Menschenkenner, Träumer, Künstler
Lilienthal. Die Lilienthaler Kunststiftung möchte im Herbst/Winterhalbjahr 2023/2024 über die niedersächsischen Grenzen nach Mecklenburg-Vorpommern schauen. Dort entdeckte sie den Professor für Klinische Psychologie und Gesprächspsychotherapie von der Humboldt-Universität zu Berlin, dessen große Leidenschaft die Malerei wurde.
Als Autodidakt dauerte es eine Weile, bis Johannes Helm die wesentlichen Grundlagen des Malens erlernt und verstanden hatte. Ab 1975 verstärkte sich sein Wunsch, Maler zu werden, verbunden mit dem Wunsch, die Großstadt Berlin zu verlassen. In der weiten mecklenburgischen Landschaft bei Neu Meteln, unweit von Schwerin, fand er mit seiner Frau Helga Schubert - Psychologin, Schriftstellerin und sehr bekannte Ingeborg Bachmann Preisträgerin - seine Traumlandschaft, die die Folie für einen großen Teil seiner bislang über 1000 Gemälde abgab.
Ein eigenes Reich fernab der Großstadt
Dieser kleine Ort galt lange als Teil der kleinen Künstlerkolonie Drispeth, in der sich Künstler wie Thomas Nikolaou, Joachim Seypel, Werner Lindemann, Daniela Dahn, Jochen Laabs, Wolf Spillner und Christa und Gerhard Wolf eine Utopie zur realsozialistischen Wirklichkeit schufen. Immer wieder lässt sich Johannes Helms Bewunderung für Claude Monet erkennen. Er trachtet nicht so sehr der Malweise nach, sondern eher dessen Motiven und wie dieser hat sich auch Johannes Helm weit ab der Großstadt sein eigenes Reich mit reichlich eigenen Motiven geschaffen. In seinen Arbeiten schließt Johannes Helm jedoch eher an die Tradition der Naiven wie Albert Ebert oder Paul Schultz-Liebisch an. Aus einfachen Anfängen des Malens und ebensolcher Motive haben sich die Themen seiner Werke von Jahr zu Jahr erweitert und verschoben: mal sind es die Bäume, die ihn interessieren, dann der weite und endlose Himmel, dann sein Garten oder Ereignisse, die sich in seinem kleinen Dorf ereignet haben. Der Horizont seiner Arbeiten ist weiter geworden. Und im Alter kamen wie von selbst vermehrt religiösen Motive hinzu. Aber auch Selbstbildnisse finden sich in all den Jahren der Arbeit.
Spielerisch und stets authentisch
Es ist möglicherweise das Geheimnis der Naivität, die einen ungewöhnlich intensiven Zugang des Betrachters zu den Gemälden ermöglicht. Johannes Helm schafft es, die Inhalte seiner Weltsicht spielerisch, aber stets authentisch auf die Leinwand zu bringen. Er selbst nennt diese Malgrund. Es ist sein Wortspiel, das den tatsächlichen Stoff benennt, auf dem er seine Bilder malt, und gleichzeitig sind diese „Malgründe“ über Jahrzehnte gewachsene Dokumente und Zeugnisse, sowie Beweggründe, warum er seit seinem 44. Lebensjahr malt.
Über viele Jahre hat der heute 96-jährige seine Gemälde jeden Sonntag in seiner eigenen Galerie ausgestellt: Mit Veranstaltungen und vielen Freunden. Jetzt sind über 70 Gemälde erstmalig in großem Umfang außerhalb seines Heimatortes in der Lilienthaler Kunststiftung zu sehen. Die Ausstellung wird am 29. Oktober um 15 Uhr eröffnet.