Janine Girth

Nein sagen, reicht oft nicht - Selbstschutzlehrgang für Frauen war gefragt

Buschhausen (jgir). Als die über 30 Frauen am vergangenen Sonntagmorgen bei eisigen Temperaturen die Sporthalle in Buschhausen betraten, ahnten sie nicht, wie schnell ihnen heiß werden würde. In einem Selbstschutzlehrgang für Frauen erlernten sie wichtiges Know-how zum Thema Notwehr und erste Techniken für den Ernstfall. Wieder einmal ausgebucht war der Lehrgang und alle Teilnehmerinnen waren engagiert und aufmerksam über die gesamten vier Stunden dabei.
„Die Lehrgänge für Frauen sind zunehmend beliebter“, weiß Marco Gevatter, der gemeinsam mit Kompagnon Andree Kathage eine Sicherheitsfirma leitet und selbst Personenschützer, Kampfsportler und Trainer ist. „Viele Frauen sind verunsichert, die permanenten Schlagzeilen über Raub, Vergewaltigung oder Belästigungen im öffentlichen Raum spielen hier eine große Rolle. Aber das ist nicht das Einzige, viele Frauen möchten sich einfach sicherer fühlen, wenn sie unterwegs sind“, so der Kampfsporttrainer für Krav Maga Combat, einer realitätsnahen Form der Selbstverteidigung. Auch in bestimmten Berufsbildern komme es immer wieder zu Übergriffen, was die Frauen stark belaste. „Ich arbeite in der Pflege und hatte schon die ein oder andere unangenehme Situation“, berichtet eine Teilnehmerin des Lehrganges im Gruppengespräch über das Thema Notwehr vor Beginn des aktiven Lehrgangsteils. „Man kann ruhig wissen, in welchem rechtlichen Rahmen sich der Begriff Notwehr bewegt, im Ernstfall sollen Frauen aber auch wissen, dass und wie sie Leib und Leben schützen können, oder es zumindest versuchen können“, berichtet Marco Gevatter. „Es gibt eine Hemmschwelle, gerade auch im beruflichen Bereich, aber es gibt auch einen persönlichen Radius um den eigenen Körper, den jede Frau verteidigen darf“.
Mit anstrengenden aber effektiven Schlagübungen mittels Tritt- und Schlagkissen konnten die Frauen dann ihre Armmuskeln ausprobieren und auch die anschließenden Tritttechniken ließen so manche Dame ordentlich ins Schwitzen geraten. „Man denkt gar nicht, welche Kräfte man mobilisieren kann und im Notfall ist es gut, wenn man sich da selbst schon einmal ausgetestet hat“, stellt eine Teilnehmerin fest, die schon sichtlich außer Atem ist. „Die Mädels sollen sehen, was sie eigentlich können, aber ich sage immer dazu, ohne regelmäßiges Üben bringt das nichts. Sie gehen heut hier raus und haben bereits morgen die Hälfte vergessen. In einigen Wochen bleibt nichts davon, wenn kein Training stattfindet. Die Routine ist wichtig, um die Hemmschwelle zu überwinden und um die Techniken zu verinnerlichen“, so Gevatter.
Zum Ende der vier Stunden Dauer-Power wartete auf die Frauen noch eine ungeahnte und psychisch enorm anspannende Situation. Abgelenkt durch einige Personen springen zwei in Schutzanzüge gehüllte Männer aus dem Nichts und greifen an. „Jetzt müssen sie zeigen, was sie heut alles mitgenommen haben“, erklärt Marco Gevatter das Szenario. „Realistisch nachgestellte Angriffsituationen unter Adrenalin bringen die Frauen zu Höchstleistungen“. Und das bekamen auch die beiden Angreifer deutlich zu spüren, denn alle Frauen wehrten diese mit Bravour ab und konnten einmal authentisch nachvollziehen, wie sich so ein Notfall anfühlen könnte und zu was man selbst fähig ist, wenn man es probiert. Immer mittwochs können interessierte Frauen und Männer das in Buschhausen tun. Ein dauerhafter Kurs für Krav Maga Combat unter Leitung von Marco Gevatter beginnt immer um 19 Uhr und ist ab 14 Jahre.


UNTERNEHMEN DER REGION