (bis dahin liegen die Zahlen der Arbeitsagentur vor) gingen 239.220 Menschen im Elbe-Weser-Raum einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach, 2,3 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2017.
Industrie
Das verarbeitende Gewerbe zeigt sich mit dem Verlauf des vierten Quartals zufrieden. Während elf Prozent (Vorquartal: 15 Prozent) der Industriebetriebe ihre aktuelle Situation als schlecht bewerten, bezeichnen 44 Prozent (Vorquartal: 39 Prozent) diese als gut. Die in- und ausländische Nachfrage nach Gütern aus dem Elbe-Weser-Raum hat sich im Vergleich zum Vorquartal zwar verbessert, bleibt aber hinter den Entwicklungen vergangener Quartale zurück. Während jedes zweite Unternehmen (Vorquartal: 62 Prozent) eine gleichbleibende Anzahl von Bestellungen in seinen Büchern vorfindet, können 24 Prozent (Vorquartal: neun Prozent) gestiegene Auftragseingänge vorweisen. Der Auftragsbestand zeigt sich hingegen wenig dynamisch. Etwas mehr als jeder vierte Betrieb (22 Prozent; Vorquartal: 21 Prozent) bezeichnet seinen Auftragsbestand als zu klein. Demgegenüber ist dieser wie im Vorquartal bei 26 Prozent verhältnismäßig groß. Beim Blick auf 2019 bleiben die Erwartungen eingetrübt. Der Saldo aus positiven und negativen Antworten ist weiterhin im Minus (-9 Punkte; Vorquartal: -15 Punkte). Während zwei Drittel (68 Prozent; Vorquartal: 59 Prozent) von einem ähnlichen Geschäftsverlauf in 2019 ausgehen, rechnet jeder fünfte Betrieb (21 Prozent; Vorquartal: 28 Prozent) mit einer eher ungünstigeren Entwicklung. Beim Exportgeschäft zeigen sich die Unternehmen ebenfalls zurückhaltend. Einige Unternehmen sehen zwar die Chance, sich mit Neuentwicklungen und Produkten „made in Germany“ auf zunehmend schwierigeren Auslandsmärkten behaupten zu können. Dennoch dämpfen die Unsicherheiten im internationalen Umfeld die Aussichten. 74 Prozent (Vorquartal: 61 Prozent) erwarten keine nennenswerten Veränderungen, wohingegen nur noch 16 Prozent (Vorquartal: 26 Prozent) mit Zuwächsen auf den Auslandsmärkten rechnen. Trotz verhaltener Aussichten nehmen die Investitionsabsichten zu. Die globalen Unsicherheiten scheinen die Pläne nicht zu hemmen. 86 Prozent der Industriebetriebe merken an, dass sie ihre Investitionen dadurch (noch) nicht einschränken. Während etwas mehr als jeder zweite Betrieb (53 Prozent; Vorquartal: 50 Prozent) mit etwa gleichbleibenden Ausgaben im Inland rechnet, wollen 38 Prozent (Vorquartal: 34 Prozent) ihr Investitionsvolumen ausdehnen. Der Fachkräftemangel bleibt das größte Risiko für die künftige Geschäftsentwicklung. Mehr als zwei Drittel der Betriebe (68 Prozent) sorgen sich, künftig keine geeigneten Mitarbeiter mehr zu finden. Darüber hinaus schauen sie kritisch auf die Kostenbelastungen. 46 Prozent befürchten weitere Preissteigerungen im Einkauf, vor allem bei den Rohstoffen. Fast genauso viele Unternehmen (45 Prozent) rechnen mit steigenden Lohnkosten in den kommenden zwölf Monaten. Die Beschäftigungsabsichten bleiben stabil. Rund zwei Drittel (68 Prozent; Vorquartal: 61 Prozent) gehen von einem gleichbleibenden Personalbestand aus. Demgegenüber erwarten 25 Prozent (Vorquartal: 31 Prozent) steigende Beschäftigtenzahlen.
Baugewerbe
Die Zufriedenheit im Baugewerbe bleibt weiterhin auf einem hohen Niveau. Zum Jahresende bewerten deutlich mehr Unternehmen als zuvor ihr gegenwärtige Situation als gut (62 Prozent; Vorquartal: 48 Prozent). Wie im Vorquartal ist kein Betrieb unzufrieden. Die Auslastung bleibt ebenfalls hoch. Während 44 Prozent (Vorquartal: 47 Prozent) gleichmäßige Auftragseingänge vorweisen, kann rund jedes dritte Unternehmen (Vorquartal: 30 Prozent) Zuwächse verzeichnen. Damit steigt auch wieder das Auftragspolster. Bei fast jedem zweiten Betrieb (48 Prozent; Vorquartal: 42 Prozent) reicht der Bestand für vier und mehr Monate. Von dieser Entwicklung profitieren auch die Beschäftigungsabsichten. Während rund drei Viertel (76 Prozent; Vorquartal: 91 Prozent) von stabilen Beschäftigtenzahlen ausgehen, erwarten 25 Prozent (Vorquartal: neun Prozent) eine Ausweitung. Auch die Investitionsabsichten legen zu, und zwar deutlich. 39 Prozent (Vorquartal: 24 Prozent) wollen ihre Investitionen erhöhen. Demgegenüber planen nur fünf Prozent (Vorquartal: sechs Prozent), diese zu verringern. Die gute Stimmung spiegelt sich jedoch nicht in den Erwartungen wider. Zwar rechnet nach wie vor die Mehrheit (67 Prozent; Vorquartal: 89 Prozent) mit einem relativ stabilen Geschäftsverlauf. Allerdings nimmt die Zahl der Betriebe zu, die von einer eher schlechteren Entwicklung in 2019 ausgehen. Ihr Anteil steigt von neun auf 19 Prozent. Größtes Risiko ist weiterhin der Fachkräftemangel (70 Prozent). Darüber hinaus schauen die Betriebe kritisch auf die Entwicklung der Arbeitskosten (64 Prozent) und der Inlandsnachfrage (54 Prozent).
