

Worpswede. Der Niedersachsenstein auf dem Weyerberg in Worpswede ist nicht wiederzuerkennen. Umhüllt von weißen Planen erinnert er an den 1995 vom Künstlerpaar Christo und Jeanne Claude verhüllten Berliner Reichstag. Notwendig wurde die aufwendige und kostspielige komplette Einrüstung des Baudenkmals, weil das baufällige Gebäude umfangreich saniert werden soll.
Alleine das an fünf Tagen aufgebaute, stählerne Gerüst schlägt mit Kosten von rund 35.000 Euro zu Buche. Die Gesamtausgaben des Restaurierungsprojekts liegen bei rund 700.000 Euro. Etwa die Hälfte dieser Kosten wird durch die Förderung des Bundes gedeckt. Die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz sind ebenfalls Unterstützer des Projekts. Dazu gibt es LEADER-Fördermittel. Christoph Bayer und Alexander Goldschweer vom Vorstand der Stiftung Worpswede sind sich einig: „Die zugesagten Fördermittel müssen reichen. Sollte es zu höheren Kosten kommen, müssen wir die anstehenden Arbeiten priorisieren“.
In die Jahre gekommen
Die im Volksmund auch gerne „Backsteinvogel“ genannte und vom Künstler Bernhard Hoetger entworfene expressionistische Großplastik wurde am 10. September 1922 feierlich eingeweiht. Im Laufe der Zeit kam es immer wieder zu Sanierungsarbeiten, die aus heutiger Sicht teilweise unsachgemäß durchgeführt wurden. Aktuell ist das Monument an vielen Stellen brüchig. Kleinere und größere Gesteinsbrocken lösen sich aus dem porösen Mauerwerk. Durch den Einbau fehlerhafter Materialien wie ungeeigneter Klinkersteine konnte Wasser in die Fugen eintreten und nicht wieder entweichen. Im Winter kam es dann durch Frosteinwirkungen zu den entsprechenden Absprengungen. Sogar kleine Stalaktiten bildeten sich an der Außenfassade. Diese entstehen normalerweise in Tropfsteinhöhlen, wenn kalkhaltiges Wasser durch Risse ins Gestein sickert.
Mit der jetzigen Sanierung des Niedersachsensteins wurde das Planungsbüro „quartier vier“ aus Leipzig beauftragt. Die Fachleute sind bereits seit längerer Zeit mit der Sanierung des „Kaffee Worpswede“ beauftragt und konnten somit erste Erfahrungen mit dem Baustil von Bernhard Hoetger sammeln. Die Architekten Timm Fröhlich und Kim Wortelkamp sind überzeugt: „Wir haben heute wesentlich mehr Kenntnisse und Wissen bei der Sanierung solcher historischen Gebäude. Ziel ist eine nachhaltige Sanierung. Dabei wollen wir aber auch dem bildhauerischen Ansatz Hoetgers gerecht werden“.
Fertigstellung im Herbst 2026
Mit der Einrüstung des Niedersachsensteins wurde ein erster Schritt getan. In den nächsten Wochen wird das Gebäude zusätzlich überdacht, sodass kein Wasser mehr von außen eindringen kann und das Mauerwerk entsprechend abtrocknet. Im Frühjahr nächsten Jahres folgen dann die Ausschreibungen für die notwendigen Gewerke.
Wenn alles nach Plan verläuft, hoffen die Beteiligten im Herbst 2026 das Denkmal den Worpswede-Besuchern im neuen Glanz präsentieren zu können. Alexander Goldschweer weist darauf hin, dass während der gesamten Renovierungsphase der Baustellenverkehr über den Weyerberg geführt werden muss und bittet die Gäste des Künstlerortes um Verständnis für diese Maßnahme.