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Von den Sünden der heutigen Zeit

Am vergangenen Samstag startete das Artfestival in Worpswede. Bereits zum dritten Mal kommen Künstler:innen zusammen, um ihre Werke zu präsentieren.

Bilder
Der Künstler Peter Klug zeigt seine künstlerischen Arbeiten mit Stolz und Freude.

Der Künstler Peter Klug zeigt seine künstlerischen Arbeiten mit Stolz und Freude.

Worpswede.  "Schon die Eröffnung war überaus gut besucht“, berichtet Mitveranstalter Bhima Griem stolz vom Beginn des einmonatigen Festivals. Teil des Projektes sind, neben etablierten Künstler:innen der Szene, auch lokale Nicht-Verdiener:innen, die unter dem Motto „über:windungen“ ihr Können unter Beweis stellen. „Grundsätzlich geht es darum Vorurteile aus dem Weg zu räumen“, sagt Griem. Dies beginne bereits bei den gesellschaftlich konstruierten Bildern der Stadt Bremen und des Künstlerdorfes Worpswede, die äußerlich scheinbar im absoluten Kontrast zueinanderstehen. „Darüber hinaus geht es aber auch um Vorurteile gegenüber verschiedenen Kunstpraktiken“, so der Mitveranstalter weiter.

 

Aktuelle Themen

 

Ebenso der Klimawandel - Recycling, Verschwendung von Material sowie ein ressourcenschonender Umgang - sind nach wie vor Themen, die künstlerisch bewegen. Verschiedene Teilnehmende nehmen sich dessen an, sodass Besucher:innen zurzeit verschiedene Arbeiten aus aufgearbeiteten Worpsweder Fundstücken, Textilien oder auch Abdrücken, die historische Lokalitäten des Ortes aufgreifen, begutachten können. Zentraler Bestandteil ist zudem das flexible, stetig wachsende Programm. „Das Festival ist fluide konzipiert - für uns steht der Prozess im Vordergrund“, fasst Griem zusammen. Es gehe vor allem darum, zwischen Planungssicherheit und künstlerischer Spontanität, Netzwerke untereinander zu bilden.

 

„Seven Social Sins“

 

Eröffnet wurde im Haus6. Dort zeigen Peter Klug, Angelika Sinn sowie Jörg Kasimir ihre Arbeiten zu Ghandis „Seven Social Sins“ und machten damit einmal mehr auf die Herausforderungen unserer heutigen Zeit aufmerksam. Die bereits 1925 formulierten Thesen hinterfragen das Handeln der Gesellschaft und zeigen durch die jeweilige Verknüpfung zweier Gegensätze, wie die Welt durch das menschliche Verhalten zunehmend aus der Balance gerät.

Sein Kollege Jörg Kasimir habe die „Sieben Sünden“ im Netz gefunden und beiden sei schnell die bis heute bestehende Aktualität der darin angesprochenen Probleme klar geworden, so Peter Klug. „In meinen Radierungen habe ich mich dem Thema dann bildlich, mithilfe der Kaltnadel-Technik, angenähert“, erzählt der bildende Künstler weiter. Dabei werden Zeichnungen in Metall geritzt, anschließend mit Farbe bestrichen und dann auf Papier gedruckt. Für seine sieben Bilder habe er etwa zwei Monate benötigt, erzählt Klug.

„Alles sind Aussagen, die auf das einzelne Individuum abzielen - allein zum ‚Vergnügen ohne Gewissen‘ hat vermutlich jeder von uns direkt zahlreiche Assoziationen“, erzählt Klugweiter. Seine Botschaft wird schnell deutlich: Wenn wir so weitermachen, hält unsere Erde es nicht mehr lange aus. Probleme habe er zunächst bei der Aussage ‚Gottesdienst ohne Opfer‘ gehabt, berichtet der Künstler. „Irgendwann hat meine Frau mir dann die Perspektive eröffnet, dass man sich spirituell erst dann auf Neues einlassen kann, wenn man Altes opfert.“ Entstanden sind letztendlich sieben subjektive, aber dennoch hochinteressante Bilder, die noch lange bei dem/r Betrachter:in nachwirken.

Angelika Sinn verwirklicht ihre Gedanken im Zuge einer Stempelperformance, die aus gesundheitlichen Gründen auf den 20. August 2023 verlegt wird. Hierfür habe die Schriftstellerin Stempel anfertigen lassen, mit denen sie Ghandis Aussagen auf Papier bringt, welches dann anschließend ein Teil des Raumes ausfüllen werde, erklärt Klug. Auf diese Weise gehen die Werke dann - zusammen mit einer Videoarbeit des Kollegen Kasimir, die bereits jetzt zu sehen ist - eine Symbiose ein und regen so noch einmal besonders zur diskursiven Betrachtung an.

 

Weiterer Verlauf

 

„Außerdem dürfen sich die Besucher:innen in den kommenden Wochen noch auf Buchausstellungen, (Sound-)Installationen, Konzerte und vieles mehr freuen, die man in den mitwirkenden Institutionen besuchen kann“, so Bhima Griem. Informationen dazu lassen sich der Website entnehmen, die auch während des Festivalmonates immer wieder aktualisiert und um neue Termine ergänzt wird.


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