Handel
Im Einzelhandel hat sich die Konsumneigung zum Jahresende erhöht. In der Folge freuen sich 44 Prozent (Vorquartal: 33 Prozent) über gestiegene Umsätze, bei 39 Prozent (Vorquartal: 27 Prozent) sind diese in etwa gleich geblieben. 60 Prozent der Einzelhändler (Vorquartal: 55 Prozent) sind zufrieden, etwas mehr als jeder Dritte (34 Prozent; Vorquartal: 31 Prozent) bewertet seine Situation als gut. Während der Binnengroßhandel beim Beförderungsvolumen leicht zulegen kann, werden beim Im- und Export die Zuwächse auf der eine Seite durch Rückgänge auf der anderen Seite ausgeglichen. 57 Prozent der Großhändler (Vorquartal: 51 Prozent) berichten von einem saisonüblichen Geschäftsverlauf, nur sieben Prozent (Vorquartal: neun Prozent) zeigen sich unzufrieden. Insgesamt verbleibt die Zufriedenheit damit auf einem hohen Niveau. Für 2019 gehen sowohl Einzel- als auch Großhandel mehrheitlich von relativ stabilen Umsätzen und Beförderungsvolumina aus. 71 Prozent der Händler (Vorquartal: 65 Prozent) erwarten einen ähnlichen Geschäftsverlauf in den kommenden Monaten. 17 Prozent (Vorquartal: 19 Prozent) rechnen hingegen mit einer eher ungünstigeren Entwicklung. Während die geplanten Investitionsvolumen von großer Stabilität geprägt sind, legen die Beschäftigungspläne im Einzel- und Großhandel zu. Es gehen zwar zwei Drittel der Händler (Vorquartal: 79 Prozent) von konstanten Beschäftigungsverhältnissen aus, jeder vierte Betrieb (Vorquartal: 13 Prozent) rechnet allerdings mit einer expansiven Entwicklung. Größtes Geschäftsrisiko ist aus Sicht der Händler der Fachkräftemangel. Während der Einzelhandel zudem kritisch auf die Entwicklung der Inlandsnachfrage verfolgt, zieht der Außenhandel aufgrund der globalen Konflikte ein potenzielles Einbrechen der Auslandsnachfrage als Risiko in Betracht. Darüber beklagen die Händler, dass die Umsetzung des neuen Verpackungsgesetzes für neue bürokratische Aufwendungen und steigende Kosten sorgt.
Dienstleistungen
Das Verkehrsgewerbe bezeichnet den Verlauf des vierten Quartals mehrheitlich als saisonüblich. Ähnlich ist die Lage im Finanzwesen. Insgesamt nimmt der Anteil der Dienstleistungsbetriebe zu, die ihre Geschäftslage als gut bewerten (31 Prozent; Vorquartal: 24 Prozent). Knapp zwei Drittel (64 Prozent; Vorquartal: 73 Prozent) sind zufrieden. Der Blick auf die kommenden zwölf Monate ist zurückhaltend. Der Saldo aus Positiv- und Negativmeldungen fällt leicht ins Minus (-2 Punkte; Vorquartal: 0 Punkte). Mehrheitlich (72 Prozent; Vorquartal: 66 Prozent) rechnen die Dienstleistungsbetriebe in 2019 mit einer ähnlichen Geschäftsentwicklung wie bisher. Verhalten sind auch die Beschäftigungsabsichten. Es gehen zwar deutlich weniger Unternehmen als zuvor von einer sinkenden Beschäftigtenzahl aus (13 Prozent; Vorquartal: 38 Prozent), demgegenüber erwarten aber wie im Vorquartal auch nur elf Prozent eine gegenteilige Entwicklung. Bei den Investitionen wollen nur noch 18 Prozent der Betriebe (Vorquartal: 37 Prozent) ihr Volumen erhöhen. Etwas mehr (20 Prozent; Vorquartal: 14 Prozent) planen sogar, ihre Ausgaben zu verringern. Aus Sicht der Betriebe gewinnen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen an Bedeutung. Ob globale Konflikte, bürokratische Pflichten oder Regulierungen - 75 Prozent der Dienstleistungsbetriebe sehen durch diese Rahmenbedingungen ein großes Risiko für ihre künftige Geschäftsentwicklung. Im Verkehrsgewerbe sorgt die Erhöhung der LKW-Maut zum 1. Januar 2019 für Unmut. Einige Betriebe befürchten, dass der höhere Mautbetrag nicht ohne weiteres an die Kunden weitergereicht werden könne.


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