

Osterholz-Scharmbeck. Die Europa-Union Deutschland (EUD) ist nach eigener Aussage die größte Bürgerinitiative für Europa in Deutschland und wurde bereits im Dezember 1946 in Syke gegründet. Rund 17.000 Mitglieder in 16 Landesverbänden und etwa 300 Kreis-, Orts- und Stadtverbänden engagieren sich für die europäische Einigung.
Jörg Struckmeier übernahm Anfang dieses Jahres den Vorsitz des Osterholzer Kreisverbands der Europa-Union vom heutigen Ehrenvorsitzenden Marcus Oberstedt. Die Initiative will Bürgerinnen und Bürger unter anderem bei öffentlichen Vortragsveranstaltungen und Diskussionsforen über die aktuelle Europapolitik informieren.
Rund 20 Gäste kamen in der vergangenen Woche ins Boccadillo und diskutierten gemeinsam mit dem Referenten Hauptmann Florian Kröger über das Thema „Krieg vor der Haustür – Die strategischen Antworten Europas“. Kröger ist Jugendoffizier beim Bremer Landeskommando der Bundeswehr und referiert regelmäßig vor Schulklassen.
Aktuelle Diskussion um die Sicherheitspolitik
Hauptmann Kröger fasste in seinem Vortrag die aktuelle Situation rund um den kriegerischen Konflikt zwischen Russland und der Ukraine zusammen. Trotz vereinzelter Uneinigkeiten würden die meisten EU-Mitglieder ihre Entschlossenheit, die Ukraine so lange wie nötig zu unterstützen, bekräftigen. Neben finanzieller Hilfe seien vor allem Waffenlieferungen und die Ausbildung von Soldaten weiterhin dringend geboten. Kröger weiß aber auch zu berichten: „Es gibt nicht nur einen Mangel an Waffen und Munition. Auch die einsatzfähigen Soldaten werden immer älter und letztlich hat die Ukraine zu wenige, die nachkommen.“ Deutschland müsse mehr Verantwortung und eine führende Rolle in Europa übernehmen. Dies sei nicht erst so, seitdem Donald Trump wieder US-Präsident ist, sondern auch Joe Biden forderte in seiner Amtszeit bereits mehr militärische Eigenverantwortung von Europa und Deutschland. Hauptmann Kröger ist der festen Überzeugung: „Die einzige Sprache, die der russische Präsident Wladimir Putin versteht, ist militärische Stärke.“
Für sein Auditorium hatte der Jugendoffizier noch eine Buchempfehlung im Gepäck: „Nicht einen Schritt weiter nach Osten“. Darin wird das Jahrzehnt zwischen dem Mauerfall und dem Aufstieg Putins beschrieben und wie es zu den Spannungen, die unsere heutige Welt bestimmen, kommen konnte.
Konfliktthema Wehrdienst
Großen Raum an diesem Abend nahm auch das Thema der erneuten Wehrpflicht in Deutschland ein. Verteidigungsminister Pistorius favorisiere aktuell das skandinavische Modell, das auf Freiwilligkeit basiere. Danach sollen alle jungen Frauen und Männer einen Fragebogen erhalten, in dem das Interesse an einem Dienst in der Bundeswehr abgefragt werde. Männer müssen diesen Fragebogen ausfüllen, für Frauen sei die Teilnahme freiwillig.
Geeignete Kandidaten werden anschließend zur Musterung eingeladen. Intern werde bei der Bundeswehr mittelfristig mit einem Bedarf an 460.000 Soldaten und Reservisten gerechnet.
Bei einer generellen Wehrpflicht, die nicht auf Freiwilligkeit beruht, sieht Hauptmann Kröger aktuell große Herausforderungen: „Zurzeit haben wir in Deutschland zu wenig Kasernen, Waffen, Uniformen und vor allem Ausbilder, um größere Kapazitäten an Wehrpflichtigen aufzunehmen.“