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Patrick Viol

Kommentar: Helfen ist ganz einfach

Wenn Menschen an Drogeriemarktkassen versuchen, das Recht des Stärkeren durchzusetzen, dann scheinen die letzten Tassen aus dem Schrank der Menschheit gefallen zu sein. Unserer Redakteur hat sich das rücksichtlose Verhalten der Menschen in der Corona-Krise angeschaut.
Foto: Adobe Stock

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In den sozialen Medien berichtet das Magazin buten und binnen sachlich und ohne reißerischen Ton über Neuansteckungen in Niedersachsen und Bremen. Einige Reaktionen zu dem Beitrag sind irritierend, wenn nicht gar verstörend: Alles nur Panikmache. Und: Ich lass mich doch nicht in meiner Freizeit einschränken.
Hinter dieser vermeintlichen Rationalität und Abgeklärtheit verstecken sich Angst und Ignoranz zugleich. Denn wem ein Bericht über Neuansteckungen als Panikmache erscheint, ist alles andere als abgeklärt. Er hat Angst. Doch wer behauptet, das sei doch alles nicht so schlimm und die ganzen Veranstaltungsabsagen seien übertrieben, der macht nicht nur auf den Ernst der Lage abwehrenden harten Hund. Er bringt andere in Gefahr.
Wer sagt, mir kann das Virus doch nichts anhaben, ich bin doch jung und gesund und deswegen verhalte ich mich wie sonst auch, handelt unsolidarisch und ignorant gegenüber den im schlimmsten Fall tödlichen Konsequenzen, die solch ein Handeln für Alte, Kranke, Schwangere und auch für Menschen mit Behinderungen in dieser Situation mit sich bringen kann. Wer sich verhält wie sonst auch, wird aufgrund der pandemischen Dynamik des Virus zur willentlichen Bedrohung der Schwachen unserer Gesellschaft.
Ebenso die andere Seite. Jene, die nun vollends am Rad drehen und an DM-Kassen zu schreien und beleidigen beginnen, weil sie nur eine anstatt vier Ladungen Klopapier kaufen dürfen. Was befürchten diese Leute? Haben die allesamt eine Waschlappen-Phobie? Und jene, die in Krankenhäusern Desinfektionsmittel stehlen. Glauben diese Leute, ihr Bedürfnis, mit sauberen Griffeln in der Nase zu bohren, rangiere über dem von kranken Menschen, hygenisch einwandfrei behandelt zu werden?
Sowohl das runterspielende wie das panisch-rücksichtslose Verhalten lässt sich moralisch nicht rechtfertigen. Ob man nun Angst hat vor einer Ansteckung oder nicht - das spielt für das richtige Verhalten der meisten überhaupt keine Rolle. Man muss sich lediglich fragen, ob man ein Mensch sein will, der die Schwächsten unserer Gesellschaft in Gefahr bringen will oder nicht. Ob man das barbarische Recht des Stärkeren oder Solidarität vertreten will.
Denn gegen das Virus und zum Schutz jener vom Virus am stärksten bedrohten Menschen hilft in dieser Situation am nachhaltigsten, dass man seine Ausbreitung verlangsamt. Damit das Gesundheitssystem die Infizierungen und andere Notfälle zugleich auffangen kann.
Beatmungsgeräte sind in den Krankenhäusern nicht unendlich vorrätig. Werden mehr Menschen zur gleichen Zeit infiziert, werden die lebensrettenden Beatmungsgeräte knapp. In Italien müssen Ärzt*innen - so bitter und schlimm es ist - mittlerweile entscheiden, wer leben darf und wer nicht.
Dass erkrankte Menschen und medizinisches Personal nicht in diese unerträgliche und schmerzvolle Situation gelangen - dazu können alle beitragen. Indem sie alle Kontakte so weit wie möglich runterfahren. Bleiben Sie also nach Feierabend und an den Wochenenden zu Hause. Und veranstalten Sie keine Corona-Partys. Das ist keine Einschränkung, sondern ein Einsatz für das Leben von Menschen. Ganz einfach.


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