Patrick Viol

Viols Einsatz: Die Totengräberin der Hoffnung

Kolumne, die auf einen Punkt kommt. Diesmal: Über den Judenhass als Hoffnungsträger in der Linkspartei.

Dem Bewusstsein einen Cestoda lingua einzusetzen, der - im Gegensatz zum Bandwurm im Darm - seinen Wirt stärkt, damit  Populismus keinen Nährboden findet, ist das Anliegen dieser Kolumne.

Dem Bewusstsein einen Cestoda lingua einzusetzen, der - im Gegensatz zum Bandwurm im Darm - seinen Wirt stärkt, damit Populismus keinen Nährboden findet, ist das Anliegen dieser Kolumne.

Bild: ZHURAVLEV ANDREY

Dass die Linkspartei auf jenem Parteitag, auf dem sie sich im revolutionsromantischen, ihre eigene Bedeutungslosigkeit überspielenden – und damit der den eigenen Status-quo-Fetisch kaschierenden Machersprache der Union wesensverwandten – Jargon zur Organisatorin der Hoffnung stilisierte, zugleich die Jerusalem Declaration on Antisemitism (JDA) als „tragfähige“ Definition und Grundlage ihres Kampfes gegen Antisemitismus beschloss, die hinter den Forschungsstand und historisch-politische Erkenntnisse zurückfällt und nicht nur nicht hilft, Antisemitismus – als vom Kapitalfetisch bedingte, historisch wandelbare, postnazistisch codierte und hochgradig widersprüchliche Ausdrucksform moderner Menschenverachtung – zu begreifen, sondern explizit darauf zielt, antizionistische Blut-und-Boden-Judenhasser, die hierzulande Juden als Zionisten wahlweise verfolgen, verprügeln oder den Zutritt zu Unis verweigern und in Israel und Gaza nicht nur israelische Soldaten, sondern jüdische Frauen und Kinder bestialisch massakrieren wie jene eigenen Leute, die sich den islamischen Endlösern der Judenfrage aus Angst vorm Verhungern entgegenstellen, vom Antisemitismus freizusprechen, bezeugt nicht nur einen hilflosen wie denkfeindlichen und an SED-Zeiten erinnernden Definitionalismus der Linkspartei, der das anhaltende Antisemitismusproblem in den eigenen Reihen nun per Beschluss erledigen soll, und ein linkes Schlussstrichbedürfnis danach, die Kategorien ihrer Kritik „judenrein“ zu halten, was heißt, sie vor der Reflexion auf die Shoah abzuschirmen, die Antizionismus als Antisemitismus erkennen ließe, sondern belegt darüber hinaus, dass ein bedeutender und tonangebender Teil der Linken, nachdem das Proletariat als Hoffnungsträger und historisches Subjekt der Freiheit abgedankt hat, seine Hoffnung auf Veränderung auf autoritäre Bewegungen projiziert, womit die Partei sich nicht als radikal kapitalismuskritisch, sondern als regressive Totengräberin nicht des Kapitals, sondern der Hoffnung und der Freiheit erweist.


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