Stress kann krank machen

Ich stand damals unter Dauerstrom. Beruflich war ich jeden Tag gefordert, Entscheidungen zu treffen. Dazu kamen hunderte Kilometer im Auto, ständige Erreichbarkeit für Kollegen und das Büro – und trotzdem wollte ich meine Freundschaften pflegen – ein Teil von zu Hause sein. Ich dachte, mit Sport könnte ich all das ausgleichen.

Die Realität sah anders aus: Gestörter Schlaf, innere Unruhe, Gereiztheit, Kopfschmerzen. Ich verschlang unglaubliche Mengen an Süßem, das Gläschen Wein zum Abendessen, hatte Verdauungsprobleme bis hin zu Magenschmerzen – manchmal fühlte es sich an, als würde mein Blut durch meine Adern rasen. Auszeiten? Fehlanzeige.

Mein Körper zog schließlich die Notbremse – nichts ging mehr. Heute weiß ich, dass ich Glück hatte: Bluthochdruck ist an mir vorbeigegangen, mein Herz hat mir verziehen, meine Verdauung funktioniert wieder und die Magenschmerzen sind verschwunden. Auch die Lektion, dass Zucker und Süßkram nur die Ausnahme sein sollten, habe ich gelernt.

Dauerstress ist kein harmloser Begleiter. Er treibt Blutdruck und Blutzucker hoch, stört den Stoffwechsel und belastet Herz, Magen und Darm. Wer nicht gegensteuert, riskiert auf Dauer Erkrankungen wie Diabetes Typ 2, Herzerkrankungen, Autoimmunerkrankungen – und das ist alles andere als ein Vergnügen.

Heute weiß ich: Entspannung ist nicht verhandelbar. Runterfahren, loslassen – das kann jeder lernen. Bewegung ist ein Schlüssel: Radfahren, Treppensteigen oder sich einfach mal richtig anstrengen helfen dem Körper, Stresshormone abzubauen. Genauso wichtig sind Entspannungstechniken wie bewusste Atemübungen, Progressive Muskelentspannung, Yoga oder Meditation.

In Kombination lassen diese Strategien den Cortisolspiegel sinken – und geben Körper und Geist die Möglichkeit, wieder ins Gleichgewicht zu kommen.

Für mich ist das heute kein Luxus mehr, sondern tägliche Pflicht. Und der Grund, warum ich nicht wieder in den Strudel von damals geraten werde.

Sandra Fricke ist Sucht- und Stress-Coach, Yogalehrerin und Schlafberaterin.